Ringwelt
verlassen.
Louis döste vor sich hin.
Sobald das Flugrad sich schaukelnd bewegte, war Louis hellwach und klammerte sich verzweifelt mit Händen und Knien an das Gestänge, bis das Ding sein prekäres Gleichgewicht wiederfand.
Doch als ein Lichtstrahl seine Augen streifte, war er hellwach.
Das Tageslicht flutete durch den Schlitz herein, der als Eingang zu dieser Flugzeugfalle diente. Im gleißenden Strahlenkranz der Sonne zeichnete sich das Flugrad des Puppetiers als schwarze Silhouette ab. Eine Silhouette, die auf dem Kopf stand. Der Puppetier hing mit beiden Köpfen nach unten. Das heißt, er kullerte in dem ausgepannten Sicherheitsnetz herum, das über seinem Sattel ausgebreitet war.
Der Schlitz schloß sich sofort wieder hinter ihm.
»Willkommen im Gefängnis!« fauchte der Kzin. »Hätten Sie vielleicht die Güte, mich in die richtige Lage zu drehen?«
»Noch nicht. Ist das Mädchen wieder aufgetaucht?«
»Nein.«
»Aber das wird bald geschehen. Menschen sind neugierige Wesen. Sie kann unmöglich schon solche Wundertiere gesehen haben wie uns beide.«
»Mag sein«, stöhnte der Kzin. »Aber ich möchte endlich wieder in die richtige Lage gedreht werden!«
Der Puppetier hantierte mit den Lippen an seinem Schaltbrett herum. Ein Wunder geschah - sein Flugrad kippte von allein in die richtige Stellung. Louis gaffte ihn fragend an.
»Ganz einfach«, flötete der Puppetier. »Ich drehte alle Schaltkreise ab, als ich merkte, daß die Piratenfrequenz mich beim Wickel hatte. Wenn das Traktorsystem des Gefängnisses versagt hätte, hätte ich die Düsen wieder eingeschaltet, ehe ich auf dem Pflaster von dem Gebäude zerschellt wäre.
Der nächste Schritt ist ganz einfach. Wenn das Mädchen wieder erscheint, benehmen Sie sich freundlich zu ihr. Louis, Sie können sogar an sexuelle Beziehungen denken, wenn Sie glauben, damit etwas bei ihr auszurichten.
Dolmetscher, von jetzt an führt Louis das Kommando! Er ist unser Herr, und wir beide sind seine Sklaven. Die unbekannte Dame ist vielleicht eine Rassenfanatikerin Sie wird uns bestimmt nichts tun, wenn sie merkt, daß Louis die beiden >Tiere< herumkommandiert.«
Louis mußte lachen. »Ich bezweifle sehr, daß sie freundliche Gefühle für mich aufbringen wird. Sie haben das Mädchen nicht erlebt, Nessus. Sie ist so kühl und unnahbar wie die schwarzen Höhlen des Planeten Pluto. Ich kann ihr das nicht mal übelnehmen.« Sie hatte ihn beobachtet, wie er gekotzt hatte. Ein kotzender Mann ist kein reizvoller Anblick, der eine Frau zum Beischlaf herausfordert.
»Sie wird selig sein, wenn sie uns nur anblicken darf!« flötete der Puppetier mit arroganter Selbstgefälligkeit. »Sie wird unglücklich sein, wenn sie uns ein einziges Mal aus den Augen läßt. Je näher sie uns an sich heranläßt, um so glücklicher wird sie sich fühlen.«
»Zum Teufel - ja!« rief Louis.
»Sie verstehen? Gut, sehr gut. Noch etwas - ich habe mich ein wenig in der Sprache der Ringwelt geübt. Ich glaube, meine Aussprache ist korrekt, und meine Diktion nicht übel. Ich weiß nur verdammt wenig Worte .«
Louis döste im Zwielicht.
Der Kzin hatte es schon vor ein paar Stunden aufgegeben, Louis und Nessus mit Vorwürfen zu überschütten, weil sie ihm nicht helfen konnten. Er hing immer noch mit dem Kopf nach unten, mit verbranntem Fell und einer verbrannten Hand, die vorläufig zu nichts taugte. Wahrscheinlich war er bewußtlos.
Louis hörte ein paar Glöckchen bimmeln und war sofort hellwach.
Die Glöckchen bimmelten bei jedem Schritt. Ihre Mokassins waren mit Glöckchen bestickt. Die Dame hatte sich auch ein anderes Kleid angezogen - ein hochgeschlossenes Kleid mit vielen Taschen. Ihr langes Haar fiel ihr wieder über eine Schulter. Sie trug die gleiche gelassene Heiterkeit zur Schau wie beim erstenmal.
Die Dame setzte sich und ließ die Beine über den Rand der Plattform baumeln. Sie beobachtete Louis Wu. Minutenlang schauten sie sich in die Augen.
Dann griff sie in eine ihrer Taschen und holte eine apfelsinengroße Frucht heraus. Sie warf die Frucht Louis zu, zielte jedoch absichtlich ein paar Zentimeter vorbei, so daß Louis das Gleichgewicht verlieren mußte, wenn er die Frucht auffangen wollte.
Er erkannte die Frucht wieder, als sie vor seinem Gesicht vorbeitorkelte. Sie wuchsen auf Büschen. Er hatte ein paar von ihnen gesammelt und in den Speisetrichter seiner Küchenautomatik gesteckt, ohne die Früchte zu kosten.
Die Frucht zerbarst auf einem Zellenring und
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