Ringwelt 12: Weltenwandler
also raste er dorthin, um ihn zu bergen, und dann, wenn es schon zu spät war, stürzte er in einen tiefen, steilen Gravitationstrichter.
Drei Schiffe der Menschen waren exakt derartigen Fallen bereits zum Opfer gefallen. Statt die Flotte zu beschützen, hatte das Verschwinden dieser Schiffe überhaupt erst Ausfallers Aufmerksamkeit erregt. Nessus kam das wiedergekäute Futter wieder hoch, als er an seine eigenen verzweifelten Versuche denken musste, ebenfalls Neutronium herzustellen, um Sigmunds Blick von der Flotte abzulenken. Julians schwarzes Loch, das mit einer vergleichsweise geringen Menge Neutronium gefüttert worden war, hatte ziemlich genau das Gleiche bewirkt.
Doch das hier konnte unmöglich eine von Achilles’ Fallen sein! Eine größere Menge Neutronium, die sich auf der Oberfläche eines Planeten befand, würde sich innerhalb kürzester Zeit durch diese Welt hindurchfressen, würde um den Massenschwerpunkt des Planeten oszillieren, dabei immer größer werden und zusätzlich gewaltige Mengen Strahlung freisetzen.
Jason trat neben ihn und betrachtete nun ebenfalls das Tiefenradar-Abbild. »Sollte kein Problem sein. Also schön, ich steuere uns näher heran.«
Nessus schwieg, und er wusste, dass sein Schweigen eine Entscheidung bedeutete.
»Ich taufe dich ›Cue Ball‹«, sagte Anne-Marie.
Nessus schaute zu, wie sie Jason durch den Druckvorhang hindurch folgte, der vor der auf beiden Seiten geöffneten Luftschleuse aufgebaut worden war. Sie glitten an der Escaleiter bis zur gefrorenen Oberfläche der kleinen Welt hinab. Über ihnen glomm der gewaltige, rotglühende Sternennebel, der sich wie ein Halbkreis über den Himmel erstreckte: Ursache und unablässige Quelle für die dünne Atmosphäre dieser Welt. Mit einem Kopf schaute Nessus durch das Hauptsichtfenster zu, wie seine Mannschaft mit einem tragbaren Tiefenradar-Scanner vorsichtig die Landezone überprüfte. Ein Hilfsdisplay auf der Brücke, das über Funk mit dem Scanner verbunden war, zeigte das Tiefenradar-Abbild: ein undurchsichtiger Würfel, der tief im Eis vergraben war.
Der Würfel verschwand.
Aus der Eisdecke brach eine siedende Wasserfontäne hervor. Eine massige Gestalt erschien: ein bewaffneter Kzin in Kampfpanzerung! Jason und Anne-Marie rannten auf das Schiff zu, doch sie wurden mühelos niedergestreckt. Nessus schlug auf den Knopf der Schleusensteuerung; langsam schlossen sich die Luken … Zu langsam.
Der Kzin, größer als Jason und mindestens doppelt so schwer, zerschmetterte die Innenluke der Schleuse mit einem einzigen Hieb. »Komm!«, fauchte er.
Wie ein in Bernstein gefangener Käfer hing Nessus in einem Haltefeld, wie es auch die Polizei verwendete. Jason und Anne-Marie, denen der Kzin unsanft die Raumanzüge ausgezogen hatte, waren immer noch betäubt und reagierten auf nichts und niemanden. Beide hingen in beunruhigend absonderlicher Körperhaltung in ihren eigenen Haltefeldern. Die Raumanzüge hatte der Kzin in eine andere Kabine geschafft. Nessus waren nur wenige Augenblicke geblieben, sich für den Marsch hinüber zum Kzinti-Schiff umzuziehen, das unter dem Eis verborgen lag.
Ein einziger Kzin, mit nur wenigen Zeichnungen auf dem leuchtend orangefarbenen Fell, befand sich bei ihnen im Raum; ungeduldig wartete er darauf, dass die betäubten Menschen das Bewusstsein wiedererlangten.
Nessus war es leid zu warten. »Welchen Sinn hat dieses Vorgehen?«, fragte er harsch in der Heldensprache. Kundschafter lernten alle Sprachen, die im Bekannten Weltraum gebräuchlich waren.
Der Kzin ignorierte ihn.
Nessus vermutete, dass dieser Kzin ein Krieger sei. Also würde er es verabscheuen, mit einem Pflanzenfresser zu sprechen.
Jason stöhnte auf. »Also hat es keiner von uns geschafft.«
»Nein«, bestätigte Nessus. »Sie erinnern sich vielleicht noch, dass ich empfohlen hatte …«
»Wie sollte ich das vergessen? Verzeihen Sie, Nessus. Was geschieht denn hier?«
»Im Augenblick nicht allzu viel.«
Das Haltefeld war so eingestellt, dass die Gefangenen nur ihre Köpfe bewegen konnten. Jetzt blickte Jason zu ihrem Häscher hinüber. »Wer sind Sie?«
»Ihr dürft mich ›Captain‹ nennen«, gab der Kzin zurück. »Es hängt von Ereignissen der Zukunft ab, ob ihr meine Entführungsopfer oder meine Kriegsgefangenen seid. Wer seid ihr?«
»Jason Papandreou, von der Erde.«
»Also schön. Jason, besitzt du einen Stasisbehälter, ein Relikt aus dem Reich der Slaver?«
Nur das Haltefeld verhinderte, das Nessus
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