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Ringwelt 12: Weltenwandler

Ringwelt 12: Weltenwandler

Titel: Ringwelt 12: Weltenwandler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward M. Larry und Lerner Niven
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neben seinem privaten Synthesizer aufstapelten, fungierten in gewisser Weise wie ein Kalender. Diesem eher groben Kalender gemäß mussten mehrere Standardtage vergangen sein, doch Nessus wagte nicht einmal zu mutmaßen, wie viele es wirklich gewesen waren.
    Ein lauter Schrei hallte durch das Schiff und riss Nessus unsanft zurück in die Gegenwart. Es war der elektronisch verstärkte Schrei eines Menschenweibchens, schrill und voller Angst. Nessus riss die Luke auf und stürmte auf die Brücke.
    »Was ist los?«, fragte er.
    »Gar nichts ist los«, gab Jason zurück.
    »Schauen Sie doch einmal aus dem Fenster! Aus diesem Fenster«, setzte Anne-Marie hinzu.
    Während Nessus zusammengerollt in seiner Kabine gekauert hatte, waren sie aus dem Hyperraum zurückgekehrt. Zwei Sterne, der eine gelblich, der andere fast schmerzhaft weiß-violett, loderten im Sichtfeld des Fensters. Zahlreiche rote Rauchschwaden umringten sie wie eine gewaltige Spirale. Das äußerste Ende dieser Spirale peitschte wild umher und zerfaserte dann in einen roten Schleier, der den halben Himmel bedeckte.
    Was für ein wunderschöner Anblick! Er verdrängte die Furcht, die Nessus so fest umklammert hatte – zumindest eine Zeit lang. Nessus hatte sich seine Mannschaft wirklich gut ausgewählt. »Diesen Stern kenne ich«, sagte er jetzt. »Erstaunlich. Ich hätte diesen Zwischenstopp wirklich selbst vorschlagen sollen. Wäre ich nicht so deprimiert gewesen, hätte ich das gewiss auch getan. Ich danke Ihnen, Jason.«
    »Es war mir eine Freude, Sir«, gab Jason zurück. »Wir brechen wieder auf, wann immer Sie das wünschen.«
    Anne-Marie beugte sich über ihre Instrumententafel. »Ich mache noch gerade einen Tiefenradar-Scan.«
    Jason lachte. »Kannst du dir vorstellen, wie viele Schiffe dieses System schon gescannt haben?«
    Anne-Marie ließ sich nicht davon abbringen. »Einfach auf gut Glück.«
     
    Ein Piepton erklang. »Ich glaub’s nicht«, brachte Jason heraus.
    »Zwei während einer Fahrt!«, rief Anne-Marie. »Jay, das ist doch bestimmt ein Rekord!«
    Nessus’ Gedanken überschlugen sich. Beta Lyrae, wie die Menschen dieses System nannten, war eines der Wunder des Bekannten Weltraums. Zweifellos hatten viele Piloten, ebenso wie Jason, einen Abstecher dorthin unternommen, einfach nur, um diesen Anblick zu genießen. Und ebenso zweifellos hatten viele von denen nach Stasiscontainern Ausschau gehalten. Es fühlte sich einfach falsch an. »Ich schlage vor, dass wir den Behälter orten und dann hier belassen. Sie können ja dann einen Freund ausschicken, ihn zu holen.«
    »Sie haben mein Schiff angeheuert«, erwiderte Jason. »Wenn Sie mir den Auftrag erteilen, weiterzufahren, dann tue ich das auch.«
    Anderenkopfs … wenn sie diesen neuen Stasisbehälter jetzt orteten, dann könnte Nessus seiner Mannschaft ihren Anteil abkaufen. Er bezweifelte, dass sie ähnlich hohe Preise verlangten wie die Outsider. Nessus war noch nicht bereit, dem einfach so zuzustimmen, aber vielleicht lohnte es sich, darüber wirklich noch zu diskutieren. Nessus musste improvisieren. »Das werde ich nicht tun. Ihre Spezies hat innerhalb kurzer Zeit sehr viel erreicht. Wenn Sie auch nicht die angemessene Vorsicht walten lassen, so haben Sie doch eine alternative Vorgehensweise entwickelt, die ganz offensichtlich ebenso zu Erfolgen führt.«
    »Da ist es«, sagte Anne-Marie. »Eine winzige Welt, etwa drei Milliarden Kilometer weit vor uns.«
    Nessus reckte die Hälse, um das neue Tiefenradar-Abbild zu betrachten. Das Objekt befand auf einer durchscheinenden Kugel, die diesen Planeten darstellte – vielleicht befand es sich auch teilweise in dessen Inneren. Verstohlen warf er einen Blick auf die Strahlungsmessgeräte und sah nichts Außergewöhnliches – und endlich begriff er auch, was ihm sein Unterbewusstsein die ganze Zeit zuzuträllern versuchte.
    Piloten, die nach Stasisbehältern suchten, verließen sich dabei immer auf einen Faktor: die Tatsache, dass Stasisfelder Neutrinos gegenüber völlig undurchlässig waren. Was niemand dabei bedachte – und warum sollte man auch? –, das war, dass Neutronium Neutrinos gegenüber fast ebenso undurchlässig war. Deswegen hatte Achilles – verflucht sollte er sein! – in für die anderen Spezies möglicherweise interessanten Sonnensystemen, die die Flotte bereits passiert hatte, große Mengen Neutronium hinterlassen. Wer sie fand, musste der Ansicht sein, einen unschätzbar wertvollen Stasisbehälter entdeckt zu haben,

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