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Ripley Under Ground

Ripley Under Ground

Titel: Ripley Under Ground Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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nach München«, teilte er ihr mit. »Zu einem Konzert.«
»Ah, nach München – in Bayern! Aber da müssen Sie warme Sachen mitnehmen.« Mme. Annette war an seine plötzlichen Reisen gewöhnt. »Wie lange bleiben Sie fort, M. Tome ?«
»Zwei, drei Tage, länger nicht. Sie brauchen nichts nachzuschicken an Post. Vielleicht rufe ich mal an und frage, ob was gekommen ist.«
Etwas fiel ihm noch ein, das vielleicht von Nutzen sein konnte: ein mexikanischer Ring. Er mußte in dem Kasten mit den Manschettenknöpfen sein. Ja, da lag er zwischen den Knöpfen, ein schwerer Ring, auf dem sich zwei silberne Schlangen ringelten. Tom wußte nicht mehr, woher er stammte, er mochte ihn auch nicht, aber er war jedenfalls mexikanisch. Er hauchte ihn an, rieb ihn an der Hose blank und steckte ihn ein.
Mit der Post um halb elf kamen drei Sendungen: die Telefonrechnung, ein dickes Bündel im Umschlag mit vielen Belegen für Ferngespräche; ein Brief von Heloise und ein amerikanischer Luftpostbrief in einer Schrift, die Tom nicht kannte. Er drehte ihn um und sah erstaunt als Absender den Namen Christopher Greenleaf mit einer Adresse in San Francisco. Wer war Christopher Greenleaf? Heloises Brief öffnete er zuerst. Sie hatte englisch geschrieben.
    11. Oktober 19- Chéri, ich bin glücklich und jetzt ganz still. Essen sehr gut.
Wir fangen Fisch von Schiff. Zeppo sagt viele Grüße.
(Zeppo war ihr öliger Gastgeber, ein Grieche, der sich seine Grüße sonstwohin tun konnte, dachte Tom.) Ich lerne, ein Rad zu fahren. Wir machen viele Fahrten in Land, es ist sehr trocken. Zeppo macht Fotos. Wie geht es in Belle Ombre? Du fehlst mir. Bist Du glücklich? Viele eingeladen? (Was meinte sie nun: Gäste oder Einladungen?) Du malst auch? Von Papa ich habe kein Wort gehört.
Ein Kuß für Mme. Annette. Ich umarme Dich.
    Der Rest war Französisch. Er sollte ihr einen roten Badeanzug schicken, der in der kleinen Kommode im Badezimmer lag. Per Luftpost. Die Jacht hatte ein geheiztes Schwimmbecken. Tom ging gleich nach oben, wo Mme. Annette noch in seinem Zimmer beschäftigt war, und bat sie, das Päckchen zu schicken. Er gab ihr einen HundertFrancs-Schein, weil sie sich vielleicht über das teure Luftporto aufregte und das Päckchen sonst womöglich mit Bahnpost schickte.
    Dann ging er nach unten und öffnete hastig den Brief von Greenleaf; er mußte sich in wenigen Minuten auf den Weg nach Orly machen.
    12. Oktober 19- Lieber Mr. Ripley, ich bin ein Vetter von Dickie und komme nächste Wo che nach Europa. Wahrscheinlich fahre ich erst nach London, aber ganz sicher ist das noch nicht, es kann auch sein, daß ich erst nach Paris gehe. Jedenfalls wäre es nett, wenn wir uns sehen könnten. Ihre Adresse habe ich von meinem Onkel Herbert; er sagte mir, Sie wohnten nicht weit von Paris. Ich habe Ihre Telefonnummer noch nicht, aber die kann ich nachsehen.
Damit Sie ein bißchen über mich informiert sind: ich bin zwanzig und studiere in Stanford. Ich mußte das College ein Jahr unterbrechen, weil ich Militärdienst machen mußte. Ich werde in Stanford mein Abschlußexamen als Ingenieur machen, aber vorher mache ich jetzt ein Jahr Pause und sehe mir Europa an, zur Erholung. Das tun heute viele Studenten, weil die tägliche Anspannung überall sehr stark ist – ich meine hier in Amerika. Aber vielleicht haben Sie so lange in Europa gelebt, daß Sie sich das nicht ganz vorstellen können.
Mein Onkel hat mir viel von Ihnen erzählt; auch daß Sie sehr mit Dickie befreundet waren. Ich lernte ihn kennen, als ich elf war und er einundzwanzig. Er war groß und blond, das weiß ich noch. Er besuchte uns damals in Kalifornien.
Bitte sagen Sie mir, ob Sie gegen Ende Oktober oder Anfang November in Villeperce sind. Ich hoffe sehr, Sie zu sehen.
    Mit vielen Grüßen Chris Greenleaf Das wollte er höflich umgehen, dachte Tom. Es hatte keinen Zweck, mit den Greenleafs näheren Kontakt aufzunehmen. Sehr selten, in großen Abständen schrieb ihm Herbert Greenleaf, und Tom schrieb jedesmal höflich und freundlich zurück.
    »Also – machen Sie´s gut, Mme. Annette!« sagte Tom zum Abschied.
»Was sagten Sie?«
Er übersetzte es ihr, so gut es ging, ins Französische.
»Au revoir, M. Tome! Bon voyage! « Sie stand an der Haustür und winkte ihm zu.
Tom nahm den roten Alfa Romeo, einen der beiden Wagen, die in der Garage standen. In Orly stellte er ihn in der Innengarage ab und sagte, er werde ihn in zwei oder drei Tagen wieder abholen. Im Auslands-Warteraum kaufte er eine

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