Ripley Under Ground
Hörer.
Jeff machte Tee und stellte eine Flasche Whisky zur Belebung mit auf das Tablett.
Mme. Annette meldete sich, was Tom nicht gehofft hatte. Er nahm eine Frauenstimme an und fragte in schlechtem Französisch, ob Mme. Ripley da wäre. »Schsch!« warnte er Jeff und Ed, die anfingen zu lachen. »Hallo –Heloise.« Er sprach französisch. »Du, ich muß es kurz machen, Liebes. Wenn irgend jemand nach mir fragt: ich bin bei Freunden in Paris, hörst du . . . wahrscheinlich wird eine Frau dich anrufen, sie spricht nur englisch vermutlich. Der mußt du eine falsche Nummer in Paris geben, wo ich bin . . . ja, denk dir eine aus . . . Danke, mein Liebes . . . ja, wahrscheinlich morgen nachmittag, aber das darfst du der Amerikanerin ja nicht sagen . . . Und erzähl auch Mme. Annette nicht, daß ich in London bin . . .«
Als Tom aufgelegt hatte, fragte er Jeff, ob er sich die Unterlagen mal ansehen könne, die die beiden fabriziert hatten, und Jeff holte sie ihm. Es waren zwei Kontobücher, das eine war etwas abgegriffen, das andere neuer. Tom vertiefte sich eine Weile in die Eintragungen, die Datierungen und die Titel der Bilder. Jeff war mit dem Platz nicht gerade sparsam umgegangen, und die Derwatt-Bilder waren nicht in der Überzahl; die Galerie Buckmaster stand ja auch mit anderen Malern in Geschäftsverbindung. Hinter einigen Daten waren die Titel in verschiedenen Tinten angegeben, denn Derwatt hatte seine Bilder nicht immer selbst betitelt.
»Diese Seite hier mit dem Teespritzer, die find ich gut«, sagte Tom.
Jeff strahlte. »Stammt von Ed. Ist erst zwei Tage alt.«
»Apropos feiern«, sagte Ed und klatschte einmal gedämpft in die Hände, »da ist ja noch Michaels Party heute abend, wie wär´s damit? Halb elf, hat er gesagt. Holland Park Road.«
»Das können wir noch überlegen«, meinte Jeff.
»Vielleicht nur mal ´ne Viertelstunde reingucken?« schlug Ed hoffnungsvoll vor.
Tom war noch mit den Büchern beschäftigt. ›Die Wanne‹ war ganz richtig als eins der späteren Bilder eingetragen, das war vermutlich nicht zu vermeiden gewesen. Die meisten Angaben bezogen sich auf die Namen und Adressen der Käufer und auf die Preise, die sie gezahlt hatten, wobei die Käufe wohl echt, aber die Eingangsdaten zuweilen falsch waren. Alles in allem hatten Jeff und Ed mit diesen Unterlagen gute Arbeit geleistet. »Und das hat Webster alles angesehen?« fragte Tom.
»O ja«, gab Jeff zur Antwort.
»Er hat doch keinerlei Fragen gestellt, was, Jeff?« sagte Ed.
»Nein.«
Vera Cruz . . . Vera Cruz . . . Southampton . . . Vera Cruz. . .
Na schön. Wenn dies durchgegangen war, dann war es eben durch.
Sie verabschiedeten sich von Leonard – es war sowieso bald Zeit zum Schließen – und nahmen ein Taxi bis zu Jeffs Atelier. Tom hatte das Gefühl, als betrachteten ihn die beiden wie eine Art Magier, was ihm komisch vorkam, aber im Grunde nicht gefiel. Vielleicht sahen sie ihn an wie einen sonderbaren Heiligen, der durch Anrühren einer sterbenden Pflanze neues Leben zu geben vermochte, der imstande war, Kopfschmerzen durch Handauflegen zu heilen, und der über das Wasser schreiten konnte. Aber Derwatt hatte nicht die Fähigkeit gehabt, über das Wasser zu gehen, oder vielleicht hatte er es gar nicht gewollt. Und doch war Tom jetzt Derwatt.
»Ich möchte Cynthia anrufen«, sagte Tom.
»Sie arbeitet bis sieben. Ein komisches Büro«, sagte Jeff.
Tom rief erstmal bei der Air France an und buchte einen Flug nach Orly für ein Uhr morgen mittag. Das Ticket konnte er am Schalter abholen. Er hatte beschlossen, morgen vormittag noch in London zu sein, falls noch irgendwelche Schwierigkeiten auftauchten. Es durfte nicht wieder so aussehen, als ob Derwatt die Szene überstürzt verlassen habe.
Tom trank seinen gesüßten Tee und lehnte sich auf der Couch zurück. Jackett und Schlips hatte er abgelegt, aber der lästige Bart störte ihn immer noch. »Ich wollte, ich könnte Cynthia veranlassen, daß sie Bernard zurücknimmt«, sagte er nachdenklich in der Pose des lieben Gottes, der gerade einen schwachen Augenblick hat.
»Warum denn?« fragte Ed.
»Weil ich fürchte, daß Bernard sich vielleicht was antut. Ich wollte, ich wüßte, wo er ist.«
»Meinst du das im Ernst? Daß er sich umbringt?« fragte Jeff.
»Ja. Das sagte ich euch doch schon, glaube ich. Cynthia habe ich´s nicht gesagt, das wäre nicht fair gewesen. Als ob ich sie erpressen wollte, damit sie ihn wieder nimmt. Und das würde er bestimmt nicht wollen.«
»Meinst du, er
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