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Ripley Under Ground

Ripley Under Ground

Titel: Ripley Under Ground Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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Tannenholz-Fußboden des Zimmers zu schlendern. Die Möbel waren überwiegend in Grün gehalten, die Wände weiß, die Fenster hatten Doppelscheiben und tiefe Fensterbänke. O Österreich! Jetzt wollte er hinuntergehen und im Café Tomaselli einen Doppelespresso trinken, das war nur ein paar Schritt weit. Überhaupt vielleicht keine schlechte Idee: das Tomaselli war ein großes Café, es konnte gut sein, daß er Bernard dort traf.
    Aber als er im Tomaselli angekommen war, trank er lieber einen Slibowitz, denn die Kaffeestunde war vorüber. Bernard war nicht da. An den rotierenden Stangen hingen Zeitungen in verschiedenen Sprachen, und Tom blätterte die Londoner Times und die Pariser Herald Tribune durch, fand aber keine Notiz über Bernard (was er in der Tribune auch nicht erwartet hatte) oder über Thomas Murchison oder den Besuch seiner Frau in London oder Frankreich. Sehr gut.
    Tom ging hinaus, überquerte noch einmal die Staatsbrücke und ging dann die Linzer Gasse hinauf, die dort einmündete. Es war jetzt nach neun Uhr. Wenn Bernard in Salzburg war, würde man ihn am ehesten in einem mittleren Hotel finden; das mochte sowohl auf dieser wie auf der anderen Seite der Salzach liegen. Wahrscheinlich war er schon zwei oder drei Tage hier, wer weiß. Tom starrte in die Schaufenster mit Jagdmessern, Knoblauchpressen, elektrischen Rasierapparaten und Tiroler Trachtenkleidung – weiße Blusen mit Rüschen, Dirndlkleider. Alle Läden waren geschlossen. Er versuchte es mit den rückwärtigen Straßen. Einige waren gar keine Straßen, sondern unbeleuchtete enge Gäßchen mit geschlossenen Türen auf beiden Seiten. Gegen zehn Uhr merkte Tom, daß er Hunger hatte, und ging in ein Restaurant, das rechts von der Linzer Gasse lag. Nachher ging er auf einem anderen Weg zurück ins Café Tomaselli, dort wollte er eine Stunde bleiben. In der Getreidegasse, wo sein Hotel lag, war auch Mozarts Geburtshaus. Wenn Bernard in Salzburg herumlief, hielt er sich vielleicht besonders in diesem Viertel auf. Nun, vierundzwanzig Stunden wollte er dranwenden, dachte Tom.
    Bei Tomaselli hatte er kein Glück. Was da jetzt herumsaß, schien die Stammkundschaft zu sein, Salzburger Familien, vor sich enorme Tortenstücke und Espressos mit Sahne oder Gläser mit rosa Himbeersaft. Tom wurde ungeduldig: die Zeitungen langweilten ihn, er ärgerte sich, weil er Bernard nicht fand und weil er müde war. Er ging ins Hotel zurück.
    Um halb zehn am nächsten Morgen war er wieder draußen, auf dem rechten Salzachufer mit der neueren Stadthälfte. Er ging kreuz und quer durch die Straßen, hielt überall nach Bernard Ausschau und blieb nur einmal stehen, um einen Blick in ein Schaufenster zu werfen. Mit der Absicht, das Mozart-Museum in der Straße seines Hotels zu besuchen, kehrte er dann zum Fluß zurück, schritt durch die Dreifaltigkeitsgasse in die Linzer Gasse, und als er die Staatsbrücke vor sich liegen sah, erblickte er Bernard, der auf der anderen Seite der Brücke auf die Fahrbahn trat.
    Bernard hielt den Kopf gesenkt; fast hätte ihn ein Auto angefahren. Tom wollte ihm folgen und konnte nicht, weil die Verkehrsampel Rot zeigte; das machte aber nichts, denn Bernard war deutlich zu sehen. Sein Regenmantel war noch schmutziger, und der Gürtel hing an nur einer Schlaufe bis fast auf den Boden. Er sah aus wie ein Tramp. Tom überquerte die Straße und hielt sich etwa zehn Meter hinter ihm, bereit, vorwärts zu stürzen, falls Bernard um die Ecke bog und vielleicht in einer Gasse in irgendeinem kleinen Hotel verschwand, von denen es mehrere gab.
    »Keine Zeit heute?« fragte eine Frauenstimme auf Englisch.
Tom fuhr zusammen. In einer Türöffnung stand eine hellblonde Nutte und blickte ihn an. Eilig ging er weiter. Mein Himmel, sah er so aus –? Als ob es so weit mit ihm gekommen wäre. Vielleicht war auch der. grüne Regenmantel schuld. Und das um zehn Uhr morgens!
Bernard schritt weiter die Linzer Gasse hinauf; dann ging er quer über die Straße und trat etwas weiter oben in eine Türöffnung mit dem Schild: »Zimmer mit Pension.« Trübe sah er aus, dieser Eingang. Tom blieb auf der anderen Straßenseite stehen. Der Blaue Soundso, so hieß das Haus. Das Schild war etwas verblichen. Aber wenigstens wußte er nun, wo Bernard wohnte. Und er hatte recht gehabt – Bernard war in Salzburg! Er gratulierte sich zu seiner Eingebung. Oder ob er eben erst angekommen war und jetzt ein Zimmer mieten wollte?
Nein, offenbar wohnte er schon im Blauen Soundso,

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