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Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler

Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler

Titel: Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward M. Larry und Lerner Niven
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Informationen einzuholen.«
    Schweiß strömte Kirsten über Gesicht und Hals; die Nanofasern ihres Hemds sogen die Flüssigkeit auf und sorgten für eine rasche Verdunstung. Längere Zeit lief die Mathematikerin schweigend weiter. »Da fällt mir etwas ein: Höchstwahrscheinlich bezieht sich die Audiospur auf irgendetwas in den Videoinformationen. Angenommen …« Kirsten verfiel wieder in Schweigen. »Also gut, versuchen wir es folgendermaßen. Wir nehmen ein Szenenanalyse-Programm, um ein Modell davon zu entwickeln, was dort eigentlich geschieht, und versehen die einzelnen Szenen mit englischsprachigen Texten, in denen wir unsere Hypothesen darüber erläutern, welche Objekte und Aktivitäten dort zu erkennen sind. Die meisten Bilder sind recht uneindeutig, also beginnen wir mit wahrscheinlichkeitsgewichteten Entscheidungsbäumen. Dann korrelieren wir die einzelnen markierten Szenen mit den zeitgleichen Audioinformationen.
    Natürlich könnte ein Teil dessen, was auf dem Audiokanal liegt, völlig unabhängig vom Bildmaterial sein. Es könnte sogar Musik sein … falls denen dieses Konzept überhaupt bekannt ist. Aber mit der Zeit werden die einzigen statistisch signifikanten Audiodaten eben die Sprachfragmente sein, die mit dem entsprechenden Videomaterial in direkter Beziehung stehen. Alles andere wird durch die Signifikanzfilter eliminiert.«
    »Könntest du eine derartige Analyse durchführen?«
    Ohne ihren Schritt zu verlangsamen, griff Kirsten nach ihrem Handtuch und wischte sich damit Gesicht und Nacken ab. »Klar! Na gut, ganz so einfach wird das auch nicht werden. Das wird einiges an Programmierarbeit erfordern und wahrscheinlich auch einige Experimente zur Abschätzung alternativer Interpretationsmodelle …«
    Kirstens mathematische Fähigkeiten versetzten Nessus stets aufs Neue in Erstaunen. Doch das Geschick, das sie ganz nebenbei im Programmieren entwickelt hatte, ließ ihn regelrecht erschauern. Nein, um ehrlich zu sein: Diese Art der Programmierung verängstigte ihn. Sie verängstigte alle Bürger. Nichts war enger mit der Intelligenz verknüpft als Sprache. Programme, die Intelligenz nachahmten, konnten – so wurde allgemein befürchtet – nur allzu plötzlich sehr wohl intelligent werden. Unter bestimmten Umständen waren Translatoren ein notwendiges Übel, doch …
    Ich bin den meisten Bürgern ähnlicher, als ich gedacht habe, sinnierte Nessus. Dennoch gehörte er zu den wenigen aus seinem Volk, die schon Zivilisationen aufgesucht hatten, in denen man es tatsächlich wagte, an der Entwicklung künstlicher Intelligenz zu arbeiten. Bislang war noch keine davon Amok gelaufen. Und Kirstens Ansatz mochte es – wenn er denn funktionierte – durchaus unnötig machen, überhaupt auf dieser Eiswelt zu landen.
    »Das ist eine ausgezeichnete Idee«, sagte Nessus, und er klang durchaus ermutigend.
    Kirstens fast schon verzückte Miene sagte ihm klar und deutlich, dass es einer Ermutigung nicht mehr bedurfte.
     
    »Süße kleine Burschen.« Die Art und Weise, wie Eric die Oberlippe schürzte, verriet deutlich, dass er es sarkastisch meinte. »Dennoch ist es interessant zu erfahren, was diese Seesterne da im Schilde führen.« Den Namen ›Seestern‹ hatte er vorgeschlagen, und er war um so stolzer auf diese Idee, weil sie Nessus sichtlich belustigte.
    Gelegentlich empfand Kirsten Erics Unterwürfigkeit als zutiefst unangenehm. Am liebsten hätte sie ihn angeschrien: Hab gefälligst eigene Werte! Doch sie zwang sich dazu, sich in ihrer Erwiderung auf einen nichts sagenden Grunzlaut zu beschränken, dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Videomaterial zu. Offiziell bestand ihre Aufgabe darin, Korrelation und Dekodierungsmodelle zu optimieren. Die Auswertung der Daten fiel eher in Omars Zuständigkeitsbereich. In Wirklichkeit jedoch hatte sie dieses Projekt ganz in seinen Bann geschlagen, je mehr sie über diese Aliens erfuhr, desto faszinierender wurde es.
    Holos umringten das Video, jedes einzelne bot eine andere Perspektive auf die Szenerie: fragmentarisch übersetzte Gespräche, Interpretationen sämtlicher fremdartiger Artefakte, die hier zu erkennen waren, die genaue Position der Videoquelle auf dem als Kugel dargestellten Himmelskörper, die beträchtliche Vergrößerung einer Aufnahme dieses Lagers – aufgenommen aus einem geosynchronen Orbit. Aufnahmen einiger umherschwimmender Aliens stammten von einer der Sonden aus dem Fundus der Explorer, die kürzlich zum Einsatz gekommen waren.

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