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Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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muß nicht wahr sein – sie können es sich ausgedacht haben. Und selbst wenn, stünde ihr Wort gegen deines.«
    »Sollten sie irgendwo notiert haben, sie hätten hier irgendwelche Knochen deponiert, werd ich das einfach abstreiten«, sagte Tom ruhig und bestimmt, als sei die Frage damit geklärt. »Doch dazu wird es nicht kommen.«
    »Na gut, Tom.«
    Sie gingen weiter, als müßten sie ihre Nervosität loswerden, Seite an Seite, weil kaum Autos unterwegs waren. Welche Farbe wohl Yves’ Wagen hatte, fragte sich Tom. Ob man Neuwagen heute überhaupt noch einfahren mußte? Er stellte sich den Wagen gelb vor, très sportif.
    »Glaubst du, Ed, Jeff würde gern herkommen? Nur zum Vergnügen?« fragte Tom. »Er sagte, er könnte sich jetzt freimachen. Übrigens hoffe ich, daß du noch zwei Tage mindestens bleiben wirst. Geht das?«
    »Das geht.« Ed sah ihn an, seine Wangen waren wieder englisch gerötet. »Warum rufst du nicht an und fragst ihn? Wäre eine gute Idee.«
    »In meinem Atelier steht ein Sofa. Ist ganz bequem.« Tom wünschte sich sehr, in Belle Ombre mit seinen alten Freunden ein bißchen Urlaub zu machen, und sei es nur zwei Tage lang – gleichzeitig stellte er sich vor, in diesem Moment, zehn nach zwölf, könne zu Hause das Telefon klingeln, weil die Polizei ihn wegen irgend etwas vernehmen wollte. »Da, siehst du!« Tom sprang hoch, zeigte geradeaus: »Der gelbe Wagen! Jede Wette!«
    Das Auto kam auf sie zu, das Verdeck war offen, Héloïse winkte vom Beifahrersitz und richtete sich auf, so weit der Gurt das zuließ. Ihr blondes Haar wehte im Wind.
    »Tomme!«
    Tom und Ed gingen auf derselben Straßenseite, auf der der entgegenkommende Wagen fuhr.
    »Hey! Hallo!« Tom warf beide Arme hoch, winkte. Héloïse war tief gebräunt.
    Der Fahrer bremste, rollte dennoch vorbei; Tom und Ed machten kehrt und trotteten hinterher.
    »Hallo, chérie !« Tom küßte sie auf die Wange.
    »Das ist Yves«, sagte Héloïse, und der dunkelhaarige junge Mann lächelte: »Enchanté, Monsieur Ripley!« Er saß am Steuer eines Alfa Romeo. »Wollen Sie nicht einsteigen?« fragte er auf englisch.
    »Das ist Ed.« Tom wies auf ihn. »Nein, danke, wir folgen Ihnen«, erwiderte er auf französisch. »Bis gleich, zu Hause!«
    Der Rücksitz des Sportwagens war mit kleinen Koffern beladen gewesen; mindestens einer war bestimmt neu. Nicht einmal ein kleiner Hund hätte noch hineingepaßt. Ed und er trabten locker hinterher, rannten dann laut lachend los und waren nur fünf Meter zurück, als der gelbe Alfa nach rechts in Belle Ombres Toreinfahrt einbog.
    Madame Annette tauchte auf, allgemeine Begrüßungen, Vorstellungen, Geplapper. Jeder half irgendwie mit dem Gepäck, weil im Kofferraum noch zahllose Plastiktüten mit Kleinkram warteten. Diesmal durfte Madame Annette ausnahmsweise die leichteren Sachen nach oben tragen, während Héloïse unten blieb, auf bestimmte Tüten zeigte, die angeblich »pâtisserie et bonbons du Maroc« enthielten und nicht zerdrückt werden durften.
    »Das tue ich nicht«, gelobte Tom. »Bringe sie nur in die Küche.« Dann, als das erledigt war: »Yves, kann ich Ihnen einen Drink anbieten? Sie können auch gern zum Essen bleiben.«
    Der junge Mann lehnte beides dankend ab – er sei in Fontainebleau verabredet und schon spät dran. Héloïse und er wechselten au revoirs und mercis.
    Kurz darauf brachte Madame Annette die beiden Bloody Marys, die Tom für Ed und sich bestellt hatte, sowie einen Orangensaft, den Héloïse gewollt hatte. Tom konnte sich nicht an ihr satt sehen: Sie hatte weder zu- noch abgenommen, und die Rundung ihrer Schenkel unter der hellblauen Hose schien ihm ein wunderschönes Kunstwerk. Als sie – halb auf französisch, halb auf englisch – über le Maroc redete, kam ihm ihre Stimme wie Musik vor, die lieblicher klang als Scarlatti.
    Tom warf einen Blick auf Ed, der mit dem tomatenroten Drink in der Hand dastand, genauso gebannt wie er, und Héloïse anstarrte, die zum Flügelfenster hinaussah. Sie fragte nach Henri und wann es zuletzt geregnet habe. In der Diele hatte sie zwei weitere Plastiktüten gelassen, die sie nun hereinholte. Eine Tüte enthielt eine Bronzeschale, schlicht, ohne jeden Zierat, wie Héloïse befriedigt betonte. Noch etwas, was Madame Annette polieren mußte, dachte Tom.
    »Und das hier – sieh mal, Tomme ! So hübsch und hat so wenig gekostet! Eine Briefmappe für deinen Schreibtisch.« Sie zog ein Rechteck aus weichem braunem Leder hervor, dezent geprägt

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