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Ringwelt

Titel: Ringwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Handflächen gegen die durchsichtige Zellenwand gepreßt und starrte gebannt hinaus in den Raum. Der Kzin stand gelassen an seiner Kontrollkonsole. Vielleicht konnte er mit den Augen die Entfernungen besser abschätzen als Louis.
    Vielleicht tat er auch nur so. Das Wimmern konnte ebensogut aus der Richtung des Kontrollraumes gekommen sein.
    Nessus zog vorsichtig wieder die Köpfe zwischen seinen Vorderbeinen hervor. Er betrachtete die aufrechten Ringe, die jetzt rasch kleiner wurden und sich zu einem geschlossenen geometrischen Gebilde zu vereinigen schienen.
    »Wir müssen das näher untersuchen!« pfiff Nessus sofort. »Wir müssen die Geschwindigkeit der Liar mit dem Umlauf der Ringwelt abstimmen. Halten Sie uns mit einem g auf Position!«
    Die Zentrifugalkraft ist eine Illusion, nichts anderes als ein sichtbarer Beweis des Trägheitsgesetzes. Nur die Zentripetalkraft ist Wirklichkeit -eine Kraft, die im rechten Winkel zum Geschwindigkeitssektor einer Masse wirkt. Die Masse widersetzt sich und will in ihrer gewohnten geradlinigen Bahn fortfahren.
    Auf Grund ihrer Geschwindigkeit und nach dem Gesetz der Schwerkraft hätte die Ringwelt eigentlich auseinanderbrechen müssen. Aber ihre Reißfestigkeit und ihre in sich geschlossene Struktur verhinderten das. Die Ringwelt übte sozusagen ihre Zentrifugalkraft auf sich selbst aus. Doch die Liar mußte auch die Zentripetalkraft neutralisieren, wenn sie sich der Umlaufgeschwindigkeit der Ringwelt von 770 Meilen pro Sekunde anpassen wollte.
    Der Kzin schaltete die Schubdüsen ein. Durch ein g im Gleichgewicht gehalten, schwebte die Liar über dem Randwall.
    Da lag der Raumhafen: Ein schmales Sims - so schmal, daß er nur wie ein dünner Bleistiftstrich aussah, bis der Kzin die Liar noch weiter über den Randwall sonnenwärts treiben ließ. Der Sims wuchs ihnen entgegen, war plötzlich groß, riesengroß, so daß zwei riesige Raumschiffe, die auf dem Feld parkten, wie Fingerhüte auf einer großen Freiterrasse wirkten. Die Raumschiffe hatten Zylinderform mit abgeflachter Spitze. Sie waren nach dem gleichen Modellplan gebaut, der den Insassen der Liar jedoch nicht vertraut war. Aber eines konnte man deutlich erkennen: Es handelte sich um Fusions-Rammschiffe, die sich während des Fluges selbst auftankten, indem sie mit elektromagnetischen Schaufeln den interstellaren Wasserstoff einsammelten. Das eine Raumschiff war offensichtlich ausgeschlachtet worden. Seine Hülle war aufgerissen, die verwirrende Vielfalt der technischen Einrichtungen für das Auge des Beobachters freigelegt, der sich vom Vakuum her der Ringwelt näherte.
    Am anderen, noch unversehrten Raumschiff konnte man die Fenster sehen, die im Oberteil der zylindrischen Raumschiffzelle eingelassen waren. Im schwachen Sternenlicht glitzerte das Raumschiff wie ein Kuchen, der mit Kristallzucker bestreut war. Man vermochte die Fenster gar nicht alle zu zählen. Es mußten Tausende sein. Daran konnte man ermessen, wie gigantisch dieses Raumschiff war.
    Doch kein Licht brannte in diesem Schiff. Der ganze Raumhafen war in tiefe Dunkelheit getaucht. Vielleicht verwendeten die Wesen der Ringwelt ein Licht, das außerhalb der »sichtbaren« Frequenz lag? Doch Louis Wu spürte instinktiv, daß dieser Raumhafen verlassen und tot war.
    »Was sind das nur für komische Ringe?« fragte Teela flüsternd.
    »Eine elektromagnetische Kanone«, murmelte Louis gedankenabwesend, »um die Raumschiffe in das All zu schießen.«
    »Nein«, widersprach Nessus.
    »Oh?«
    »Die Kanone muß vielmehr errichtet worden sein, um die Raumschiffe einzuholen. Man kann sich sogar die Methode vorstellen, die angewendet wurde. Das Schiff geht zuerst einmal in den Orbit parallel zum Ringwall. Es muß dabei nicht einmal seine Geschwindigkeit mit der Rotation der Ringwelt abstimmen, sondern nur einen Abstand von fünfundzwanzig Meilen zum unteren Rand einhalten. Während der Ring rotiert, fangen die Spulen der elektromagnetischen Kanone das Schiff ein und beschleunigen es, bis das Schiff die gleiche Geschwindigkeit wie der Ring hat. Ich kann die Architekten der Ringwelt zu dieser Lösung nur beglückwünschen. Das Schiff braucht nie so dicht an den Planeten heranzumanövrieren, daß es Schaden leiden oder den Ring gefährden kann.«
    »Man kann aber auch das elektromagnetische Spulensystem zum Start verwenden«, meinte Louis bedächtig.
    »Tut man aber nicht. Schauen Sie sich mal die Anlage zu Ihrer Linken an!« flötete Nessus.
    »Verdammt will ich sein!«

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