Ringwelt 10: Hüter der Ringwelt
ihrem Platz am Ufer des Baches. Zwischen ihnen schlief Akolyth. Hanuman und der Angehörige des Erdvolkes waren nirgends zu sehen. Die Hinsh waren aufgebrochen. Hangabwärts, zum Bach hinunter, standen Melonenbäume; Melonenschalen lagen überall. Der orange-braune Fellberg, der neben dem Teich lag, das war der schlafende Akolyth.
Louis ging hinunter.
Er rechnete damit, dass der Kzin aufwachen würde, wenn Louis sich näherte, doch Akolyth rührte sich nicht. Seine Flanken hoben und senkten sich. Gut: Der Kzin atmete noch. So, was mochten die ARMs wohl im Schilde führen?
Louis schwang sich auf ein Flugrad und hob ab.
Claus und Roxanny befanden sich auf der anderen Seite des Flüsschens, hinter einem Hügel. Sie machten sich an dem schweren, schmalen rechteckigen Gegenstand zu schaffen, der einem Ziegelstein ähnelte und den sie im Gepäckraum von Louis’ Flugrad untergebracht hatten. Der Ziegelstein entfaltete sich zu einer Art Holoschirm mit Tastatur: die Datenbank ihres kleinen Raumschiffs.
Wembleth und Hanuman spähten an den beiden vorbei auf das Hologramm-Display. Roxanny sah Louis und winkte ihm zu. Er erwiderte den Gruß.
Es sah nicht so aus, als würden sie irgendwelche Geheimnisse für sich behalten wollen. Louis kehrte zum Teich zurück.
Jetzt hatte sich Akolyth dort aufrecht hingesetzt und streckte sich. Er blickte sich um. »Wo sind denn alle hin?«
»Auf der anderen Seite des Flusses. Geht es dir gut?«
»Gut satt und gut ausgeschlafen. Ich habe einen kleinen Hirsch oder irgendetwas in der Art erlegt. Louis, niemand hat mir gesagt, dass ich mich nicht hätte voll fressen dürfen! Wir hätten dafür sorgen sollen, dass immer irgendjemand Wache hält.«
Jetzt streckte auch Louis sich. »Ich hatte mich schon gefragt, ob sie dich vielleicht betäubt haben. Hey, ich habe genauso fest geschlafen wie du! Die ARMs führen irgendetwas im Schilde, glaube ich, aber Hanuman behält sie im Auge. Sollen wir mal nachschauen?«
Sie nahmen ein Flugrad und schwebten hinüber.
Claus erwartete sie schon, als sie landeten. Er sagte: »Luis, Akolyth, ich möchte gerne eure Aussagen dazu aufzeichnen, was ihr in der Nähe des Lochs im Boden der Ringwelt gesehen habt. Habt ihr etwas dagegen?«
Louis hatte eine ganze Menge dagegen, aber er wusste nicht, wie ›Luis‹ das seinem Gegenüber würde klar machen können. »Dann zeig uns aber, wie das genau geht!«, entgegnete er.
»Erst nur der Kzin«, beschloss Claus.
»Wir werden einander helfen«, widersprach Louis, und Akolyth brummte zustimmend. Dann wollte auch Wembleth mitmachen. Auf diese Weise wechselten die drei einander ab, bis aus dem Bericht mehr eine lebhafte Unterhaltung geworden war.
Louis baute ganz darauf, dass die ARMs keine Instrumente besaßen, mit deren Hilfe sie anhand des Zitterns der Stimme Lügen als solche hätten enttarnen können. An Bord der Gray Nurse oder einem anderen Schiff in der Flotte der ARM war das vielleicht anders.
Als es darum ging zu beschreiben, was ›Luis‹ gesehen hatte, blieb Louis streng bei der Wahrheit. Sie hatten sich in einem Gebäude aufgehalten: Sie hatten die Explosion nicht miterlebt (und Luis wusste nichts über großtechnisch hergestellte Antimaterie). Als er und Akolyth von … irgendwo … angekommen waren, hatte es plötzlich grelles Licht gegeben, nicht viel heller als die Sonne selbst, dabei aber gewaltig. Und dann hatte ein leuchtend gelber Ring, groß wie ein ganzes Gebirge, den Weg in die Region versperrt, die sie sich eigentlich hatten anschauen wollen.
Er wurde auch zu seiner Herkunft befragt. Louis improvisierte, aber er blieb dabei recht einsilbig. Ein Zwanzigjähriger besaß nicht die Erinnerungen mehrerer Jahrhunderte, er würde Geschichten noch nicht gut erzählen können, und er verhielt sich gewiss ein wenig scheu, wenn er mit Älteren zu tun hatte. Akolyth, der wirklich erst zwölf Jahre alt war, konnte sich an seine eigenen Erinnerungen halten, weil Chiron (wie Luis einwarf) dem noch nicht ausgewachsenen Kzin niemals persönlich gegenübergetreten war. Luis spekulierte laut darüber, dass der Puppenspieler vielleicht Angst habe.
Und die Datenbank faszinierte alle drei Gesprächspartner.
Protektor – 1. Erwachsenes Stadium der Spezies der Pak; die einzelnen Entwicklungsstufen lauten: Kind, Brüter, Erwachsener. 2. Allgemein alle Hominiden, die von den Pak abstammen. Auch dort existiert die Entwicklungsstufe der Brüter, in der sie normalerweise ihr ganzes Leben verbringen; das
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