Ripley Under Ground
Hause unterzubringen. Es täte mir gut, eine Weile mit Dir zu sprechen, vorausgesetzt, daß Du einverstanden bist.
Dein Bernard T.
PS: Vielleicht versuche ich, Dich anzurufen, bevor Du dies erhältst.
Er mußte ihm sofort telegrafieren. Bloß was? Eine Ablehnung würde ihn noch tiefer deprimieren. Aber Tom wollte ihn nicht sehen – jedenfalls jetzt nicht. Vielleicht konnte er ihm von irgendeinem Dorfpostamt aus telegrafieren, noch heute vormittag; er konnte als Absender einen falschen Namen und eine fingierte Adresse angeben – auf französischen Telegrammen wurde immer die Angabe des Absenders verlangt. Jedenfalls mußte er Chris so schnell wie möglich wegschicken, was er auch nicht gern tat. »Wollen wir jetzt gehen?«
Chris stand vom Sofa auf, wo er eine Postkarte geschrieben hatte. »Prima.«
Tom öffnete die Vordertür und sah sich zwei französischen Polizeibeamten gegenüber, die gerade klopfen wollten. Er trat unwillkürlich einen Schritt zurück vor der erhobenen Faust in dem weißen Handschuh.
»Bonjour. M. Ripley?«
»Ja. Bitte kommen Sie herein.« Sie mußten aus Melun sein. Die beiden Polizeibeamten in Villeperce kannten ihn, und auch er kannte ihre Gesichter. Diese waren es nicht.
Die Beamten traten ein, wollten sich aber nicht setzen. Sie nahmen die Mützen ab und hielten sie unter den Armen fest. Der Jüngere zog einen Block mit Bleistift aus der Tasche.
»Ich habe gestern abend angerufen wegen eines M. Murchison«, sagte der ältere Beamte, ein commissaire. »Wir haben mit London gesprochen, und nach einigen Telefonaten haben wir festgestellt, daß Sie und M. Murchison am Mittwoch mit der gleichen Maschine in Orly angekommen sind. Sie haben auch in London im selben Hotel gewohnt, im Mandeville.« Er lächelte befriedigt. »Deshalb – Sie sagten, Sie haben M. Murchison Donnerstag nachmittag um halb vier nach Orly gebracht?«
»Ja.«
»Und Sie haben ihn in die Halle begleitet?«
»Nein – ich konnte draußen nicht parken. Ich habe gehalten, und er ist ausgestiegen.«
»Haben Sie gesehen, daß er durch die Tür in die Halle ging?«
Tom dachte nach. »Ich habe mich nicht mehr umgedreht, als ich abgefahren war.«
»Er hat nämlich seinen Koffer auf dem Gehweg stehenlassen, und dann ist er einfach verschwunden. War er in Orly noch mit irgend jemand verabredet?«
»Davon hat er mir nichts gesagt.«
Christopher Greenleaf war in einiger Entfernung stehengeblieben und hörte sich das alles an, aber er konnte sicher nicht allzuviel davon verstehen.
»Hat er Freunde in London erwähnt, die er noch aufsuchen wollte?«
»Nein, ich wüßte nicht.«
»Heute morgen haben wir noch einmal im Mandeville angerufen, wo er ja angemeldet war, um zu hören, ob sie etwas erfahren haben. Sie sagten nein, aber ein M. –«, er wandte sich an seinen Kollegen.
»M. Riemer«, half der jüngere Beamte aus.
»Ja – ein M. Riemer hatte im Hotel angerufen. Er war Freitag mit M. Murchison verabredet. Die Londoner Polizei hat uns außerdem gesagt, daß M. Murchison vorhatte, ein Gemälde verifizieren zu lassen, das er bei sich hatte. Ein Bild von Derwatt. Wissen Sie etwas davon?«
»O ja«, sagte Tom. »Das Bild hatte er bei sich, als er hier war. Er wollte hier meine Derwatts sehen.« Tom wies auf die Bilder an den Wänden. »Deshalb ist er ja von London aus mit mir gekommen.«
»Ah ja, ich verstehe. Wie lange kennen Sie ihn denn?«
»Ich kenne ihn seit letztem Dienstag. Ich sah ihn in der Kunstgalerie in London, wo im Augenblick die DerwattAusstellung läuft, und dann traf ich ihn abends in meinem Hotel, und wir kamen ins Gespräch.« Tom drehte sich um und sagte: »Entschuldigen Sie, Chris, aber dies ist wichtig.«
»Aber natürlich, ich bitte Sie«, sagte Chris.
»Wo ist M. Murchisons Bild jetzt?«
»Das hat er mitgenommen.«
»War es in seinem Koffer? In seinem Koffer ist es nicht.« Der commissaire sah seinen Kollegen an. Beide Gesichter blickten leicht überrascht.
Gott sei Dank, es war in Orly gestohlen worden. »Es war in braunes Papier eingewickelt. M. Murchison trug es bei sich. Hoffentlich ist es nicht gestohlen.«
»Ja, nun – offenbar ist es gestohlen, ja. Wie hieß das Bild? Und wie groß war es? Können Sie es beschreiben?«
Auf alle Fragen gab Tom präzise Antworten.
»Für uns ist dies etwas kompliziert, und vielleicht ist es auch eine Sache für die Londoner Polizei, aber wir müssen ihnen natürlich alles sagen, was wir hier feststellen können. Ist dies das Bild – ›L´Horloge‹ –, dessen Echtheit M.
Weitere Kostenlose Bücher