Ringwelt 10: Hüter der Ringwelt
nirgends registriert – bevor sie noch versuchte, nach einem erfundenen Mann zu suchen. »Und … ›Bürgerrechte‹ wo? Und was bedeutet das überhaupt?«
Aufmerksam lauschte er ihrer Antwort. In der Zivilisation musste sich einiges geändert haben, seit er diese verlassen hatte. Es klang, als gebe es jetzt mehr Gesetze und mehr Einschränkungen. Vielleicht galt das aber nur für das Solsystem.
Doch das konnte Luis nicht wissen … »›Geburtsrecht‹? Roxanny, was ist ein ›Geburtsrecht‹?«
»Ich schlage es für dich in der Datenbank nach. Normalerweise hat man von Geburt an ein oder zwei Geburtsrechte. Das hängt von … tanj … das hängt vor allem von deinem Genom ab. Wenn du gesund bist, wirst du wahrscheinlich zwei Geburtsrechte haben. Du kannst sie verlieren, du kannst auch noch mehr bekommen. Zwei Geburtsrechte entsprechen einem Kind.«
Louis Wu hatte seine Geburtsrechte aufgebraucht. Seine ID zu fälschen bedeutete wohl, auch das zu fälschen, und darauf standen drakonische Strafen. Er sagte: »Das alles hört sich nicht so an, als würde ich gerne auf der Erde leben wollen.«
»Nein, nicht, wenn dein Vater illegal geboren wurde. Aber die Welt ist wirklich höchst interessant.«
Es ist durchaus möglich, dachte er, dass Luis Tamasan eine ganz neue Person wird. Wenn er sich auf We Made It oder Home niederließe: Warum sollte dann irgendjemand auf die Idee kommen, sein Genom mit dem eines Louis Wu in Verbindung zu bringen? Er könnte Steuern zahlen. Er könnte einen neuen Beruf erlernen. Er könnte heiraten … »Wie stehen unsere Chancen, ins All zu kommen?«
»Wir wissen, wo sich im Boden der Ringwelt ein Loch befindet, falls dieser … wer auch immer, dieser Zauberer … es nicht verschlossen hat.«
»Der Phantom-Knüpfer.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Wie du magst. Die Gray Nurse kann von unten auf ein derartiges Loch das Feuer eröffnen. Damit erfahren wir, ob es verschlossen wurde. Und was dann kommt … wer weiß das schon? Wird Akolyth das mitmachen?«
»Ich glaube schon.«
»Wird er mitkommen?«
»Aber ihm kannst du keine Bürgerrechte verschaffen. Er ist doch ein Kzin! Ihr kämpft doch gegen die Kzinti, oder?«
»Einen offiziell erklärten Krieg hat es schon seit … oh, vierhundert Jahren nicht mehr gegeben.« Sie berührte ihren Ärmelaufschlag und las vor, was darauf erschien. »Seit sechzehnhundert Falans. Das ist in Ordnung für ihn. Es gibt hunderttausende von Kzinti im Von Menschen Besiedelten Weltraum.«
»Ich werde ihn nicht dazu überreden mitzukommen. Er ist jünger als ich, das weißt du ja.«
»Lass uns wieder zurückgehen!«
Louis rührte sich nicht. »Was ist mit Wembleth? Wollen wir den auch mitnehmen?«
»Jepp. Der ist immerhin ein echter Eingeborener. Er muss wunderbare Dinge wissen, und ich kenne Leute, die einen Mord dafür begehen würden, sein Genom untersuchen zu dürfen.« Roxanny stand auf und signalisierte Claus irgendetwas mit den Armen. »Lass uns wieder zurückgehen!«
Eine Schattenblende verdeckte die Sonne so weit, dass nur noch ein schmaler Lichtstreifen am Himmel stand. Zusammengekauert saß Akolyth vor der Datenbank, Claus stand hinter ihm. Ein paar Schritte weiter entfernt saß Hanuman, entfernte imaginäre Läuse und wirkte dabei sehr ernst. Der kleine Protektor blickte zu Louis auf und vollführte eine drängende, wirbelnde Bewegung.
Claus hob die Hand, darin hielt er irgendetwas L-förmiges.
Hinter ihm bellte Roxanny: »Luis, nicht!« Als Hanuman ihre Stimme hörte, stieß er ein lautes Iek! aus. Auch sie hielt etwas Derartiges in der Hand: ein schlanker, flacher Gegenstand, der ähnlich aussah wie der Knauf einer Pistole – eindeutig eine Waffe. Mit der Erfahrung seines vor langer Zeit absolvierten Yogatsu-Trainings wusste Louis, dass er Roxanny niemals rechtzeitig würde erreichen können.
Hinter ihr ließ der Sonnenaufgang eine Bergkette aufleuchten.
Das Licht hätte ihn warnen sollen. Aber Louis stand Roxanny und Claus und zwei Waffen gegenüber. Sein Verstand arbeitete zu langsam. Ob verdeckt oder nicht, hier herrscht immer Mittagssonne. Das konnte nicht die Sonne sein.
Der Boden bebte.
Akolyth hatte sich nicht gerührt; ihm musste gedroht worden sein, sich auf keinen Fall zu bewegen.
»Ich glaube, wir kommen besser allein zurecht«, erklärte Claus jetzt und lächelte siegessicher. »Wir brauchen nur ein Flugrad, aber wir müssen von euch erfahren, wie man so etwas fliegt. Ihr wisst beide, wie das geht. Wir brauchen
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