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Ringwelt

Titel: Ringwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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in ein unangenehmes Pfeifen verwandelt.
    Irgend etwas brannte da draußen.
    Eine Fadenschlinge aus schwarzem, sehr dünnem Material, das ein violett-weißes Licht abstrahlte. Die Fadenschlinge schien kein Ende zu haben. Das »eine« Ende verlor sich in der schwarzen Scheibe, die die Sonne verdeckte. Das »andere« Ende verlief im Raum vor der Liar.
    Und dieser Faden krümmte sich wie ein verwundeter Regenwurm.
    »Wir scheinen mit irgend etwas zusammengestoßen zu sein«, sagte Nessus mit erstaunlicher Gelassenheit. »Dolmetscher, Sie müssen das Schiff verlassen und mal nach dem Rechten sehen. Ziehen Sie Ihren Raumanzug an!«
    »Wir befinden uns im Kriegszustand«, fauchte der Kzin. »Ich befehlige jetzt das Schiff!«
    »Großartig. Und was gedenken Sie jetzt zu tun?«
    Der Kzin enthielt sich diesmal klugerweise der Antwort. Er zog sich den Anzug mit den vielen blasenartigen Ausbuchtungen und dem mächtigen Tornister an und machte eines der Flugräder startklar.
    Auf dem Flugrad, das wie eine überdimensionale Hantel aussah und von Schubmotoren angetrieben wurde, schwebte der Kzin jetzt neben dem sich krümmenden Draht. Der geheimnisvolle Draht hatte sich inzwischen beträchtlich abgekühlt: aus dem violetten Weiß war ein orangefarbenes Licht geworden. Die anderen sahen zu, wie sich der Kzin aus dem Sitz seines Flugrades schwang und auf den heißen, sich krümmenden Draht zupaddelte.
    Sie konnten den Kzin atmen hören. Einmal ließ er sogar ein erschrockenes Fauchen hören. Doch er sprach kein Wort über die Außenbordanlage. Eine halbe Stunde blieb er im freien Raum, bis der Draht kaum noch Licht abstrahlte.
    Dann kam er wieder an Bord der Liar . Als er die Wohnkabine betrat, warteten die anderen stumm, bis er das Wort ergriff.
    »Das Zeug war wirklich nicht dicker als ein Faden«, knurrte der Kzin.
    »Da - sehen Sie sich das an!«
    Das Tigerwesen hielt eine Zange hoch, deren Backen sauber vom Griffteil abgeschnitten worden waren. Die Schnittfläche glich einem polierten Spiegel.
    »Als ich sah, wie dünn der Draht war, griff ich mit der Zange zu. Der Draht ging durch den Stahl hindurch wie durch Butter. Ich spürte nur ein leises Zucken!«
    »Ein ausziehbares Schwert leistet dasselbe«, murmelte Louis.
    »Aber ein ausziehbares Schwert ist ein Metalldraht, der von einem Slaver-Stasisfeld umgeben ist. Ein ausziehbares Schwert läßt sich nicht biegen. Dieser - Draht war ständig in Bewegung.«
    »Dann ist es eben ein Material, das wir noch nicht kennen«, meinte Louis achselzuckend. »Ein Material, das jeden Stoff so glatt durchschneidet wie ein ausziehbares Schwert. Leicht, dünn, reißfest. Es bleibt sogar noch bei Temperaturen fest, wo andere natürliche Substanzen zu heißem Plasma werden. Etwas, was wir Menschen bestimmt nicht herstellen können. Etwas ganz Neues also.«
    »Wo kommt das Zeug her?« fragte Teela.
    »Denken Sie doch mal nach! Wir kreuzten gerade zwischen zwei Sonnenblenden hindurch, als wir gegen etwas prallten, was wir nicht sehen konnten. Später entdeckten wir einen dünnen Draht, der offenbar von unbegrenzter Länge ist. Es muß also der Draht gewesen sein, mit dem wir zusammengestoßen sind. Er war so heiß wie der Kern einer Sonne. Er behielt die Hitze bei, die bei unserem Aufprall erzeugt wurde. Dieser Draht muß zwischen den Sonnenblenden ausgespannt gewesen sein.«
    »Aber warum?«
    »Überlegen wir mal«, erwiderte der Kzin. »Die Architekten der Ringwelt verwendeten die Blenden dazu, einen Rhythmus von Tag und Nacht zu erzeugen. Um diesen Zweck zu erfüllen, mußten die Sonnenblenden mit der Breitseite immer der Sonne zugekehrt bleiben. Deshalb verbanden die Architekten der Ringwelt die schwarzen Rechtecke der Blenden mit dem Draht zu einer endlosen Kette. Dann versetzten sie die Kette in eine Kreisbewegung, die schneller war, als das für eine stabile Umlaufbahn um die Sonne nötig gewesen wäre. Durch die überschüssige Zentrifugalkraft bleibt der Draht immer straff gespannt, und die Sonnenblenden werden gezwungen, sich der Sonne zuzukehren.«
    Louis nickte zustimmend. Zwanzig Schattenblenden, die gewissermaßen im Ringelreihen um die Sonne herumtanzten. Ein eigenartiges Bild. Und eine gigantische, wenn auch simple Lösung. Riesige Rechtecke, die mit fünf Millionen Meilen langen Drähten an den Ecken verbunden waren...
    »Wir brauchen diesen Draht«, sagte Louis schnell. »Wir könnten wahre Wundertaten damit vollbringen!«
    Der Kzin zuckte die Achseln. »Ich konnte ja nicht einmal

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