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Ringwelt

Titel: Ringwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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scharf vom schwarzen Hintergrund des Alls abhob.
    Doch hier gab es keine Kurven am Horizont der Ringwelt. Dieser Horizont war eine gerade Linie, als schwarzer Rand vor dem schwarzen All kaum zu erkennen. Wie konnte das der Kzin nur aushalten, so Stunde um Stunde unter der Wölbung der Ringwelt - eines Artefaktes - dahinzufliegen?
    Louis erschauerte. Allmählich erfaßte er die gigantische Größe der Ringwelt. Es war ein unangenehmes Erlebnis - wie alle Lernprozesse.
    Er wendete seine Augen von diesem schrecklichen Horizont ab und blickte auf die beleuchtete Fläche über ihnen.
    »Alle Wasserflächen scheinen von der gleichen Größe zu sein«, sagte Nessus.
    »Ich habe ein paar Seen entdeckt. Und dort - ja, das muß ein Fluß sein. Aber bisher bin ich noch auf keine großen Meere gestoßen.«
    Seen gab es allerdings in Hülle und Fülle, wie Louis aus diesen vielen flachen Ausbuchtungen schloß. Sie waren natürlich nicht alle gleich groß, sondern nur regelmäßig verteilt, so daß keine Region ohne Wasser blieb. Und . flach. »Alle Seen haben einen flachen Boden!« rief Louis betroffen.
    »Stimmt«, bestätigte Nessus.
    »Das bedeutet, daß alle Seen flach sind. Die Bewohner der Ringwelt sind keine Geschöpfe, die im Wasser wohnen. Sie verwenden nur die Wasseroberflächen. So wie wir auch.«
    »Alle Seen haben auch geschlängelte Ränder«, sagte Teela.
    »Buchten!«
    »Also handelt es sich bei den Ringweltbewohnern um Wesen, die zwar auf dem Lande leben, aber die Seefahrt nicht fürchten. Sonst hätten sie nicht so viele Buchten angelegt, da sie keine Verwendung dafür hätten.« Nessus blickte Louis an. »Louis, diese Wesen scheinen Ihnen ähnlich zu sein. Die Kzinti hassen das Wasser, und meine Spezies fürchtet sich vor dem Ertrinken.«
    Louis schwieg.
    Man kann schon eine Menge von einer Welt erfahren, wenn man nur ihre Kehrseite betrachtet, dachte Louis. Ich werde eines Tages mal ein Buch darüber verfassen .
    Und dann sah er plötzlich einen Höcker, aus dem eine Rippe oder eine Flosse herausschaute. Der Höcker mußte eine Fläche von mehreren hunderttausend Quadratmeilen umfassen.
    Das war ein Ozean - der König aller Ozeane! Endlos glitt der Höcker unter ihnen vorbei. Und er war nicht glatt, sondern reich in sich gegeliedert - mit eigenen Tälern, Gräben, Beulen und Einstülpungen, die auf der Gegenseite als Inseln aus dem Wasser ragen mußten. Das Ganze sah aus wie eine topographische Karte des Pazifischen Ozeans.
    »Sie wollten sich die Fauna und Flora des Meeres erhalten« sagte Teela. »Dazu brauchten sie einen Ozean. Und diese Flosse oder Rippe dient wohl dazu, die untersten Wasserschichten abzukühlen. Eine Kühlrippe sozusagen.«
    Louis nickte ergriffen. Dieser Ozean war breit genug, um die ganze Erde darin aufzunehmen - nur seine Tiefe reichte nicht dazu aus. »Das genügt«, fauchte der Kzin heiser. »Wir müssen jetzt die Innenseite untersuchen!«
    »Nein«, widersprach der Puppetier, »wir müssen zuerst Messungen vornehmen. Ist der Ring auch kreisrund? Eine geringere Abweichung genügt, um die Luft in den Raum hinausschwappen zu lassen!«
    »Wir wissen doch, daß die Luft auf der Ringwelt vorhanden ist, Nessus!« mischte sich Louis Wu ein. »Die Verteilung des Wassers auf der inneren Oberfläche wird uns aufklären, wie weit der Ring von seiner Idealgestalt abweicht!«
    Nessus gab sich geschlagen. »Nun gut. Sobald wir den Rand der unteren Ringwand erreichen, überfliegen wir die Innenseite.«
    Man sah auch die winzigen Löcher der Meteoriteneinschläge. Es gab nicht viele davon; aber sie waren vorhanden. Vielleicht hatten die Architekten des Kunstplaneten doch nicht ihr ganzes Sonnensystem von Asteroiden befreien können. Aber nein - diese Meteore mußten von außen gekommen sein, aus dem All! Ein Krater glitt unter dem Fusionslicht vorbei. Louis entdeckte ein Glitzern am Boden des Kraters.
    War das der nackte Ringweltboden? Der Ringboden war eine Substanz, die so dicht war, daß sie 40 Prozent der Neutrinos absorbierte. Diese Substanz mußte ungeheuer fest sein. Über der Haut breiteten sich Erde, Wasser, Meere, Flüsse und Städte aus. Darüber wieder lagerte die Atmosphäre. Und unter dem Ringboden, dem All zugekehrt, war ein schwammiges Material aufgetragen - eine Art von Schaumgummi, das der Abwehr von Meteoriten diente. Die meisten Meteorsteine würden wahrscheinlich in dem dicken, schaumigen Material verdampfen. Aber ein paar schlugen wohl manchmal durch und ließen einen Krater in

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