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Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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die ein Kunde buchte. Tom sagte: »Sie und Ihre Frau sind den weiten Weg nach Tanger gekommen, nur um mich zu sehen?« In einem Ton, der bedeuten könnte, er fühle sich geschmeichelt.
    »Warum nicht? Ist doch interessant hier.« Pritchards dunkelbraune Augen ruhten unverwandt auf ihm.
    Aufreizend unverwandt. Jedesmal, wenn er den Mann traf, schien er mindestens ein Pfund schwerer zu sein. Seltsam. Tom sah kurz nach links: Vielleicht war Héloïse in die Hotelhalle gekommen; er erwartete sie jeden Augenblick. »Ganz schöner Aufwand für Sie, finde ich, zumal wir ja nur so kurz bleiben und morgen abreisen.«
    »Casablanca müssen Sie aber sehen, oder?«
    »Auf jeden Fall«, meinte Tom. »Wir fliegen weiter nach Casablanca. In welchem Hotel wohnen Janice und Sie?«
    »Im, äh, Grand Hôtel Villa de France« – eine wegwerfende Handbewegung – »nur ein paar Straßen weiter.«
    Ganz glaubte Tom ihm das nicht. »Und wie geht es unseren gemeinsamen Freunden? Wir haben doch so viele.« Er lächelte, war aufgestanden, die Linke mit Karten und Kugelschreiber ruhte auf dem schwarzen Lederbezug des Barhockers.
    »Wen denn?« Pritchard lachte leise, eher wie ein alter Mann.
    Tom hätte ihm zu gern eine reingehauen, genau auf die Wölbung seines Solarplexus. »Mrs.   Murchison?« riskierte er zu fragen.
    »Ja, wir stehen in Verbindung. Auch mit Cynthia Gradnor.«
    Wieder kamen die Namen ihm leicht über die Lippen. Tom wich eine Handbreit zurück und deutete damit an, daß er die Bar gleich durch die breite Tür verlassen würde. »Sie sprechen miteinander – über den großen Teich?«
    »O ja. Warum nicht?« Pritchard zeigte seine ebenmäßigen Zähne.
    »Aber…«, begann Tom scheinbar verständnislos, »worüber reden Sie?«
    »Über Sie !« Pritchard lächelte. »Wir sammeln, was wir wissen.« Wieder nickte er bestätigend. »Außerdem schmieden wir Pläne.«
    »Und Ihr Ziel?«
    »Spaß zu haben«, erwiderte Pritchard. »Vielleicht auch Rache zu üben.« Jetzt lachte er aus vollem Hals. »Für mehr als einen, versteht sich.«
    Tom nickte, sagte freundlich: »Viel Glück«, drehte sich um und ging.
    Héloïse entdeckte er in einem Lehnstuhl in der Lobby. Sie blätterte in einer französischen Zeitung, wenigstens war sie französisch geschrieben, auch wenn Tom auf der Titelseite eine Spalte Arabisch bemerkte. »Liebes…« Er wußte, daß sie Pritchard gesehen hatte.
    Sie schoß hoch: »Schon wieder! Dieser Wie-heißt-er-noch! Tom, ich kann nicht glauben, daß der Kerl hier ist!«
    »Mich ärgert das genauso«, gab er leise auf französisch zurück, »aber wir sollten jetzt ruhig bleiben. Kann sein, daß er uns von der Bar aus beobachtet.« Tom richtete sich auf, stand gerade, gelassen. »Er behauptet, im Grand Hotel Soundso zu wohnen, nicht weit von hier, mit seiner Frau. Ich glaube ihm zwar nicht ganz, doch bestimmt ist er heute abend irgendwo in einem Hotel.«
    »Aber er hat uns bis hierher verfolgt!«
    »Liebes, chérie, wir könnten –« Abrupt brach er ab, als stehe er am Rand einer Klippe, verliere seinen Verstand: Er hatte sagen wollen, daß sie noch am Nachmittag umziehen, das Hotel wechseln und Pritchard abschütteln könnten, womöglich erfolgreich, hier in Tanger, aber das wäre kein Vergnügen für Noëlle, die ihren Freunden und Bekannten gesagt haben dürfte, sie werde ein paar Tage im Hotel El Minzah wohnen. Außerdem: Warum sollten Héloïse und er wegen Pritchard, dieses Widerlings, Unannehmlichkeiten auf sich nehmen? »Hast du den Schlüssel am Empfang abgegeben?«
    Ja, sagte sie. »Priikards Frau ist mitgekommen?« fragte sie, als sie das Hotel verließen.
    Tom hatte nicht einmal nachgesehen, ob Pritchard die Bar verlassen hatte. »Er sagte ja, das heißt wahrscheinlich nein.« Seine Frau – was für eine Beziehung! In dem Café in Fontainebleau hatte sie ihm gegenüber zugegeben, daß ihr Mann ein Tyrann war, ein Ungeheuer. Dennoch hingen sie wie Kletten aneinander. Ekelerregend.
    »Du bist angespannt, chéri. « Héloïse hatte sich untergehakt, vor allem, damit sie im Gedränge der Menge auf dem Bürgersteig zusammenblieben.
    »Ich denke nach, tut mir leid.«
    »Worüber?«
    »Über uns. Über Belle Ombre. Über alles.« Ein rascher Blick auf ihr Gesicht; sie strich sich das Haar mit der Linken zurück. Ich will, daß uns nichts passiert, hätte er hinzufügen können, tat es aber nicht, weil er Héloïse nicht noch weiter beunruhigen wollte. »Gehen wir hinüber.«
    Wieder schlenderten sie den

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