Ringwelt 10: Hüter der Ringwelt
Wildbach rauschte.
Luft! Sie halfen Wembleth aus seinem Kokon, dann legten sie ihre eigenen Schutzanzüge ab. Wembleth stieß einen Freudenschrei aus, er tanzte sogar, wenn auch mit noch etwas steifen Gliedmaßen. Er stürzte sich in das Wasser, zog seine grobe Hose und das Hemd aus und begann sich mit seiner Kleidung als Waschhilfe abzuschrubben.
Wasser! Fließendes Wasser, knöcheltief, speiste einen tieferen Teich.
Die ARMs schauten einander an; dann legten auch sie ihre hautengen Anzüge ab und sprangen auf das kühle Nass zu. Mitten im Sprung streifte ein Blick aus Roxannys lachenden Augen Luis Tamasan. Louis konnte kaum atmen.
Mit einem gewaltigen Platschen sprang Akolyth ins Wasser. Mit dem klatschnassen Fell, das jetzt an seinem Körper klebte, sah er himmelschreiend komisch aus. Damit war der Bann gebrochen: Louis musste lachen.
Hanuman mühte sich mit den Teilen seines Schutzanzugs ab. Louis half ihm, ihn abzulegen. Hanuman, der anhängliche Menschenaffe, umarmte ihn und flüsterte: »Die ARMs tragen versteckte Waffen.«
»Das ist ja mal eine Überraschung!«, murmelte Louis.
»Uhk uhk uhk. Nackt machen?«
»Mein Problem …«
»Das wissen die. Geh wie Wembleth rein!« Hanuman wand sich aus Louis’ Griff und rannte auf allen vieren auf das Wasser zu. Als er eintauchte, verursachte er fast keine Wellen. Louis rief ihm etwas hinterher, verfolgte ihn dann, und sprang mit angezogenen Knien ins Wasser.
Kalt! In dem tieferen Wasser streifte er seinen Anzug ab. Er versuchte, ihn an seinem eigenen Körper sauber zu schrubben, dann knüllte er ihn zusammen und warf ihn an das steinige Ufer, damit er dort trocknen konnte.
So. Jetzt konnten alle Anwesenden so tun, als wüssten sie nicht, dass Luis Tamasan offensichtlich erregt war.
Er hielt sich fern von den ARMs, die … gerade miteinander anbändeln, dachte er, doch dann zog Claus sich ein wenig zurück, und Roxanny sprach schnell, aber für Louis nicht zu verstehen auf ihn ein. Ein Streit? Sie würden trotzdem Privatsphäre wollen.
Akolyth konnte nicht allzu gut schwimmen, aber der Teich war auch nicht sonderlich tief. Der Kzin hob Hanuman hoch und watete zu Louis hinüber, der inzwischen Wasser trat.
Munter meinte Hanuman: »Ich habe gesehen, dass in der Nähe des Loches ein Meteorit niedergegangen ist. Ein anderes Schiff würde Tonschmied bemerken.«
»Das kann er uns nicht mitteilen. Ich habe ihn abgeschaltet. Ich …«
»Gut. Ich werde weiterhin mit Akolyth fliegen. Lass mich die Führung übernehmen! Ich kann uns zu einem Wartungsstapel bringen.«
Ein Wartungsstapel würde sie nach Hause bringen, auf die Karte des Mars. »Wie weit ist das noch entfernt?«, fragte Louis.
»Im Orbit. Tonschmied kann uns dorthin lenken.«
»Wollen wir wirklich, dass die ARMs einen Wartungsstapel zu sehen bekommen?«
»Wir werden Tonschmied noch danach fragen, wenn wir uns erkundigen, ob er weitere Eindringlinge beobachtet hat. Deine Meinung dazu?«
Louis dachte darüber nach. »Sie wollen zurück zu ihrem Schiff. Dagegen haben wir doch nichts, oder? Vorausgesetzt, sie erfahren vorher nicht zu viel.«
Hanumans Stimme war wie ein Peitschenknall, aber trotzdem kaum hörbar. »Gauthier hat ihre Datenbanken gerettet! Die will ich haben! Ich will ihnen dabei zusehen, wie sie die benutzen, bevor wir sie gehen lassen. Aber diese ARMs sind gefährlich! Es besteht kein Grund, uns alle zu gefährden. Louis, was wäre, wenn Akolyth und ich fliehen würden? Wir können dann zu einem Wartungsstapel gelangen. Und du bleibst hier und beobachtest die Lage.«
Dieser Vorschlag erschien Louis erstaunlich. »Warum sollte ich das tun?«
»Auf der ganzen Ringwelt ist Roxanny Gauthier das einzig mögliche Weibchen für dich. Du hast doch nicht etwa einen eigenen Plan, oder doch?«
Louis zuckte mit den Schultern.
Dann fragte Akolyth: »Hattest du bemerkt, dass wir Zuschauer haben?«
Louis blickte sich um.
Ein Stück weiter bachaufwärts standen die ARMs in hüfttiefem Wasser und sprachen immer noch miteinander; ihre Körpersprache wirkte jetzt geradezu verschwörerisch. Louis musste sich zwingen, den Blick von Roxannys Brüsten abzuwenden. Wembleth war am Ufer, er lag rücklings auf einem warmen Stein und ließ sich von der Sonne bescheinen. Schwarze Vögel kreisten über dem Bauschkronenwald, und ein Paar gehörnter Vierbeiner beäugten misstrauisch die ganze Szenerie.
»Ich sehe nichts Menschenähnliches.«
»Sieben Hominiden«, widersprach Akolyth. »Drei Männchen, vier
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