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Ringwelt 12: Weltenwandler

Ringwelt 12: Weltenwandler

Titel: Ringwelt 12: Weltenwandler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward M. Larry und Lerner Niven
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mehr noch: Wir müssen diese Freundschaft erhalten und bestärken. Erneut bitte ich um euer Vertrauen.« Auf/ab, ab/auf; auf/ab, ab/auf … überall auf dem Platz sah an jetzt Kopfpaare, die abwechselnd nickten – ein unverkennbares Zeichen der Zustimmung.
    Selbst jetzt verbreitete sich mit Lichtgeschwindigkeit die unbestreitbare Wahrheit dieser Kolonisten-Krise in alle Richtungen des Raumes. Das Chaos, als es den Kolonisten gelungen war, einen Ramjet in ihre Gewalt zu bringen. Ihre Drohung, dessen Fusionsflamme gegen Hearth zum Einsatz zu bringen. Die Konsensualisierung, New Terra die Freiheit zuzubilligen. All das wurde in diesen alten Funksprüchen enthüllt. In nur wenigen Jahren würde die Wellenfront unaufhaltsam auch die nächstgelegenen Schiffe der Outsider erreichen.
    Also hatten die Outsider diesem Aufschub vielleicht nur zugestimmt, weil sie damit rechneten, früher oder später ohnehin die Wahrheit zu erfahren, um dann besser abschätzen zu können, welche entsetzliche Vergeltung sie üben sollten. War das vielleicht der nicht nachvollziehbare Zweck, den er hier vermutete?
    Die Vorstellung war zu deprimierend, um weiter darüber nachzudenken.
    Einige wenige Hearth-Jahre konnten für diese Wesen, die sich mit der unendlichen Langsamkeit flüssigen Heliums bewegten, doch kaum von Bedeutung sein …
    Überall konzentrierten sich seine Mitbürger jetzt auf ihre Bürgerpflichten; sie alle sahen nur diesen einen Moment. Baedeker stellte fest, dass sie sich auch untereinander besprachen. Er war wieder auf Hearth, aber er war nicht zu Hause. Nachdem er sich einmal für die Einsamkeit des Exils entschieden hatte, fragte er sich nun, ob er jemals wieder Teil der Gemeinschaft werden könne. Rings um ihn erhoben sich Stimmen und verklangen wieder, und er stand schweigend dabei, war außerstande, sich ihnen anzuschließen.
    Wesen auf flüssigem Helium. Das war noch etwas, wodurch er sich von seinen Mitbürgern unterschied. Kälte verstand er. Er erinnerte sich an Kälte. Und jetzt, obwohl ihm der Schweiß über die Flanken lief, fror er.
    Seit fast ewigen Zeiten hatte die Industrie und auch die Körperwärme einer Billion Bürger die sonnenlose Welt Hearth erwärmt; nur selten erreichte eine Schneeflocke hier tatsächlich einmal den Boden. Naturschutzwelt Eins war völlig anders: Sie war die erste Begleiterwelt gewesen, man hatte sie mit Abstand am konservativsten den Bedürfnissen der Bürger angepasst. Die Sonnen, die den Äquator dieser Welt umringten, und auch deren im Jahresverlauf veränderlichen Emissionen, sorgten auf dieser Welt für all die verschiedenen Klimazonen, in denen sich einst die Flora und Fauna von Hearth entwickelt hatten. Selbst als die rapide anwachsende Bevölkerung nach und nach die gesamte Oberfläche ihrer Heimatwelt bedeckt hatte, blieben die Bürger vorsichtig, und so konservierte NSW1 sämtliche möglichen Ökosysteme von Hearth – natürlich in einem angemessenen, ungefährlichen Abstand.
    In seinen Jahren der Verbannung hatte Baedeker Klima, Jahreszeiten und Wetterwechsel kennen gelernt. Er hatte miterlebt, wie ein Blizzard nach dem anderen Schnee auf die Berge türmte. Er hatte miterlebt, wie ein einziges Geräusch einen Erdrutsch ausgelöst hatte, der alles mit sich riss, was sich ihm in den Weg stellte.
    Ein Erdrutsch. Genau so verlief auch eine Konsensualisierung. Völlig unvorhersagbar und unerbittlich – und wenn man sich weit genug davon fernhielt, auch vermeidbar.
    Die Herde, die hier rings um Baedeker wogte, hatte keine Ahnung, was auf sie zukam.
     
    Kreischendes Stimmengewirr riss Baedekers Gedanken wieder auf den Platz zurück. Das Pflaster unter seinen Hufen bebte. Bürger, die ohnehin schon die Flanken aneinander gepresst hatten, drängten sich noch enger zusammen, versuchten den Rest der Menge zurückzustoßen. Das misstönende Geschrei wurde so laut, dass Baedeker das Gefühl hatte, seine Zähne vibrierten.
    Die Rede des Hintersten wurde ohne jedes Zögern fortgesetzt.
    Dissonanzen, die Baedeker durch sämtliche Knochen fuhren, erzeugten in seiner Nähe eine freie Fläche, die immer größer wurde, je mehr der Lärm anschwoll: In der Mitte war jetzt eine gewaltige Menge Stepperscheiben zu erkennen. Eine Notfallmaßnahme! Die nun frei zugänglichen Stepperscheiben konnten jetzt durch die Abteilung für öffentliche Sicherheit genutzt werden.
    Und jetzt materialisierten drei Bürger auf dem Platz – nur gehörten sie nicht zur Abteilung für öffentliche Sicherheit.

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