Ringwelt 10: Hüter der Ringwelt
sonst niemals eine Frau behandelt. Roxanny war erstaunt. Sie war auch noch nicht ganz bereit gewesen, doch sie schlang ihre Arme und Beine um ihn. Wieder war er ihr Gefangener. Louis Wus Verstand verabschiedete sich.
Als er wieder zu sich kam, bemerkte er, dass er sinnlos vor sich hinplapperte, und er fragte sich, ob er dabei unwissentlich irgendwelche Geheimnisse preisgegeben hatte. Roxanny, die ihn immer noch mit ihren Beinen festhielt, lachte. »Wow, bist du angetörnt!«
Und die Hinsh hatten sich lautlos auf sie zubewegt und standen nun um sie herum.
Die Frauen knieten beim Rishen. Wenn sie sich mit ihren Männern paarten, dann knieten beide. Die Männer beobachteten, wie die Fremden mit ihren Frauen umgingen und vollführten als Kommentare halbwegs übersetzbare Gesten. Sie fanden die kleinen Männer lustig. Wembleth, der Kleinste, war der Lustigste. Sie stellten fest, dass er kitzelig war.
»Es tut mir leid, Roxanny. Ich habe die Beherrschung verloren«, entschuldigte Louis sich. Er fühlte sich, als habe er sich mit einem der Blutsauger der Ringwelt gepaart: So ohne jeden Verstand war es passiert, so intensiv. Aber er wagte nicht, ihr davon zu erzählen!
Sie tätschelte seine Wange. »Sehr belebend. Mein Implantat funktioniert noch neun Jahre, und das ist eine tanj gute Sache.«
»Ich bin fruchtbar«, sagte Louis.
»’türlich bist du das.« Sie stand auf, drehte ihm den Rücken zu, die Hände auf den Hüften. »Das habe ich dir wirklich nicht abgekauft! Rishathra? Das war ja wohl kaum die ganze Wahrheit, die du mir da erzählt hast, Luis! Aber … sollen wir nicht zu ihnen hinübergehen?«
Was?! »Aber wir sind ein Paar! Du würdest sie schockieren!«
Roxanny griff nach einer Melone, brach sie in zwei Teile und bot eine davon einem Elf an.
Der Elf war schockiert. Dann lachte er, kniete sich hin und zog sie zu sich. Louis errötete … und griff nach einer Melone.
Im Licht der Abenddämmerung – es war zu dunkel, um noch sagen zu können, welche Früchte schon reif genug waren – hörten die Hinsh mit dem Essen und Rishen und Paaren auf und stellten sich vor; eine sonderbare Umkehrung der sonst üblichen Reihenfolge. Ihre Namen waren lang und beeindruckend.
Wembleth zog Louis ein Stück beiseite und sagte: »Die Hinsh sind wie andere, dort, wo ich schon hingewandert bin. Wenn Fremde nur für kurze Zeit bleiben wollen, dann verwenden sie kurze Namen, die man leicht lernen kann. Das kann dann bedeuten geht bald wieder weg! Aber siehst du die ganzen Früchte hier? Der Wind hat hunderte Male ihr eigenes Körpergewicht an Früchten zu Boden geworfen! Jeder Fremde, der davon isst, sorgt dafür, dass weniger davon verdirbt. Wir sind hier sehr willkommen.«
Louis fühlte sich auch willkommen. Aber Rishathra war nicht das Gleiche wie Sex. Sein Körper wusste das. Sein Körper wollte Roxanny.
Und Claus wollte ihn bluten sehen.
Die Nächte auf der Ringwelt waren nur selten so dunkel, dass man gar nichts mehr hätte sehen können. Die Hinsh wollten nicht schlafen; sie unterhielten sich. Die ARMs hörten hauptsächlich zu.
Louis fragte nach den gehörnten Tieren. »Die Grasfresser? Die stören uns nicht, wir stören sie nicht«, erklärte ein Mann. Über den Himmel sagte er: »Die Sterne haben früher ihren Kurs gehalten. Wir konnten sie dazu nutzen, die Zeit zu bestimmen, wenn wir das wollten. Jetzt sind sie lose, wandern einfach über den Himmel. Nur die Vashneesht wissen warum.« Sie sprachen von den letzten Ernten. Eigentlich ein äußerst langweiliges Volk.
Sie sprachen über die plötzlich aufgetretenen wilden Stürme.
»Das Klima wird sich verändern«, erklärte Louis seiner momentanen Gefährtin, deren Namen er sich als ›Szeblinda‹ gemerkt hatte. Sein Translator würde dann schon alle acht Silben wieder herstellen. »Ihr werdet vielleicht den Bauschkronenwäldern folgen müssen – antispinwärts sterben sie immer weiter ab. Nehmt Melonen mit und lasst die Samen fallen, wo ihr mehr davon haben wollt! Vielleicht laufen auch andere Völker vor der Katastrophe davon. Ihr werdet euch mit denen auseinander setzen müssen, wenn sie hierher kommen.«
»Wirst du mit uns ziehen, um uns Ratschläge zu geben?«
»Wir müssen schneller weiter. Wir versuchen das ganze Problem zu lösen«, erklärte Louis ihr.
KAPITEL DREIZEHN
DIE GRAY NURSE
Am Morgen fand sich Louis auf einem grasbewachsenen Hügel wieder. Er stand auf und schaute sich um.
Die Flugräder standen immer noch auf
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