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Ringwelt

Titel: Ringwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Häusermeer aus. Viele Gebäude hatten Wolkenkratzerformat, und ein Dutzend davon erreichte sogar mit ihren Dächern die Unterkante des fliegenden Schlosses. Auch hier mußte es einmal viele fliegende Häuser gegeben haben. Man sah das an den Lücken, die von den abstürzenden Gebäuden in die Silhouette der Stadt gerissen worden waren. Überall türmten sich die Schutthalden der gestürzten Giganten.
    Demnach schien nur dieses eine Gebäude über eine eigene Kraftanlage zu verfügen. Louis kam sich vor wie ein Sultan, der nach einer Harems-Orgie verschlafen auf seine Untertanen hinunterschaut, die wie Ameisen vor ihm im Staub kriechen.
    »So ein Haus ist zweifellos eine Brutstätte des Größenwahnsinns«, überlegte Louis laut. Wieder lenkte eine Trübung seinen Anblick ab. Da schwebte doch etwas vor der Fensterwand - Draht!
    Ein Draht hatte sich an einer Mauerverzierung verfangen. Doch da kam noch mehr Draht vom Himmel herunter. Ein Draht, der jetzt in zwei Bahnen von einem Kranzgesims hinunter auf die Stadt fiel. Dieser Draht mußte vorhin schon seine Sicht getrübt haben. Louis lag nackt auf dem Teppich vor der Fensterwand und schaute dem Draht zu, der wie ein endloser Faden vom Himmel auf die Erde herunterfiel. Das war hübsch anzusehen - wie Spinnenfäden am Sommerhimmel. Zum erstenmal, seit die Laserkanonen die Liar unter Beschuß genommen hatten, fühlte er sich wieder sicher und geborgen.
    Der Draht nahm kein Ende, ringelte sich in einer endlosen Schleife auf den Kunstplaneten herunter. Er war so fein, daß man sich anstrengen mußte, ihn nicht aus den Augen zu verlieren.
    Plötzlich wurde Louis wieder ganz nüchtern, als er erkannte, um was für einen Draht es sich handelte. Sonnenblendendraht! Er hatte sie bis hierher in diese Stadt verfolgt!
    Louis mußte fünf Treppen steigen, ehe er ein Frühstück bekam.
    Er hatte eigentlich gar nicht erwartet, einen betriebsbereite Küche in diesem Luftschloß vorzufinden. Eigentlich suchte er den Weg zurück in den Speisesaal und landete statt dessen in der Küche.
    Die Küche bestätigte eine Theorie, die er sich bereits in der Nacht vorher bei der ersten Besichtigungstour überlegt hatte. Zu einem König oder Autokraten gehört ein großer Stab von Helfershelfern. Die Küche war dementsprechend eingerichtet. Hier mußte früher eine halbe Kompanie von Küchenchefs an der Arbeit gewesen sein, jeder mit seinem eigenen Stab -mit Hilfsköchen, Abschmeckern, Vorkostern, Dienern zum Servieren und Tellerwäschern.
    Louis endeckte Vitrinen, in denen früher frische Früchte und Nahrungsmittel gelagert worden waren. Jetzt waren davon nur noch Staub und ein paar Obstkerne übriggeblieben. In einem Kühlraum lagen noch ein paar Skelette, säuberlich der Länge nach durchtrennt. Die Kühlaggregate arbeiteten nicht mehr. Nur bei einem Eisschrank in der Ecke der Küche lief der Motor noch. Vielleicht waren die Lebensmittel im Gefrierfach sogar gemeßbar; aber Louis wollte keine Vergiftung riskieren.
    Aus den Wasserhähnen lief kein Wasser.
    Es gab hier auch keine Konserven.
    Und noch etwas vermißte Louis. Küchenmaschinen. Außer Kühlaggregaten gab es hier weder Maschinen noch elektronische Einrichtungen. An den Öfen fehlten die Temperaturregler und die automatischen Schalter.
    Nicht mal ein Toaströster war vorhanden. Dafür waren über Öfen Fäden ausgespannt, an denen ein paar vertrocknete Schoten hingen. Getrocknete Gewürzpflanzen? Undenkbar, daß den Köchen des Regierungschefs nicht einmal Behälter zur Verfügung standen, in denen sie frische Gewürze aufbewahren konnten!
    Louis blickte sich noch einmal nachdenklich um. Erst jetzt dämmerte ihm die Wahrheit.
    Dieser Raum war ursprünglich gar keine Küche gewesen.
    Was dann? Eine Vorratskammer? Oder ein Aufenthaltsraum? Höchstwahrscheinlich ein Salon, der zur Erholung der Bewohner des Hauses oder des Regierungsstabes diente. Denn eine Wand war erst nachträglich weiß übertüncht worden. Offenbar war hier früher der Bildschirm für die Drei-D-Anlage gewesen. Und die Eindrücke im Boden deuteten darauf hin, daß hier einmal viele Sessel und Tische in Reihen gestanden hatten.
    Wahrscheinlich hatte eines Tages das Drei-D-Gerät seinen Geist aufgegeben. Da niemand wußte, wie man es repariert, hatte man die Schirmwand einfach weiß übermalt. Als dann die automatische Küche streikte, hatten an Stelle der Computer wieder lebendige Köche das Kommando übernommen und den Raum in eine primitive, mit der Hand betriebene

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