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Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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sicheren Erwartung eingeladen, sie würden ablehnen. Auch ein zweites Glas Rotwein wollten sie nicht.
    »Bonsoir, Madame, et merci.« Sie bedankten sich herzlich bei Héloïse, verbeugten sich sogar.
    Dann fragten sie, wie lange Ed bleiben werde.
    »Drei Tage noch, mindestens. Hoffe ich«, erwiderte Tom lächelnd.
    »Ich weiß es nicht genau«, sagte Ed verbindlich.
    »Wir sind hier«, sagte Tom bestimmt, an beide Beamten gewandt. »Meine Frau und ich. Falls wir irgendwie helfen können…«
    »Danke, Monsieur Ripley.«
    Die Polizisten wünschten einen angenehmen Abend und gingen zu ihrem Wagen, den sie in der Einfahrt geparkt hatten.
    Tom schloß die Haustür und bemerkte dann: »Ganz nette Kerle. Fandst du nicht auch, Ed?«
    »Doch – ja, wirklich.«
    »Héloïse, Süße, ich möchte, daß du das Feuer machst. Jetzt gleich. Wir sind ein bißchen spät dran, aber das Essen wird ausgezeichnet.«
    »Ich? Welches Feuer?«
    »Vom Grill, Liebes. Die Holzkohle. Auf der Terrasse. Hier hast du Streichhölzer. Geh nur nach draußen und fang schon an!«
    Héloïse nahm die Schachtel und trat hinaus auf die Terrasse, anmutig wie sie war in dem langen, gestreiften Rock. Dazu trug sie eine grüne Baumwollbluse mit halb aufgekrempelten Ärmeln. »Aber das machst du doch sonst immer.« Sie riß ein Streichholz an.
    »Heute ist ein besonderer Abend. Du bist die… die –«
    »Göttin«, ergänzte Ed.
    »Die Göttin des Hauses«, sagte Tom.
    Die Holzkohle fing Feuer; kleine, gleichmäßige, gelbblaue Flammen tanzten über den Brocken. Madame Annette hatte mindestens ein halbes Dutzend Kartoffeln in Alufolie gewickelt. Tom legte seine Schürze wieder an und ging an die Arbeit.
    Das Telefon klingelte.
    Tom stöhnte: »Héloïse, nimm du bitte ab. Entweder les Grais oder Noëlle, möchte ich wetten.«
    Les Grais, das hörte Tom, als er ins Wohnzimmer ging. Wie zu erwarten, erzählte Héloïse ihnen, was die Beamten gesagt und gefragt hatten. In der Küche sprach er mit Madame Annette: Ihre Sauce béarnaise war fast fertig, ebenso der Spargel, der erste Gang.
    Tatsächlich wurde das Essen köstlich, unvergeßlich (das waren Eds Worte). Anrufe kamen keine mehr; niemand erwähnte das Telefon. Tom teilte seiner Haushälterin mit, sie könne morgen nach dem Frühstück sein Zimmer für den englischen Gast vorbereiten – Monsieur Constant werde um halb zwölf in Roissy eintreffen.
    Madame Annette stand die Freude darüber ins Gesicht geschrieben, so als ob Gäste und Freunde das Haus für sie erst wirklich zum Leben erweckten, wie Blumen oder Musik das für andere taten.
    Beim Kaffee im Wohnzimmer wagte Tom, seine Frau zu fragen, ob Agnès oder Antoine etwas Neues gehört hätten.
    » Non . Nur, daß in dem Haus nach wie vor Licht brennt. Eines der Kinder ist mit dem Hund dort vorbeigegangen. Die Polizei sucht immer noch nach irgendwas.« Die Sache schien sie zu langweilen.
    Ed sah Tom kurz an und lächelte verhalten. Ob Ed dachte, daß Pritchard – ? Nun, Tom fand keine Worte für seine Gedanken, nicht einmal im stillen, erst recht nicht in Gegenwart seiner Frau. Angesichts Pritchards absonderlicher Eigenheiten war keine Idee zu verstiegen, wenn man sich vorstellte, was die Polizei suchen und was sie finden könnte.

25
    Am nächsten Morgen bat Tom nach seinem ersten Kaffee Madame Annette, bei ihrem Gang ins Dorf von jeder erhältlichen Zeitung (es war Sonntag) ein Exemplar zu kaufen.
    »Ich könnte sofort gehen, Monsieur Tomme, aber…«
    Sie meinte Héloïse’ Frühstück, Tee und frische Grapefruit. Tom bot ihr an, diese Arbeit zu übernehmen, nur für den Fall, daß Madame aufwachen sollte, was er nicht glaube. Und wann Monsieur Banbury aufstehen werde, wisse er einfach nicht – sie hätten gestern bis spät in die Nacht beisammengesessen.
    Darauf ging Madame Annette los, nicht nur um die Zeitungen zu holen – mindestens ebenso wichtig, das wußte Tom, war ihr der Dorfklatsch in der Bäckerei. Nur: Was war verläßlicher? Was sie in der Bäckerei erfuhr, würde übertrieben sein, in lebhaften Farben ausgemalt, und man tat stets gut daran, hier und dort Abstriche zu machen, bis die Wahrheit übrigblieb, die den Zeitungen allerdings oft etliche Stunden voraus war.
    Als Tom die welken Blüten einiger Rosen und Dahlien abgezupft und eine orangerote (frizzy orange) sowie zwei gelbe Dahlien für das Haus geschnitten hatte, kam Madame Annette zurück. Er hörte die Tür zuschnappen.
    In der Küche überflog er die Zeitungen. Madame

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