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Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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Fälschungen wußte – bis zurück zum ersten Bild, das Bernard Tufts je gefälscht hatte (nicht einmal Tom war sich da sicher). Und zu dessen Datum höchstwahrscheinlich.
    Tom nahm an, Pritchard dürfte auf den Namen Murchison gestoßen sein, während er die Zeitungsarchive nach Meldungen über ihn selber durchforstete. Soweit Tom wußte, war sein Name in den amerikanischen Zeitungen nur an einem Tag genannt worden. Madame Annette hatte gesehen, wie Tom Murchisons Koffer zu seinem Wagen trug, rechtzeitig für Murchisons Flug von Orly, und hatte der Polizei – in aller Unschuld, aber fälschlicherweise – gesagt, sie habe Monsieur Ripley und Monsieur Murchison mit dem Gepäck zu Monsieur Ripleys Auto gehen sehen. So stark war die Macht des Vorspielens und Vortäuschens, dachte Tom. In jenem Augenblick hatte Murchison nämlich in Toms Keller gelegen, notdürftig in eine alte Segeltuchplane gewickelt, und Tom hatte schreckliche Angst gehabt, Madame Annette könnte wegen einer Flasche Wein in den Keller hinabsteigen, bevor er die Leiche weggeschafft hatte.
    Gut möglich, daß Cynthias Erwähnung von Murchisons Namen die Pritchards neu beflügelt hatte. Und zweifellos wußte Cynthia von Murchisons »Verschwinden« unmittelbar nach seinem Besuch bei Tom. Das hatten die Zeitungen in England gebracht, erinnerte er sich, wenn auch nur als Kurzmeldung. Murchison war überzeugt gewesen, alle späten Derwatts seien Fälschungen. Als ob das nicht reichte, hatte Bernard Tufts den Mann in seinem Glauben bestärkt, indem er ihm in London, in Murchisons Hotel, ins Gesicht gesagt hatte: »Kaufen Sie keine Derwatts mehr.« Murchison hatte Tom von diesem merkwürdigen Treffen mit einem Unbekannten in seiner Hotelbar berichtet (Bernard hatte seinen Namen nicht genannt). Tom, der Murchison damals beschattete, hatte das Tête-à-tête der beiden beobachtet, und der Schock von damals saß ihm heute noch in den Knochen. Er hatte gewußt, was Bernard zu sagen hatte.
    Tom hatte sich oft gefragt, ob Bernard Tufts danach zu Cynthia gegangen sei, um sie zurückzugewinnen – mit der Begründung, er habe sich geschworen, keine Derwatts mehr zu fälschen. Doch falls ja, hatte Cynthia da schon nichts mehr von ihm wissen wollen.

6
    Tom hatte angenommen, Janice Pritchard könne noch einmal versuchen, »Kontakt aufzunehmen«, wie sie sagen würde. Und das tat sie auch, am Dienstag nachmittag. Gegen halb drei klingelte in Belle Ombre das Telefon. Tom hörte es kaum; er jätete Unkraut in einem Rosenbeet unweit des Hauses. Héloïse hob ab und rief kurz darauf: » Tomme! Telefon!« Sie stand in der offenen Flügeltür.
    »Danke, Süße.« Er ließ die Hacke fallen. »Wer ist es?«
    »Prickards Frau.«
    »Aha! Pritchard, Liebes.« Verärgert, aber auch neugierig, nahm er den Anruf in der Diele entgegen. Diesmal würde er es Héloïse erklären müssen, wenn er nach oben ginge. »Hallo?«
    »Hallo, Mr.   Ripley! Ich bin so froh, daß Sie zu Hause sind. Ich habe mich gefragt – womöglich finden Sie das aufdringlich von mir… Ich würde Sie so gern treffen und Ihnen ein paar Worte sagen. Unter vier Augen.«
    »Ach ja?«
    »Ich habe das Auto, bis kurz vor fünf bin ich frei. Könnte ich…«
    Tom wollte sie weder hier haben, noch wollte er in das Haus mit der schimmernden Decke. Sie verabredeten sich für Viertel nach drei nahe dem Obelisken in Fontainebleau (Toms Idee), in einer Arbeiterkneipe namens Le Sport nordöstlich des Denkmals. Um halb fünf erwarteten Tom und Héloïse Monsieur Lepetit zum Musikunterricht, doch davon sagte er nichts.
    Héloïse’ Blick verriet ein Interesse, das sie bei seinen Telefongesprächen sonst selten zeigte.
    »Ja, ausgerechnet die.« Tom war es zuwider, doch er fuhr fort: »Sie will mich treffen. Ich könnte etwas herausfinden. Also hab ich zugesagt. Heute nachmittag.«
    »Etwas herausfinden?«
    »Ich mag Ihren Mann nicht. Liebes, ich mag sie beide nicht, aber wenn ich etwas erfahre, wäre das nützlich.«
    »Stellen sie komische Fragen?«
    Tom lächelte dünn; er war ihr dankbar für das Verständnis der Probleme, die vor allem die seinen waren. »Nicht zu viele, keine Sorge. Sie sticheln. Ils taquinent. Alle beide.« Aufmunternd fügte er hinzu: »Du bekommst einen vollständigen Bericht, wenn ich wiederkomme – rechtzeitig für Monsieur Lepetit.«
    Kurz darauf verließ er das Haus. Unweit des Obelisken parkte er im Halterverbot. Er würde vermutlich einen Strafzettel bekommen, doch das war ihm egal.
    Janice

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