Ringwelt 12: Weltenwandler
unsere Gebäude werde das gewiss nicht gelten.«
Mit Erics Gürtel verschloss Sigmund seinen Bademantel. »›Normaler‹. Sie meinen: erdenartig.«
»Erzählen Sie uns von der Erde«, sagte Sven sofort eifrig. »Es gibt so viel, was wir wissen möchten.«
»Alles zu seiner Zeit.« Omar klatschte in die Hände. »Zunächst einmal sollten wir für unseren Gast Kleidung und etwas zu essen organisieren.«
Sie waren Nessus’ Handlanger. Sigmund fragte sich, warum sie damit rechneten, dass er ihnen irgendetwas erzählen würde. Vielleicht war es aber besser, darauf im Augenblick nicht weiter einzugehen. Er folgte Omar in den Wald hinein, Eric und Sven kamen nach. Während Omar weiterging, zog er etwas aus einer Tasche seines Overalls. Es sah aus wie eine Steuereinheit oder ein ungewöhnlicher Computer.
Nach nur wenigen Schritten blieben sie schon wieder stehen. »Kommen Sie nach«, sagte Omar nur. Er berührte das kleine Gerät aus seiner Tasche, trat auf eine dünne, polierte Scheibe, die auf dem Waldboden lag … und verschwand.
Die Scheibe, kaum einen Meter im Durchmesser, funktionierte genauso wie eine offene Transferkabine! Kein Wunder, dass Sigmund nicht gehört hatte, wie sich jemand näherte. »Wohin gehen wir?«, erkundigte sich Sigmund.
Er seufzte. »Wir holen Kleidung und etwas zu essen. Sigmund, Sie werden all Ihre Antworten deutlich schneller erhalten, wenn Sie Ihr Misstrauen ein wenig im Zaum halten. Folgen Sie nur Omar durch diese Stepperscheibe.«
Ander hatte ihn verraten und auf ihn geschossen. Irgendjemand hatte seinen sterbenden Leib entführt. Jetzt sein ›Misstrauen im Zaum zu halten‹, war vielleicht doch ein wenig zu viel verlangt. »Und der Autodoc?« Dass Ander so begierig darauf war, diesen Autodoc in die Finger zu bekommen, hatte Sigmund fast das Leben gekostet. Und genau dieses Gerät musste Sigmund gerettet haben. So einfach würde er darauf nicht verzichten.
»Ich sorge dafür, dass er eingelagert wird«, erklärte Eric. »Sie und Sven sollten jetzt aufbrechen.«
Sigmund starrte die Scheibe an. Er konnte sich überhaupt nicht mehr erinnern, wann er zum letzten Mal eine Transferkabine benutzt hatte. Und doch hatte ihn das – wenn Eric hier die Wahrheit sagte – nicht davor bewahrt, den Puppenspielern in die Münder zu fallen.
Sigmund schnellte in einen nur matt beleuchteten Raum. Es war ein ganz gewöhnliches Lagerhaus … na ja, fast. Die Fenster mit ihren kleinen Vordächern waren sonderbar geformt. In düsteren Ecken summten Sigmund völlig unvertraute Maschinen in einer äußerst unschönen Frequenz. Die Farben – alles erschien ihm irgendwie ein wenig falsch. Sigmund bemerkte kaum, dass Omar ihn jetzt am Ellenbogen packte und ihn vorsichtig von der Stepperscheibe herunterführte. Der Boden fühlte sich sonderbar warm und elastisch an. Nur Augenblicke später schnellte auch Sven in den Raum.
Wie betäubt legte Sigmund einen Overall und Stiefel an, die sich in nichts von denen zu unterscheiden schienen, die seine Eskorte trugen. Das Material erschien Sigmund fast schaurig glatt. Als er den Stoff betastete, führte das plötzlich unerwarteterweise dazu, dass ein ganzes Farbkaleidoskop über die Oberfläche schimmerte. Dynamisch programmierbare Nanokleidung!
Sven tat irgendetwas, das Sigmund nicht erkennen konnte, und dann war seine Kleidung mit einem ruhigen, statischen Muster geziert.
Auf einem ovalen Tisch stand eine Schale mit Früchten – trivialer hätte sie kaum sein können. Aufs Geratewohl nahm Sigmund irgendetwas aus der Mitte der Schale. Es war ohne jeden Zweifel ein grüner Apfel. Plötzlich verspürte Sigmund immensen Hunger. Er verschlang diesen Apfel und danach noch zwei Bananen und spülte alles mit einem großen Glas Wasser herunter. Mit dem Handrücken wischte er sich über die Lippen. »Das war zumindest ziemlich normal. Und was jetzt?«
»Jetzt bekommen Sie eine Führung.« Omar legte das Kerngehäuse der Birne beiseite, die er in der Zwischenzeit gegessen hatte. »Bevor Sie uns irgendetwas anderes glauben werden, müssen wir Sie davon überzeugen, dass New Terra eine Menschenwelt ist.«
Wieder ging Omar voran, und dann schnellte Sigmund auf einen Dorfplatz, auf dem geschäftiges Treiben herrschte. Männer und Frauen huschten umher, alle trugen sie bunte Kleidung – sämtliche Farben des Regenbogens waren vertreten. Was das Farbspektrum von Kleiderfarben und Hauttönungen betraf, musste sich die Erde vor nichts und niemandem verstecken, aber
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