Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler
Reinigungs-Robots schließlich die letzten Ausdünstungen beseitigt hatten, waren auch sämtliche Spuren der Herdenpheromone verschwunden.
Irgendwie erschien das Kirsten nur angemessen.
Sven war wie betäubt. Jeglicher Symbolismus hier entging ihm, und die Tatsache, dass er ohne Vorwarnung mit Intrigen und Gefahr konfrontiert wurde, überwältigte ihn sichtlich. Die Konkordanz hatte versucht, Eric, Omar und Kirsten umzubringen; er brachte sich in Gefahr, wenn er sich auch nur in ihrer Nähe aufhielt. Doch wenn die Obrigkeit bereits vermutete, dass er in irgendeiner Art und Weise mit ihnen zu tun hatte, mochte es ebenso gefährlich für ihn sein, wieder nach Hause zurückzukehren.
Vielleicht war es für sie alle ja tatsächlich am sichersten, einfach an Bord der Explorer zu bleiben – zumindest solange die Konkordanz noch glaubte, das Schiff sei zerstört.
Kirsten zuckte mit den Schultern. Wenn sie hier nur auf Nummer Sicher gingen, würden sie nicht das Geringste erreichen.
Sie fand Sven in seiner Kabine. Ursprünglich hatte Kirsten diesen Raum genutzt, doch mittlerweile teilte sie sich eine Kabine mit Eric. Obwohl der Archivar schon seine Ausrüstung zusammengepackt hatte, die in einem verschnürten Bündel auf dem Deck lag, schien er eigentlich nicht recht aufbrechen zu wollen. »Wir stehen jetzt kurz davor, Geheimnisse zu lüften, die zu erfahren jeder andere Archivar so ziemlich alles zu geben bereit wäre«, sagte sie.
Matt lächelte Sven sie an. »Ich muss feststellen, dass ich den Bürgern doch ziemlich ähnlich bin. Mir erscheint das außerordentlich tollkühn.«
»Kursanpassung in zehn Minuten«, verkündete Omar über das Intercom. »Eric wartet schon im Gemeinschaftsraum.«
Vorsichtig legte Kirsten Sven eine Hand auf den Arm. »Niemand kann Sie dazu zwingen mitzukommen – aber wenn Sie sich diese Gelegenheit entgehen lassen, dann werden Sie das für den Rest ihres Lebens bedauern.«
Sven nickte und hievte seinen Seesack auf die Schulter. »Sie haben recht. Gehen wir.«
Kirsten materialisierte in der uralten Ladebucht; der Raum mit seinen scharfen Kanten und leeren Regalen sah noch genauso aus, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Sven blieb dicht in ihrer Nähe; all seine Furcht war wie weggeblasen. Jetzt hatte ihn eine handgeschriebene Liste auf einem vergilbten Papierzettel ganz in Bann geschlagen; mit einem Magneten war sie an einem Schott befestigt. Eric, der bislang nur kurze Blicke auf das Innere des Schiffes hatte werfen können, blickte sich ehrfürchtig um.
Als Kirsten zu ihm hinüberkam, schüttelte er den Kopf, um wieder ein wenig zu sich zu kommen. Dann wühlte er in seinem Rucksack nach einem Bewegungsmelder. Das war nur eines der Geräte, mit denen er sich auf diese Expedition vorbereitet hatte. »Nichts zu sehen«, flüsterte er.
Obwohl Kirsten eigentlich davon überzeugt war, dass dieses Schiff wirklich leer stand, atmete sie erleichtert aus. »Und warum flüstern wir dann? Schauen wir uns um!«
»Eins nach dem anderen.« Es war sehr vielsagend, dass Eric nicht ›Wie Nessus zu sagen pflegt‹ hinzufügte. »Wir müssen noch Sonden verteilen.« Nach und nach schickte er winzige Flugsensoren zu den zahlreichen Stepperscheiben im Inneren der gewaltigen GP-Zelle Mark IV. Hätte sich jemand an Bord befunden, der diese Roboter hätte sehen können, so wäre ihm aufgefallen, wie ähnlich sie Flatterschwingen im Nymphen-Stadium waren. Um der Unauffälligkeit willen – und um Energie zu sparen – sollten die Roboter nur sporadisch Meldung erstatten, und das in Form hochkomprimierter Niedrigenergieimpulse. »Also gut. Jetzt können wir uns umschauen.«
Kirsten führte sie durch das Schiff. Abwechselnd murmelte Sven vor sich hin oder rieb sich die Hände; immer noch ließ er sich durch nichts aus der Reserve locken. Eric umklammerte mit beiden Händen den Bewegungsmelder. Je weiter sie sich der Luftschleuse näherten, um so häufiger warf er einen Blick auf das Gerät. »Immer noch nichts«, verkündete er. »Natürlich könnte die Long Pass auch von genau der Sorte Sonden umgeben sein, die wir hier ausgesetzt haben – die könnten sogar hier überall an Bord sein! Und ein Bewegungsmelder würde keine mobilen Geräte orten können, die so klein sind.«
Kirsten schob die Hände tiefer in die Taschen. »Mich hat während meines letzten Besuches hier ganz eindeutig nichts und niemand beobachtet. Hätte man mich hier bemerkt, dann hätte doch irgendjemand die Kennung der
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