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Ripley Under Ground

Ripley Under Ground

Titel: Ripley Under Ground Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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du bist etwas älter, schwerer, langsamer, gebückter als Tom Ripley. »Es tut mir leid«, sagte er leichthin, als sei es ihm im Grunde ganz gleichgültig, »daß Sie mich gesucht haben. Ich war bei Freunden in Suffolk.«
»Ja, das hörte ich«, sagte Webster und setzte sich auf einen Stuhl, der etwa zwei Meter von Tom entfernt stand.
Die Rolljalousie am Fenster war dreiviertel herabgelassen und zum Teil geschlossen, das hatte Tom gesehen. Das Licht war gerade ausreichend, selbst zum Briefeschreiben, aber nicht hell.
»Nun – Ihr Aufenthaltsort war nicht ganz so wichtig wie der von Thomas Murchison«, sagte Webster lächelnd. »Nach dem bin ich nämlich auf der Suche.«
»Ja, ich habe etwas darüber gelesen – oder Jeff hat mir erzählt von seinem Verschwinden in Frankreich.«
»Zusammen mit einem Ihrer Bilder. ›Die Uhr.‹«
»Ah ja. Nun, das ist sicher nicht das erstemal, so ein Diebstahl«, meinte Tom mit philosophischer Ruhe. »Und seine Frau will also nach London kommen?«
»Sie ist sogar schon da.« Webster warf einen Blick auf seine Uhr. »Um elf sollte sie ankommen. Aber nach dem Nachtflug wird sie erstmal ein paar Stunden ausruhen wollen. Sind Sie heute nachmittag hier, Mr. Derwatt? Können Sie das einrichten?«
Er mußte schon aus Höflichkeit einwilligen. Mit nur angedeutetem Zögern stimmte er zu und sagte, ja, natürlich werde das gehen. »Um welche Zeit ungefähr? Ich habe noch ein paar Wege zu machen.«
Webster erhob sich, als sei auch seine Zeit beschränkt. »Paßt es Ihnen um halb vier? Und wenn mir etwas dazwischenkommt, sage ich über die Galerie Bescheid.« Zu Jeff und Ed gewandt, fügte er hinzu: »Vielen Dank noch, daß Sie mir Bescheid gegeben haben wegen Mr. Derwatt. Guten Tag, meine Herren!«
»Auf Wiedersehen, Inspektor.« Jeff öffnete ihm die Tür.
Ed blickte Tom an und lächelte befriedigt mit geschlossenen Lippen. »Heute nachmittag vielleicht eine Spur lebhafter. Derwatt war etwas – etwas energischer. Nervöse Energie.«
»Ach, ich habe meine Gründe«, erwiderte Tom. Er legte die Fingerspitzen aneinander und starrte ins Leere, wie es Sherlock Holmes zu tun pflegte – vielleicht unbewußt, denn er hatte gerade an eine bestimmte SherlockHolmes-Geschichte gedacht, die seiner Situation ganz ähnlich war. Hoffentlich war seine Verkleidung nicht so leicht zu durchschauen. Sie war jedenfalls besser als einige, die Conan Doyle aufgetischt hatte, und bei denen zum Beispiel ein Adliger einmal vergaß, seinen Diamantring abzunehmen oder so etwas.
»Was für Gründe?« fragte Jeff.
Tom sprang auf. »Ich sag´s dir später. Jetzt ist mir erstmal nach einem Whisky.«
Sie aßen zu Mittag bei Norughe, einem italienischen Restaurant in der Edgware Road. Tom hatte Hunger, und das Lokal gefiel ihm: es war ruhig, nett anzusehen, und die Pasta war ausgezeichnet. Er bestellte Gnocchi mit einer köstlichen Käsesauce, und dazu tranken sie zwei Flaschen Verdicchio. An einem Tisch in der Nähe saßen mehrere Koryphäen des Royal Ballett, die ganz offensichtlich Derwatt erkannten, so wie Tom sie ebenfalls erkannte; aber das Erkennen ging in englischem Stil vor sich, und die Blicke, die von hüben nach drüben und umgekehrt gewechselt wurden, hörten bald auf.
»Ich möchte nachher eigentlich lieber allein in der Galerie ankommen und durch die Vordertür«, sagte Tom.
Sie saßen noch bei Kognak und Zigarren. Tom fühlte sich zu allem bereit und fähig, es mit jedem aufzunehmen, auch mit Mrs. Murchison.
»Hier will ich aussteigen«, sagte er im Taxi zum Fahrer. »Ich möchte ein bißchen laufen.« Er sprach mit Derwatts Stimme, die er auch beim Lunch beibehalten hatte. »Ich weiß, es ist noch ein ganzes Stück, aber wenigstens ist es nicht so hügelig wie in Mexiko. Ah-hm.«
Die Oxford Street war wie immer einladend und voller Gewimmel. Ihm fiel ein, daß er Jeff und Ed nicht gefragt hatte, ob sie noch ein paar Quittungen oder Belege für die Bilder zusammengeschustert hatten. Vielleicht würde Webster gar nicht danach fragen. Aber Mrs. Murchison – ? Das konnte sein, wer weiß. Einige Passanten auf der Straße sahen ihn prüfend an, vielleicht erkannten sie ihn, obwohl er das nicht glaubte, oder sein Bart und die betonten Augen fielen auf. Die Augen wirkten betont durch die verstärkten Augenbrauen und weil Derwatt ein wenig die Stirn runzelte; das war aber, wie Ed ihm versichert hatte, bei ihm kein Zeichen von Unwillen gewesen.
Heute nachmittag gibt es nur eins, dachte Tom, Erfolg oder Fiasko. Aber es

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