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Ripley Under Ground

Ripley Under Ground

Titel: Ripley Under Ground Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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Schiffswerft oder Bootswerft oder so was. Dickie hatte eine Menge Freunde, aber keine bösartigen.« Tom schwieg, und die anderen ebenfalls. Dann fügte er hinzu: »Für eine Feindschaft lag überhaupt kein Grund vor.«
»Bei meinem Mann ja auch nicht – außer wenn da vielleicht irgend etwas manipuliert wird mit gefälschten Derwatt-Bildern.«
»Ja – davon weiß ich wirklich nichts. Ich wohne ja hier.«
»Es könnte sein, daß es eine Art Fälscherring gibt, wissen Sie.« Sie sah Heloise an. »Ich hoffe, Sie verstehen alles, was wir sagen, Mrs. Ripley.«
Tom sagte auf Französisch zu Heloise: »Mrs. Murchison hält es für möglich, daß da ein Schwindlerring existiert, der Derwatts Bilder fälscht.«
»Ja, ich verstehe«, sagte Heloise.
Tom wußte: Heloise hatte ihre Zweifel hinsichtlich der Sache mit Dickie. Aber er wußte auch, er konnte auf sie zählen. So ganz astrein war sie selber nicht. Jedenfalls würde sie vor Fremden niemals zu erkennen geben, daß sie an Toms Worten zweifelte.
»Möchten Sie die obere Etage gern noch sehen?« fragte Tom. »Oder den Garten, bevor es dunkel wird?«
Ja, das wollte Mrs. Murchison, und sie ging mit Tom nach oben. Sie trug ein leichtes graues Wollkleid. Sie war gut gebaut – vielleicht ritt sie daheim oder spielte Golf –, keiner hätte sie dick nennen können. Sportlich-robuste Frauen dieser Art nannte man ja niemals dick – warum eigentlich nicht? Heloise hatte nicht mitkommen wollen. Tom zeigte Mrs. Murchison das Gastzimmer; er öffnete die Tür weit und schaltete das Licht an. Dann führte er sie freundlich plaudernd auch in die anderen Räume; bei Heloises Zimmer machte er nur die Tür auf und drehte das Licht nicht an, weil Mrs. Murchison kein großes Interesse für das Zimmer zeigte.
»Vielen Dank«, sagte sie, als sie wieder hinuntergingen.
Sie tat Tom leid. Sie tat ihm wirklich leid, weil er ihren Mann umgebracht hatte. Aber Selbstvorwürfe, ermahnte er sich, konnte er sich jetzt nicht leisten; wenn er damit anfinge, wäre er genauso wie Bernard, der auf Kosten einiger Leute allen alles beichten wollte.
»Haben Sie Derwatt in London gesprochen?« fragte er.
»Ja, das habe ich«, sagte Mrs. Murchison und setzte sich wieder auf das Sofa, doch diesmal nur auf den Rand.
»Was ist er für ein Mensch? Ich hätte ihn am Tage der Eröffnung beinahe getroffen.«
»Ach – ja – er trägt einen Bart – recht nett, aber er sagt nicht viel.« Offensichtlich war sie an Derwatt nicht weiter interessiert. »Er sagte, er glaube nicht, daß da Fälschungen im Umlauf seien. Das habe er Tommy auch gesagt, erzählte er noch.«
»Ja, ich glaube, das hat mir Ihr Mann auch erzählt. Und Sie glaubten Derwatt also?«
»Ich denke schon, ja. Er sah ganz aufrichtig aus. Was soll man sonst schon sagen?« Sie lehnte sich auf dem Sofa zurück.
Tom trat einen Schritt vor. »Noch eine Tasse Tee? Oder einen Whisky?«
»Ja, einen Whisky würde ich gern trinken, vielen Dank.«
Tom ging in die Küche und holte Eis aus dem Kühlschrank. Heloise kam ebenfalls und half ihm. »Was meinte sie vorhin – wegen Dickie?« fragte sie.
»Gar nichts«, erwiderte Tom. »Wenn etwas dran wäre, würde ich´s dir sagen. Sie weiß, daß wir befreundet waren. Möchtest du ein Glas Weißwein?«
»Ja.«
Sie brachten Eis und Gläser ins Wohnzimmer. Mrs, Murchison wollte gern ein Taxi haben, nach Melun. Sie bat um Entschuldigung, weil sie es in diesem Moment erwähnte, aber sie wußte nicht, wie lange es dauern würde.
»Ich kann Sie doch nach Melun bringen, wenn Sie einen Zug nach Paris nehmen wollen«, erbot sich Tom.
»Nein, ich wollte in Melun auf der Polizei vorsprechen. Ich hatte dort von Orly aus angerufen.«
»Dann bringe ich Sie hin«, sagte Tom. »Wie ist Ihr Französisch? Meins ist keineswegs vollkommen, aber –«
»Oh, ich denke, das wird schon gehen. Vielen Dank.« Sie lächelte leicht.
Sie wollte ihn auf der Polizei nicht dabeihaben, dachte Tom.
»Als mein Mann Sie hier besuchte, war da noch jemand hier im Haus?« fragte sie.
»Nur unsere Haushälterin, Mme. Annette. Heloise, wo ist Mme. Annette?«
Heloise meinte, sie sei entweder in ihrem Zimmer oder noch mal ausgegangen, um ein paar letzte Besorgungen zu machen. Tom ging hinüber und klopfte an die Zimmertür. Mme. Annette war drinnen und nähte. Tom bat sie, einen Augenblick herüberzukommen und ein paar Worte mit Mrs. Murchison zu sprechen.
Gleich darauf kam sie ins Zimmer, sehr interessiert, denn Mrs. Murchison war ja die Frau des Mannes, der so

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