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Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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Boulevard Pasteur entlang, wie magnetisch angezogen von den Menschen, den Schaufenstern. Tom sah ein schwarzrotes Schild über einem Eingang: Rubi Bar and Grill stand da auf englisch, darunter die arabischen Schriftzeichen.
    »Wollen wir mal hineinschauen?« fragte er.
    Ein kleines Restaurant mit Bar, in dem eine Handvoll Gäste, keine Touristen, saßen oder standen.
    Tom und Héloïse gingen zur Theke und bestellten einen café express sowie Tomatensaft. Der Barkeeper schob einen kleinen Teller mit kalten Bohnen und einen zweiten mit Radieschen und schwarzen Oliven herüber, dazu Gabeln und Papierservietten.
    Ein gutgebauter Mann auf einem Hocker hinter Héloïse war in eine arabische Zeitung vertieft und schien sich von den Tellern satt zu essen. Er trug eine vergilbte Dschella-ba, die fast bis hinab zu seinen schwarzen Schuhen reichte. Tom sah, wie er die Hand durch einen Schlitz steckte, um in die Hosentasche zu fassen. Die Ränder des Schlitzes waren nicht mehr ganz sauber. Der Mann schneuzte sich und steckte das Taschentuch wieder ein, ohne den Blick von der Zeitung zu wenden.
    Tom kam eine Idee: Er würde sich eine Dschellaba kaufen und sie auch tragen, falls er den Mut dazu fände. Als er Héloïse das erzählte, lachte sie: »Und ich mache dann Fotos von dir. In der Kasbah? Vor unserm Hotel?«
    »Ach, egal wo.« Tom dachte, wie praktisch der lose Umhang war, weil man darunter Shorts tragen konnte, aber auch einen Anzug oder nur eine Badehose.
    Er hatte Glück: Gleich um die Ecke hingen vor einem Laden Dschellabas zwischen knallbunten Kopftüchern.
    »Une djellaba, s’il vous plaît?« fragte er den Besitzer. »Kein Rosa, nein«, fuhr er auf französisch fort, als er sah, was ihm der Mann zuerst anbieten wollte. »Lange Ärmel?« Mit dem Zeigefinger deutete er auf sein Handgelenk.
    »Ah, oui! Ici, Monsieur!« Seine flachen Sandalen klapperten über den alten Holzboden. »Ici…«
    Ein Kleiderständer voller Dschellabas, fast verdeckt von Verkaufsvitrinen. Es war so eng, daß sich Tom nicht einmal neben den Mann drücken konnte, aber er zeigte auf ein hellgrünes Modell, langärmelig, zwei Schlitze zum Durchgreifen, für die Hosentaschen. Tom hielt die Dschellaba an sich, um die Länge zu prüfen.
    Héloïse krümmte sich, hustete höflich, um nicht laut loszulachen, und verließ den Laden.
    »Bon, marché conclu.« Tom hatte sich nach dem Preis erkundigt, der ihm vernünftig schien. »Und die Dinger hier?«
    »Ah, oui…« Ein langer Lobgesang – Tom verstand nicht jedes Wort, obgleich der Händler französisch sprach – es ging um die Qualität seiner Messer, für die Jagd, das bureau und die Küche.
    Klappmesser: Tom entschied sich schnell. Das Heft war aus hellbraunem Holz mit eingelassenen Messingbeschlägen. Von der scharfen spitzen Schneide abgesehen, war die Klinge konkav gewölbt. Dreißig Dirham. Zusammengeklappt keine 15   Zentimeter lang, paßte in jede Tasche.
    »Nehmen wir ein Taxi?« fragte er Héloïse. »Eine kleine Tour, wohin du willst. Reizt dich das?«
    Sie sah auf ihre Uhr. »Das ginge. Willst du nicht deine Dschellaba überziehen?«
    »Hier? Das kann ich im Taxi tun.« Tom winkte dem Händler zu, der sie beobachtete. »Merci, Monsieur!«
    Der Mann sagte etwas Unverständliches – hoffentlich »Gott sei mit euch«, dachte Tom. Ganz gleich, welcher Gott.
    »Zum Segelclub?« fragte der Taxifahrer.
    »Ein andermal, zum Mittagessen«, sagte Héloïse, an Tom gewandt. »Noëlle will mit uns dorthin.«
    Ein Schweißtropfen rann Tom über die Wange. »Irgendwohin, wo es kühl ist? Mit Meeresbrise?« fragte er den Fahrer auf französisch.
    »La Haffa? Seewind – liegt am Meer. Ganz in der Nähe. Thé! «
    Tom konnte sich nicht entscheiden. Dennoch stiegen sie ein und ließen dem Mann seinen Willen. Tom erklärte allerdings: »Wir müssen in einer Stunde am Hotel Minzah sein«, und vergewisserte sich, daß der Fahrer ihn verstanden hatte.
    Uhrenvergleich: Um sieben sollten sie Noëlle abholen.
    Wieder die schnelle Fahrt im schlechtgefederten Taxi. Offenbar wußte der Fahrer, wohin er wollte. Sie fuhren nach Westen, glaubte Tom. Die Stadt blieb zurück.
    »Du wolltest dich umziehen…«, meinte Héloïse listig.
    Tom nahm die zusammengefaltete Dschellaba aus der Plastiktasche, legte sie zurecht, zog den Kopf ein und schlüpfte in den dünnen, hellgrünen Umhang. Ein, zwei Hüftschlenker, bis das Ding seine weiße Hose bedeckte und er sicher war, daß er sich setzen konnte, ohne es zu

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