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Ringwelt

Titel: Ringwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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beim Trinken beobachtet. Er wußte also, wo der Wassertank lag.
    Das Wasser war warm, schal, aber in diesem Augenblick ein unglaublicher Genuß.
    Dann füllte er seinen Schuh voll Wasser und trug ihn vorsichtig zu dem Kzin hinauf. Er ließ das Wasser tropfenweise in den Rachen des Tigerwesens fallen, und der Kzin schluckte krampfhaft. Er schien im Schlaf zu lächeln. Louis unternahm den Gang zum Brunnen ein zweites Mal, doch die Kräfte verließen ihn mitten auf der Wendeltreppe. Er rollte sich auf einer Stufe zusammen und schloß die Augen.
    Seine mißhandelten Muskeln wollten ihn nicht schlafen lassen. Außerdem konnte er immer noch abstürzten, wenn er nicht aufpaßte . Louis setzte sich auf. »Dolmetscher!« rief er.
    Der Kzin schlief zusammengerollt auf dem Dach des Zellenblockes, die Ohren angelegt und die Slaver-Waffe fest gegen den Leib gepreßt, so daß nur der Doppellauf aus dem Orangeflaum hervorschaute. Sein Atem ging regelmäßig, aber ziemlich schnell. War das in Ordnung? Nessus würde darüber schon Bescheid wissen. Inzwischen sollte er den Kzin ruhig schlafen lassen.
    »Das Leben ist ungerecht«, murmelte Louis leise vor sich hin. Er fühlte sich einsam und verlassen. Er war für das Wohlergehen anderer Wesen verantwortlich. Sein eigenes Leben hing davon ab, wie geschickt Nessus diese verrückte, stirnglatzige Dame mit dem Tasp bearbeitete. Kein Wunder, daß Louis nicht schlafen konnte.
    Er suchte mit den Augen die Stufen der Zellenblöcke ab. Dort lag es -sein Flugzeug mit den zerrissenen Sicherheitsballons. Nessus Flugrad lag gleich neben ihm. Dann kam das Flugrad des Dolmetschers, das ebenfalls neben dem ohnmächtigen Kzin lag. Dann war da noch das Flugrad mit dem Menschensattel und ohne Sicherheitsballons. Vier Flugräder also alles in allem.
    In seiner Gier nach Wasser hatte er die Flugräder nicht richtig gezählt. Dort unten lag ... Teelas Flugzeug. Ohne Sicherheitsballons. Ohne Sicherheitsballons!
    Sie mußte aus dem Sattel gefallen sein, als das Flugzeug sich auf den Kopf stellte.
    Oder sie wurde aus dem Flugzeug gerissen, als die Schalltasche bei einer Geschwindigkeit von Mach 2 plötzlich versagte.
    Was hatte Nessus gleich wieder zu ihm gesagt? Ihr Glück ist nicht verläßlich. Und der Kzin? Wenn ihr Glück sie nur einmal im Stich läßt, ist sie tot. Sie war tot! Es konnte gar nicht anders sein!
    Und sie hatte ihn hierherbegleitet, weil sie ihn liebte.
    »Dein Pech«, sagte Louis düster, »dein Pech, daß du mir begegnet bist, arme Teela!« Louis rollte sich auf dem Zellendach zusammen und schlief vor Erschöpfung ein.
    Als er wieder erwachte, kauerte der Kzin vor ihm und starrte ihm ins Gesicht. Die Augen in dem sprossenden Orangefell glitzerten. Sie sahen sehr sehnsüchtig und nachdenklich aus.
    »Kannst du das Zeug essen, was aus der Küchenautomatik des Puppetiers herausquillt?« fragte der Tiger.
    »Ich habe es erst gar nicht versucht«, antwortete Louis. Seine Stimme hallte dumpf in dem riesigen Gewölbe wider.
    »Das bedeutet also, daß ich als einziger von uns dreien ohne Nahrung bleiben muß«, fauchte der Kzin.
    Dieser sehnsüchtige Blick! Louis sträubten sich die Haare im Nacken. Mit fester Stimme sagte er tapfer: »Du weißt, daß du selbstverständlich eine Nahrungsquelle in der Nähe hast. Die Frage ist nur - wirst du sie auch ausnützen?«
    »Aber gewiß nicht, Louis. Wenn die Ehre mir gebietet, in Reichweite eines saftigen Stück Fleisches zu verhungern, werde ich auch verhungern.«
    »Sehr löblich«, erwiderte Louis, drehte sich um und tat so, als wollte er weiterschlafen.
    Und als er dann zum zweitenmal aufschrak, wußte er, daß er tatsächlich eingeschlafen war. Im Unterbewußtsein hatte er also gewußt, daß er sich auf das Wort des Kzin verlassen konnte.
    Seine Blase war zum Platzen voll. Der Gestank seiner eigenen Kotze stieg ihm in die Nase. Die Grube unter ihm löste das erste Problem, und aus dem Wassertank des Puppetiers besorgte er sich die Waschlauge für seinen Ärmel. Dann hinkte er einen Stock tiefer, um sich aus seinem eigenen Flugzeug die Erste-Hilfe-Ausrüstung zu holen.
    Doch diese Erste-Hilfe-Ausrüstung war eine komplexe Angelegenheit. Sie stellte eine Medizin nach Anordnung zusammen und führte selbstständig eine Behandlung durch. Das heißt, sie stellte fest, was dem Patienten fehlte. Und dieses Wunderwerk war von der Polizei-Frequenz zerstört worden.
    Die Falltüren der Zellen unter ihm hatten schmale Guckstreifen entlang der Türfüllung.

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