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Ripley Under Ground

Ripley Under Ground

Titel: Ripley Under Ground Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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Oder ob er anonymen Ruhm erlangen würde auf Grund eines ›Derwatt‹, eines einzigen großen Bildes, das noch gemalt werden mußte?
    Aber vielleicht malte Bernard überhaupt keinen Derwatt mehr? Mein Gott, nicht einmal das wußte er, dachte Tom. Ob er dann vielleicht eigene Bilder malte, die einfach Tufts genannt wurden?
    Mme. Annette ging es im Laufe des Vormittags besser, und sie wollte, wie Tom es nach den Anodynaltabletten vorausgesehen hatte, den anderen Zahnarzt in Fontainebleau jetzt nicht mehr aufsuchen.
    »Madame – es tut mir leid, aber jetzt kommt offenbar ein Besuch nach dem andern. Zu dumm, daß Mme. Heloise nicht hier ist. Heute abend kommt jemand zum Essen, ein junger Mann, ein Amerikaner, er heißt M. Christophe. Ich kann alles einholen im Dorf . . . nein, bitte, ruhen Sie sich noch aus.«
    Tom fuhr gleich ins Dorf, machte die Besorgungen und war vor zwei Uhr zurück. Ein Amerikaner hatte angerufen, berichtete Mme. Annette, aber sie hatten sich nicht verständigen können, und der Amerikaner wollte später noch einmal anrufen.
    Es war Chris, und Tom sollte ihn um halb sieben in Moret abholen.
Er zog seine alte Flanellhose, einen Rollkragenpullover und Lammfellschuhe an und nahm den Alfa Romeo. Zum Abendessen sollte es viande hachée geben – die französische Abart von Hamburgern, köstlich rot, man konnte sie roh essen. Tom hatte in den Pariser Drugstores Amerikaner erlebt, die sich selig auf Hamburger mit Zwiebeln und Ketchup stürzten, wenn sie knapp vierundzwanzig Stunden von zu Hause fort waren.
Tom erkannte Chris Greenleaf auf den ersten Blick, genau wie er erwartet hatte. Mehrere Leute standen zwischen ihnen, aber Chris´ blonder Schopf überragte sie. Stirn und Augenbrauen waren leicht gerunzelt wie bei Dickie. Tom hob den Arm zum Gruß, aber Christopher zögerte noch, bis sich ihre Augen trafen und Tom ihm zulächelte. Auch das Lächeln des Jungen war wie Dickies, der einzige Unterschied lag in den Lippen: Christophers Lippen waren voller und hatten keine Ähnlichkeit mit Dickies; er hatte sie sicher von der Seite seiner Mutter.
Sie schüttelten einander die Hände.
»Hier ist es richtig wie auf dem Lande.«
»Wie gefällt Ihnen denn Paris?«
»Oh, gut. Es ist viel größer, als ich dachte.«
Christopher sah sich nach allem um, wandte den Kopf nach jeder gewöhnlichen Kaffeebar, nach den Platanen und den Privathäusern an der Landstraße. Er erzählte Tom, sein Freund Gerald fahre vielleicht für zwei oder drei Tage nach Straßburg. »Dies ist mein erstes Dorf in Frankreich. Es ist doch echt?« fragte er, als ob das Dorf auch eine Bühnendekoration sein könnte.
Tom fand Christophers Begeisterung amüsant und etwas irritierend. Er dachte an seine eigene irrsinnige Freude – nur hatte er niemand gehabt, dem er sich mitteilen konnte – beim ersten Anblick des Schiefen Turms von Pisa vom fahrenden Zug aus, beim ersten Auftauchen des erleuchteten Küstenstreifens von Cannes. Es war dunkel, und Belle Ombre war nicht deutlich zu erkennen, doch Mme. Annette hatte über der Vordertür Licht gemacht, und auch die Umrisse konnte man einigermaßen ausmachen, weil vorn das linke Eckfenster der Küche erleuchtet war. Tom lächelte über die begeisterten Ausrufe seines Besuchers, aber sie freuten ihn doch. Manchmal hatte er Lust, das Haus und die ganze Familie Plisson zu zertrampeln wie eine Sandburg, die er mit einem Fußtritt einstürzen lassen konnte. Das kam vor, wenn ihn irgend etwas in Frankreich besonders ergrimmte: Bösartigkeit, Habsucht, eine Lüge, die nicht ganz eine Lüge war, sondern ein absichtliches Verschweigen von Tatsachen. Doch wenn andere Leute Belle Ombre lobten, gefiel ihm das Haus dann auch. Er fuhr jetzt in die Garage und nahm einen von Chris´ beiden Koffern. Chris sagte, er habe alles Gepäck bei sich.
Mme. Annette öffnete die Haustür.
»Das ist Mme. Annette«, sagte Tom. »Meine treue Beschließerin, ohne die ich gar nicht leben könnte. Mme. Annette, dies ist M. Christophe.«
»Guten Tag. Bonsoir«, sagte Chris.
»Bonsoir, M´sieur. Ihr Zimmer oben ist bereit.« Tom brachte Chris nach oben.
»Großartig«, sagte Chris. »Das ist ja wie ein Museum!«
Das Zimmer hatte, dachte Tom, wohl tatsächlich reichlich viel Satin und Goldbronze aufzuweisen. »Das liegt sicher an meiner Frau. Sie ist aber nicht hier.«
»Ich habe ein Bild von ihr gesehen, mit Ihnen zusammen. Onkel Herbert hat es mir gerade neulich erst gezeigt, in New York. Sie ist blond, und sie heißt

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