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Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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dann das Tablett mit den vier kleinen Gläsern herum, den Damen zuerst.
    »Oooh!« rief Héloïse wohlerzogen, obwohl sie Gin nicht mochte.
    »Santé!« verkündete Antoine. Alle hoben die Gläser. »Auf eine glückliche Reise und sichere Heimkehr.«
    Ex und hopp.
    Der holländische Genever war besonders weich, das mußte Tom zugeben, doch Antoine tat so, als habe er das Zeug selber gebrannt, und soweit Tom wußte, hatte er noch nie ein zweites Glas angeboten. Immerhin war ihm jetzt klar, daß die Pritchards sich den Grais’ noch nicht aufgedrängt hatten, womöglich weil Pritchard nicht wußte, daß die Ripleys alte Freunde der beiden waren. Und das Haus zwischen ihnen und den Pritchards? Seit Jahren leerstehend, wenn er nicht irrte, und vielleicht zu verkaufen – egal, unwichtig, dachte er.
    Sie verabschiedeten sich, versprachen, eine Postkarte zu schicken, worauf Antoine sogleich warnte, die marokkanische Post sei abominable. Tom mußte an Minots Band denken.
    Kaum waren sie zu Hause, klingelte das Telefon.
    »Ich erwarte einen Anruf, Liebes, also…« Tom ging zum Tisch in der Diele und hob dort ab. Sollte es Jeff sein und die Unterhaltung länger dauern, würde er nach oben auf sein Zimmer gehen.
    » Chéri, ich will ein yaourt. Diesen Gin mochte ich nicht.« Héloïse verschwand in Richtung Küche.
    »Tom, hier ist Ed«, sagte Banbury. »Ich habe Cynthia erreicht. Jeff und ich haben uns die Arbeit geteilt. Ein Treffen konnte ich nicht ausmachen, aber einiges habe ich doch erfahren.«
    »Ja?«
    »Anscheinend war Cynthia vor einiger Zeit auf einer Journalistenparty, einem dieser großen Stehempfänge, wo fast jeder reinkommt – und offenbar war dieser Pritchard auch dort.«
    »Einen Moment, Ed, ich glaube, ich geh an einen anderen Apparat. Bleib dran.« Tom lief die Treppe hinauf, hob in seinem Zimmer ab, rannte wieder hinunter und legte in der Diele auf. Héloïse stellte gerade den Fernseher im Wohnzimmer an, ohne ihn zu beachten, aber in Hörweite von ihr wollte Tom Cynthias Namen nicht nennen, könnte sie sich doch erinnern, daß Cynthia die Verlobte von Bernard Tufts gewesen war – le fou, wie Héloïse ihn genannt hatte. Bernard hatte ihr angst gemacht, als sie ihn hier in Belle Ombre kennengelernt hatte. »Da bin ich wieder«, begann Tom. »Du hast mit Cynthia gesprochen?«
    »Am Telefon. Heute nachmittag. Auf der Party trat ein Bekannter an sie heran und meinte, da wäre ein amerikanischer Gast, der ihn gefragt hätte, ob er Tom Ripley kennen würde. Anscheinend aus heiterem Himmel. Dieser Mann also –«
    »Auch ein Amerikaner?«
    »Keine Ahnung. Jedenfalls hat Cynthia diesen Mann, ihren Bekannten, dem Amerikaner ausrichten lassen, er sollte sich Tom Ripleys Verbindung zu Murchison genauer anschauen. So kam das alles ins Rollen, Tom.«
    Tom war das viel zu unklar. »Den Namen des Mittelsmannes weißt du nicht? Cynthias Bekannter, der mit Pritchard gesprochen hat?«
    »Sie hat ihn nicht erwähnt, und ich wollte sie… nicht bedrängen. Was hatte ich denn schon als Vorwand, sie überhaupt anzurufen? Daß ein ziemlich plumper Amerikaner ihren Namen kennt? Ich habe verschwiegen, daß du mir das erzählt hast! Aus heiterem Himmel, wie gesagt… Ich mußte das so machen. Und ich glaube, wir wissen jetzt etwas mehr, Tom.«
    Stimmt, dachte er. »Aber Cynthia hat Pritchard nie getroffen? An jenem Abend jedenfalls nicht?«
    »Soweit ich weiß, nein.«
    »Der Mittelsmann muß zu Pritchard gesagt haben: ›Ich werde meine Freundin Cynthia Gradnor zu Ripley befragen.‹ Pritchard hat ihren Namen richtig wiedergegeben, und der ist nicht alltäglich.« Vielleicht war Cynthia so weit gegangen, ihren Namen über den Mittelsmann weiterzugeben, quasi als Visitenkarte, in der Annahme, Tom damit eine Heidenangst einzujagen, sollte das je zu ihm durchdringen.
    »Bist du noch da, Tom?«
    »Ja. Cynthia meint es nicht gerade gut mit uns, mein Freund. Und Pritchard auch nicht. Doch der ist bloß durchgedreht.«
    »Durchgedreht?«
    »Irgendwie geisteskrank, frag mich nur nicht, was er hat.« Tom atmete tief durch. »Ed, dir vielen Dank für die Mühe. Und Jeff auch, sag ihm das.«
    Als sie aufgelegt hatten, wurde Tom einige Sekunden lang schwindlig. Cynthia hatte einen Verdacht, was Murchisons Verschwinden betraf, soviel stand fest. Und sie war so mutig, sich aus der Deckung zu wagen. Eines wußte sie sicher: Sollte irgendwer auf einer Liste der Leute stehen, die Tom ausschalten mußte, dann sie, weil sie alles über die

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