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Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler

Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler

Titel: Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward M. Larry und Lerner Niven
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bildete. Dort ließ sie sich auf ein sanftes Bett aus Weidegras sinken …
    Ihre Braut.
    Mit tosendem Crescendo ging dieser Tanz in seinen krönenden Abschluss über. Nessus erwachte aus seiner Träumerei; der Schweiß lief ihm über die Flanken. Dicht neben ihm stand Nike und atmete schwer. Freunde beobachteten sie, und die Art und Weise, wie sie blinzelten, verriet unverkennbar, dass sie mit der Wahl durchaus einverstanden waren.
    Niemals zuvor hatte diese zukünftige Braut für Nessus wirklicher und greifbarer gewirkt als jetzt.
    Einen kurzen Augenblick lang gestattete sich Nessus tatsächlich einen Anflug der Trauer um diese Braut, der er doch noch niemals begegnet war. Denn nach diesem glorreichen Tanz, nach diesem zärtlichen Augenblick der Empfängnis, nach einem Jahr der abgöttischen Liebe, sowohl von Nike als auch von Nessus selbst, kam die Zeit, dass diese Braut gebären sollte.
    Und bei der Geburt eines neuen Bürgers fand die Gefährtin unweigerlich den Tod.
     
    Zugleich angeregt und erschöpft ließ sich Nessus auf einen Kissenstapel sinken. Er selbst besaß nur einen kleinen Raum tief im Inneren einer Arcology, doch Nike gehörte eine beachtliche Suite – sogar mit einer Außenwand. Nessus reckte den Hals ein wenig, um einen Blick auf den Wald zu werfen, der tief unter ihnen aufragte. Die Leuchttafeln waren schon auf Nachtbeleuchtung eingestellt, doch das Blätterdach des Waldes glitzerte im Licht aller anderen Welten der Flotte.
    Nike synthetisierte ein Glas Karottensaft und für sich selbst noch ein anderes Getränk, dann nahm er auf einem weiteren Kissenstapel Platz. Er wirkte sonderbar in sich gekehrt. »Was ist denn los?«, fragte Nessus.
    Die Antwort auf seine Frage war Schweigen. Schließlich stand Nike wieder auf. Ohne ein Wort zu sagen, starrte er aus dem Fenster, und es wirkte, als blicke er ins Nichts. »Ich würde gerne deine Meinung zu etwas hören.«
    »Was immer du wünschst«, erwiderte Nessus.
    »Weißt du, wohin uns das führt?«, fing Nike an. Fast als besäße er ein Eigenleben, scharrte einer seiner Hufe über den Boden.
    »Uns?«
    »Die Flotte, Nessus.«
    Hatte Nessus jemals erlebt, dass Nike nicht voll und ganz Herr seiner selbst gewesen war? Nessus hatte das Gefühl, all seine Gedanken würden sich im Kreise drehen. »In die Richtung des galaktischen Nordens, nehme ich an. Das wäre die kürzeste Möglichkeit, diese Galaxis zu verlassen und den offenen Tiefenraum zu erreichen, sodass wir dann einen geraden Kurs anlegen können, ohne irgendwelchen Sternen ausweichen zu müssen. Und dann immer weiter auswärts, um die Explosion des galaktischen Zentrums immer weiter hinter uns zu lassen.«
    »Und dann?«, hakte Nike nach.
    Was war denn das für ein sonderbares Gespräch? »Na, in eine andere Galaxie, natürlich.«
    Hörbar atmete Nike aus – ein Mollakkord voller Traurigkeit –, bevor er entschlossen wieder beide Köpfe hob. In schweren und unheilvollen Akkorden sprach er …
    Von den Spezies, denen die Konkordanz Unrecht getan hatte. Von Sisyphus, der endlose, ereignislose Stabilität in der Finsternis zwischen den Galaxien suchte. Von Eos und dessen korruptem Handel. Von Nikes eigener größter Furcht: dass die Konkordanz ohne jegliche äußere Stimuli, aufgrund ihrer Ängstlichkeit dazu verdammt sein könne, sich nur noch mit sich selbst zu befassen, in Dekadenz zu verfallen und schließlich den Untergang zu finden.
    Noch nie waren Nessus’ Gedanken so weit in die Zukunft geschweift. Nikes Streben war geradezu ungeheuerlich – und erschreckend: Er wollte die Entwicklung seiner ganzen Spezies beeinflussen.
    »Und was sollten wir deiner Meinung nach tun?«, fragte Nessus nach.
    »Wir sollten einwärts ziehen, näher an das galaktische Zentrum heran. Einen Ort aufsuchen, an dem es reichlich Sterne und Rohstoffe gibt, wo aber nicht die Gefahr einer Supernova-Kettenreaktion besteht. Einen Ort, den sämtliche potenzielle Konkurrenten längst aufgegeben haben und an dem wir in vorübergehender Isolation darüber nachdenken können, wie wir besser mit anderen Spezies koexistieren können. Auf dem Weg dorthin werden wir andere Spezies vorfinden, die nicht in der Lage gewesen waren zu fliehen und die unsere Hilfe sehr wohl zu schätzen wüssten.«
    Erst jetzt begriff Nessus, wie trivial seine eigenen Sorgen gewesen waren verglichen mit dem Schicksal der Konkordanz – selbst seine Trauer angesichts des Todes seiner drei Kolonistenfreunde. Während er noch um Worte des Trostes und

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