Ringwelt
der Außenhülle zurück.
Weit weg, schon fast hinter der sich unmerklich rundenden Grenzlinie, sah Louis ein Grübchen in der Außenhaut. Das mußte aber ein großer Meteor gewesen sein, dachte er. So groß, daß man den Krater auch aus dieser Entfernung im Sternenlicht erkennen konnte.
Er machte die anderen nicht auf dieses »Grübchen« aufmerksam. Seine Augen und sein Verstand hatten sich noch nicht an die Maße der Ringwelt gewöhnt .
9. Schattenfelder
Gleißend ging die K9-Sonne hinter dem geraden schwarzen Rand des Ringes auf. Die Helligkeit schmerzte, bis der Kzin einen Polarisator herunterließ und Louis in die Sonnenscheibe blicken konnte. Er entdeckte einen scharfen Schatten, der vor der Sonnenscheibe vorbeiglitt. Ein dunkles Viereck.
»Wir müssen sehr vorsichtig sein«, warnte der Puppetier. »Wenn wir unsere Geschwindigkeit mit der Ringwelt abstimmen und über der inneren Ringfläche im Raum schweben, werden wir bestimmt angegriffen!«
Die Antwort des Kzin war ein gähnendes Fauchen. Seit Stunden stand er jetzt hinter der hufeisenförmigen Kontrollkonsole. »Mit was für einer Waffe wollen die Eingeborenen uns denn angreifen? Wir haben doch festgestellt, daß die Architekten dieser Ringwelt nicht mal eine Radiostation betreiben!«
Nessus bewegte unruhig die Köpfe.
»Wir wissen nicht, wie diese Wesen Nachrichten austauschen. Genausowenig wissen wir etwas über die Art ihrer Waffen. Sobald wir über ihrer bewohnten Planetenfläche auftauchen, werden sie das als Bedrohung ansehen. Sie werden alle Waffen gegen uns richten, die ihnen zur Verfügung stehen.«
Louis nickte zustimmend. Er war von Natur aus nicht sehr vorsichtig, und die Ringwelt reizte seine Neugierde aufs äußerste. Doch der Puppetier hatte in diesem Fall recht.
Wenn die Liar über der inneren Ringoberfläche schwebte, stellte sie so etwas wie einen Meteor dar. Einen ziemlich großen Meteor. Wenn sie in einer Kreisbahn flog, würde sie bei einem Aufprall auf die Atmosphäre mit einer Geschwindigkeit von mehreren hundert Meilen auf die Ringoberfläche zurasen. Falls die Liar aber schneller flog, als für einen stabilen Orbit nötig war, indem sie ihre Motoren einschaltete, würde das Schiff ebenfalls zu einer Gefahr. Denn wenn seine Triebwerke versagten, würde die »Zentrifugalkraft« es aus seiner Bahn hinaus und hinunter auf das bevölkerte Land werfen. Die Bewohner der Ringwelt würden die Gefahr von Meteoriten bestimmt nicht unterschätzen. Ein Loch im Ringboden genügte, und die ganze Atemluft dieser Welt entwich durch dieses Leck hinaus in das All.
Der Kzin wendete sich von seinem Steuerpult ab. Er begegnete dem Blick der Augen in den beiden nahe zusammenstehenden Köpfen. »Ihre Befehle?«
»Zuerst gehen wir in den Orbit.«
»Und dann?«
»Beschleunigen wir auf die Sonne zu. Wir können auch die bewohnte Seite der Ringwelt studieren, während wir von ihr wegfliegen. Unser wichtigstes Ziel sind jetzt die Schattenvierecke.«
»So eine Vorsichtsmaßnahme ist unnötig und beschämend. Wir haben nicht das geringste Interesse an diesen Sonnenblenden!« meinte der Kzin abfällig.
Verdammt, dachte Louis. Er war hungrig und müde und mußte sich immer wieder als Schiedsrichter für fremde Wesen hergeben. Wahrscheinlich war der Kzin durch die Anstrengungen so überreizt, daß er einen Streit geradezu herausforderte.
Der Puppetier erwiderte: »Wir haben ein sehr starkes Interesse an den Sonnenblenden. Sie fangen mehr Sonnenlicht ab als die ganze Ringweltfläche. Sie müssen also geradezu ideale thermoelektrische Generatoren für die Energieversorgung der Ringwelt darstellen.«
Der Kzin schnarrte irgend etwas Giftiges in der Heldensprache seiner Heimat. Seine Antwort auf interworld klang dagegen ausgesprochen versöhnlich: »Sie sind unvernünftig. Wir haben absolut kein Interesse daran, herauszufinden, wie diese Welt mit Energie versorgt wird. Wir landen, fangen uns einen Eingeborenen und fragen ihn nach seiner Energieversorgung.«
»Ich weigere mich, eine Landung in Betracht zu ziehen!« schrillte der Puppetier.
»Zweifeln Sie an meinen Fähigkeiten als Pilot dieses Schiffes?« meinte der Kzin drohend.
»Zweifeln Sie an meinen Fähigkeiten als Kommandant des Schiffes?« begehrte Nessus mit geblähten Lippen auf.
»Wenn Sie dieses Thema schon mal anschneiden .«
»Ich trage immer noch den Tasp bei mir, Dolmetscher der Kzinti! Ich verfüge über die Long Shot und ihren Hyperdrive-Shuntmotor! Ich bin immer noch der Hinterste
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