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Ringwelt

Titel: Ringwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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»Wahrscheinlich wurden die Tische nach dem Essen einfach mit heißem Wasser abgespritzt.«
    »Was hatte das schon zu bedeuten?« meinte Teela großzügig. »Die Architekten der Ringwelt verbannten Fliegen, Moskitos und Wölfe von ihrem Kunstplaneten. Das gleiche galt bestimmt für gefährliche Bakterien!«
    Louis blickte sie düster an. »Sie könnten aber Bakterien eingeschleppt haben. Von ihren zehn Kolonialwelten. Außerdem brauchten sie Bakterien für ihre Verdauung. Und wenn so ein Bakterienstamm einmal entartet, zu einem gefährlichen Erreger wird ...« Seine Stimme brach ab. Er malte sich in seiner Phantasie die Folgen seiner Theorie aus. Dann gab es keine Immunität mehr auf dieser Welt. Der Körper konnte der verheerenden Wirkung der Bakterien nichts mehr entgegensetzen.
    War die Ringwelt dem Angriff feindlicher Bakterien erlegen? Jede Zivilisation muß sich ihre Widerstandskraft gegen Krankheiten bewahren. Sonst ist sie eines Tages zum Untergang verurteilt!
    Der Kzin kniete in der Nische und deutete nach unten: »Sie blicken zu uns herauf!« fauchte er.
    Louis schaute auf die Stadt hinunter. Mindestens tausend Einheimische waren da unten versammelt. Sie drehten ihnen das Gesicht zu.
    »Sie können doch nicht wissen, daß wir hier sind!« rief Louis.
    »Vielleicht ist heute ein Feiertag«, meinte der Kzin achselzuckend.
    »Vielleicht haben sie auch ein Zeichen vom Himmel bekommen - das zum Beispiel!« meinte Teela und deutete auf die feinen Drahtschlingen, die immer noch vom Himmel regneten.
    »Hm«, meinte der Kzin nachdenklich, »wie lange hält dieser Metallregen denn schon an?«
    »Seit Stunden«, antwortete Louis. »Mir ist das Zeug sofort aufgefallen, als ich aufwachte. Die Liar muß den Draht mitgeschleppt haben. Sie hat diese Stadt bei der Landung überflogen. Kein Wunder also, daß es jetzt Draht regnet - einen Draht, der sechs Millionen Meilen lang sein kann. Die Einheimischen werden den Drahtregen als göttliches Zeichen betrachten. Wahrscheinlich verehren sie das Schloß schon seit Jahrhunderten. Es ist das einzige Gebäude, das sich noch schwerelos in der Luft halten kann.«
    »Und wenn heute noch die Architekten der Ringwelt in Fleisch und Blut unter ihnen erscheinen, wäre das der logische Schlußpunkt dieses Wunders«, meinte das Tigerwesen nachdenklich. »Louis sollen wir uns wirklich mal als Götter versuchen?«
    Teela blickte den Kzin an und lachte, daß ihr die Tränen kamen. Louis zuckte erschrocken zusammen.
    Ein zwei Meter fünfzig großer Tiger mit Reißzähnen, einem Rattenschwanz, rosaroter Babyhaut und einem knallig orangefarbenen Gänsedaunen-Fell - so etwas konnte man bestimmt keinem intelligenten Menschen als Gott anbieten. Louis konnte Teela gut verstehen, wenn er auch ahnte, wie empfindlich der Kzin auf diesen Heiterkeitsausbruch reagieren würde.
    Der Kzin fuhr die Krallen aus und packte Louis an der Schulter. »Louis, ich verlange eine Erklärung!« fauchte er.
    Louis machte eine Grimasse. »Mit einem ordentlichen Fell auf den Rippen würdest du einen ziemlich guten Kriegsgott abgeben«, erwiderte er und warf Teela einen warnenden Blick zu. »Aber mit diesem Babyflaum? Ehrlich, Dolmetscher, ich würde an deiner Stelle lieber mit deiner göttlichen Offenbarung warten, bis dir das Fell wieder nachgewachsen ist!«
    »Aber wenn ich ein paar Gläubige mit bloßen Händen zerreiße, kapieren sie rasch, was für ein Gott in mir steckt!«
    »Unsinn, Dolmetscher. Sie werden sich verkriechen und darum beten, daß dein Zorn sich abkühlt. Das hilft uns nicht weiter. Wir brauchen jetzt einen gütigen Nessus, mit seinem Tasp wäre er genau richtig.«
    »Aber der Puppetier ist nicht erreichbar. Er scheidet aus!«
    »Wenn Nessus jetzt .«
    »Er scheidet aus, habe ich gesagt!«
    Louis zuckte die Achseln. »Nun gut, dann fliege ich eben allein hinunter. Teela, du läßt dir inzwischen das Kartenzimmer vom Dolmetscher zeigen. Wir bleiben mit unseren elektronischen Scheiben in Verbindung. Wenn es Ärger gibt, kommt ihr mir sofort zu Hilfe. - Dolmetscher, ich brauche deinen Laser!«
    Der Kzin knurrte zwar unwillig, überließ Louis dann aber doch seine Laser-Lampe. Immerhin hatte er ja noch die Slaver-Doppelflinte.
    Die Menge mußte ihn sofort erblickt haben. Er hörte das überraschte Murmeln der Leute, als er mit seinem Flugrad nach unten schwebte. Dann setzte der Gesang wieder ein.
    Es war ein getragener, mehrstimmiger Choral. Er klang atonal. Wahrscheinlich verwendeten sie die

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