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Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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eine eigene Nummer.
    » Ah oui, Madame, soeben hat mir Madame Grais davon berichtet. Ein echter Schock! Zwei Tote – und das ganz in der Nähe! Ich wollte es Ihnen gerade sagen.«
    Sie gingen in die Küche.
    »Madame Marie-Louise hat’s mir eben erzählt. Die weiß es von Madame Geneviève. Das ganze Dorf weiß schon davon! Zwei Menschen – ertrunken !«
    »Glauben Sie, das war ein Unfall?«
    »Die Leute denken, sie hätten gestritten. Einer wäre ausgerutscht und hineingefallen, so etwa. Die haben immerzu gestritten, wußten Sie das, Monsieur Tomme ?«
    Er zögerte. »Ich… Ich meine, so etwas gehört zu haben.«
    »Aber diese Knochen im Teich!« Sie flüsterte: »Seltsam, Monsieur Tomme – sehr seltsam. Das waren seltsame Leute.« Als wären die Pritchards Außerirdische, normalen Menschen unbegreiflich.
    »Bestimmt«, sagte Tom. » Bizarre, das meint jeder hier. Madame, ich muß jetzt Madame Héloïse anrufen.«
    Erneut klingelte das Telefon, als Tom gerade abheben wollte, doch diesmal stieß er einen stillen, frustrierten Fluch aus: Die Polizei? »Hallo?«
    »’allô, Tomme – c’est Noëlle! Bonnes nouvelles: Héloïse arrive…«
    In einer Viertelstunde sollte sie ankommen. Yves, ein junger Freund von Noëlle, wollte sein neues Auto einfahren und hatte Héloïse mitgenommen. In dem Wagen war außerdem ausreichend Platz für ihr Gepäck, und ein Auto war bequemer als der Zug.
    »In einer Viertelstunde! Danke, Noëlle. Geht es dir gut?… Und Héloïse?«
    »Wir zwei sind so robust wie Wüstenforscher!«
    »Auf bald hoffentlich, Noëlle.«
    Sie legten auf.
    »Héloïse. Jemand fährt sie her, jede Minute kann sie hier sein«, sagte Tom lächelnd zu Ed. Dann ging er, um Madame Annette Bescheid zu sagen. Ihr Gesicht leuchtete sofort auf.
    Héloïse um sich zu haben, stimmte einen gewiß fröhlicher, als an die toten Pritchards im Gartenteich denken zu müssen.
    »Eine kalte Platte zum Mittag, Monsieur Tomme ? Ich habe heute morgen sehr schöne Hühnerleber-Paté gekauft…«
    Tom versicherte ihr, das klinge wunderbar.
    »Und für heute abend Tournedos – genug für drei.«
    »Und Ofenkartoffeln. Geht das? Gut durchgebacken. Nein, ich mache das alles, draußen auf dem Grill!« Das war sicher die amüsanteste, leckerste Art, Kartoffeln zu backen und Tournedos zu braten. »Dazu eine gute Sauce béarnaise?«
    » Bien sûr, Monsieur. Und…«
    Nachmittags wollte sie frische grüne Bohnen kaufen und noch etwas, vielleicht einen Käse, den Madame Héloïse mochte. Madame Annette schwebte im siebten Himmel.
    Tom kehrte ins Wohnzimmer zurück, wo Ed gerade die neue Herald Tribune überflog. »Alles in Ordnung«, verkündete Tom. »Kommst du mit spazieren?« Er hatte Lust zu rennen, über Zäune zu springen.
    »Gute Idee. Vertreten wir uns die Beine!« Ed war bereit.
    »Und vielleicht laufen wir Héloïse über den Weg, am Steuer dieses Sportwagens. Oder fährt dieser Yves ihn ein? Jedenfalls müssen sie bald hier sein.« Tom ging zurück in die Küche, zu Madame Annette, die ruhig vor sich hin arbeitete. »Madame – Monsieur Ed und ich gehen ein bißchen spazieren. In einer Viertelstunde sind wir zurück.«
    Ed wartete in der Diele. Wieder schoß Tom dieser deprimierende Gedanke durch den Kopf, der ihm früher am Morgen gekommen war, und er blieb stehen, die Hand auf der Türklinke.
    »Was ist?«
    »Nichts Besonderes. Da ich dich schon ins Vertrauen gezogen habe…« Tom fuhr sich mit der Hand durch sein glattes braunes Haar. »Na ja, heute morgen mußte ich denken, daß der gute alte Prickhard Tagebuch geführt haben könnte – oder eher noch sie . Da könnte drinstehen, sie hätten die Knochen gefunden«, fuhr Tom leiser fort, mit einem Blick zu dem breiten Türbogen, der ins Wohnzimmer führte, »und vor meiner Tür abgeladen – gestern erst.« Tom riß die Haustür auf, er brauchte Sonne und frische Luft. »Und den Kopf hätten sie irgendwo auf ihrem Grundstück versteckt.«
    Beide traten hinaus auf den kiesbedeckten Vorhof.
    »Die Polizei würde das Tagebuch finden und früh genug herausbekommen, daß Pritchard sich die Zeit unter ande-rem damit vertrieb, mir das Leben schwerzumachen.« Tom sprach nicht gern von seinen Ängsten, zumal die sonst sowieso nur flüchtig waren. Allerdings konnte er Ed bestimmt vertrauen, sagte er sich.
    »Aber die waren doch beide so durchgedreht!« Ed runzelte die Stirn; sein Flüstern war kaum lauter als ihre Schritte auf dem Kies. »Was immer sie geschrieben haben mögen,

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