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Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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erblickte er einen Blumenverkäufer. »Blumen! Kaufen wir gleich welche.«
    Sie nahmen Bougainvilleen, ein paar Taglilien und einen Strauß kurzstieliger Kamelien, für Noëlle.
    Irgendwelche Nachrichten für die Ripleys? Non, Monsieur, teilte der livrierte Mann am Empfang ihm mit.
    Ein Anruf, und die Zimmerfrau des Hotels brachte zwei Vasen, eine für Noëlles Zimmer, eine für Tom und Héloïse. Genug Blumen hatten sie schließlich. Dann duschten beide rasch und gingen wieder, um irgendwo zu Mittag zu essen.
    Sie beschlossen, The Pub zu suchen, ein Lokal, das Noëlle empfohlen hatte: »Ganz nah am Boulevard Pasteur, mitten in der Stadt«, hatte sie gesagt, das wußte Tom noch. Er fragte einen fliegenden Händler, der auf dem Bürgersteig Gürtel und Schlipse verkaufte, ob er wisse, wo das sei. Zwei Straßen weiter, dann rechts, nicht zu übersehen.
    »Merci infiniment«, sagte Tom.
    Ob leicht klimatisiert oder gar nicht, The Pub war jedenfalls gemütlich und amüsant. Selbst Héloïse gefiel das Lokal; sie kannte ja etliche englische Kneipen. Hier hatten sich der oder die Pächter Mühe gegeben: braune Holzbalken, eine alte Standuhr mit Pendel, an der Wand Fotos von Sportmannschaften. Das Tagesmenü auf einer Tafel, Heinekenflaschen hinter der Theke. Das Lokal war weder zu groß noch zu voll. Tom bestellte ein Cheddarsandwich, Héloïse eine Käseplatte und ein Bier, was sie nur trank, wenn es wirklich heiß war.
    »Sollten wir Madame Annette anrufen?« fragte sie nach den ersten kleinen Schlucken.
    Tom erwiderte erstaunt: »Nein, Schatz. Warum auch? Machst du dir Sorgen?«
    » Non, chéri, aber du, oder nicht?« Sie runzelte die Stirn, nur ganz leicht, doch tat sie das so selten, daß ihr Blick fast finster wirkte.
    »Nein, Süße. Weswegen denn?«
    »Wegen dieses Priikard, non ?«
    Tom legte die Hand über die Augen und spürte, wie er rot wurde. Oder war es die Hitze? » Pritchard, Liebes. Nein«, fuhr er bestimmt fort, als der Kellner sein Käsesandwich und ein Glas Relish brachte. »Was kann er schon anrichten?« fügte er hinzu. »Merci«, sagte er zum Kellner, der Héloïse nach ihm bediente, womöglich aber nur versehentlich. Tom merkte, daß seine Frage, was Pritchard schon anrichten könne, dumm und nichtssagend gewesen war, daß sie Héloïse nur besänftigen sollte: Pritchard konnte eine ganze Menge anrichten, und was genau, hing eben davon ab, wieviel er beweisen könnte. »Wie ist dein Käse?« Noch eine Frage, nur um etwas zu sagen.
    » Chéri , war das nicht Prickhard, der angerufen und sich als Grainleaf ausgegeben hat?« Behutsam strich sie hauchdünn Senf auf ein Stück Käse.
    So wie sie Greenleafs Nachnamen aussprach, den Vornamen noch dazu wegließ, schienen der Mann und somit seine Leiche meilenweit weg, ja sogar unwirklich. Tom erwiderte gelassen: »Ganz unwahrscheinlich, Liebes. Pritchard hat eine tiefe Stimme. Jedenfalls nicht die eines jungen Mannes. Du sagtest doch, die Stimme hätte jung geklungen.«
    »Ja.«
    »Telefonanrufe…«, sinnierte Tom, als er Relish auf den Tellerrand tat. »Das erinnert mich an einen dummen Witz. Willst du ihn hören?«
    »Ja.« Der Blick ihrer lavendelblauen Augen verriet, daß sie immerhin schwach interessiert war.
    »Eine Irrenanstalt – maison de fous. Ein Arzt sieht einen Patienten etwas schreiben. Was, fragt er. Einen Brief. An wen, fragt der Doktor. An mich, antwortet der Patient. Was steht in dem Brief, fragt der Arzt. Weiß ich nicht, sagt der Patient, hab ihn ja noch nicht bekommen.«
    Héloïse lachte nicht, lächelte aber wenigstens. »Der ist wirklich dumm.«
    Tom holte tief Luft. »Süße – Postkarten. Wir müssen welche kaufen, eine ganze Handvoll. Galoppierende Kamele, Marktplätze, Wüstenansichten, Hühner mit dem Kopf nach unten hängend…«
    »Hühner?«
    »So sieht man sie oft auf Postkarten. In Mexiko etwa. Unterwegs zum Markt.« Wo ihnen der Hals umgedreht wurde. Aber das verschwieg er.
    Zwei weitere Heineken, als Abschluß des Essens, aus ziemlich kleinen Flaschen. Zurück zum eleganten El Minzah mit der hohen Decke, noch eine Dusche, diesmal gemeinsam. Danach war beiden nach einer Siesta. Sie hatten reichlich Zeit, bevor sie zum Flughafen mußten.
    Irgendwann nach vier schlüpfte Tom in Bluejeans und Hemd und ging hinunter, um Postkarten zu kaufen – ein Dutzend, am Empfang. Er hatte einen Kugelschreiber dabei, weil er eine Karte an die getreue Madame Annette schreiben wollte, die Héloïse dann ergänzen konnte. Ah, das waren

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