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Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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haben Spaß hier. Hey, Noëlle will dir noch was sagen.«
    Héloïse’ »hey« störte ihn oft, aber an diesem Abend klang es gemütlich, und er mußte lächeln. »Hallo, Noëlle. Anscheinend amüsiert ihr euch in Casablanca?«
    »O ja, Tomme, ganz prächtig! Vor drei Jahren, glaub ich, war ich das letzte Mal hier, doch an den Hafen erinnere ich mich ganz genau. Der ist nämlich schöner als in Tanger. Viel größer…«
    Das Meeresrauschen schwoll an, verschluckte ihre Stimme. »Noëlle?«
    »…dieses Ungeheuer seit Stunden nicht mehr zu sehen ist wirklich ein Vergnügen«, fuhr sie auf französisch fort. Die Unterbrechung hatte sie offenbar nicht bemerkt.
    »Prichard, meinst du«, sagte Tom.
    »Prichard, oui ! C’est atroce – cette histoire de kidnapping! «
    »Oui, il est atroce«, stimmte Tom zu, als könne sein Echo ihrer französischen Worte bestätigen, daß David Pritchard wahnsinnig sei, eine der ganzen Menschheit verhaßte Kreatur, die hinter Gitter gehöre. Leider saß der Mann aber nicht hinter Gittern. »Tja, Noëlle, kann sein, daß ich sehr bald, morgen schon, wieder in Villeperce bin, weil Pritchard dort sein könnte – um irgendwie Unheil zu stiften. Kann ich euch zur Sicherheit morgen anrufen?«
    »Aber klar. Sagen wir, gegen Mittag? Wir könnten dann hier sein«, meinte sie.
    »Macht euch keine Sorgen, wenn ihr nichts von mir hört: Ist schwierig, tagsüber durchzukommen.« Tom überprüfte die Nummer des Miramare, die Noëlle, praktisch wie sie war, gleich zur Hand hatte. »Du kennst ja Héloïse – manchmal ist sie zu arglos, wenn es gefährlich wird. Ich will nicht, daß sie allein auf die Straße geht, Noëlle, und sei es am helllichten Tag zum Zeitungholen.«
    »Verstehe ich, Tomme «, antwortete sie auf englisch. »Und hier ist es so leicht, jemanden anzuheuern, egal für was!«
    Ein schrecklicher Gedanke. Dankbar erwiderte er: »Genau! Selbst wenn Pritchard nach Frankreich geflogen sein sollte.« Grob fügte er auf französisch hinzu: »Der soll seinen verdammten…« – Tom brachte das Wort nicht heraus – »…aus unserm Dorf schaffen.«
    Noëlle lachte. »Bis morgen, Tomme. «
    Erneut zog er sein Adreßbuch mit der Murchison-Nummer hervor. Er kochte vor Wut auf Pritchard. Tom hob den Hörer ab und wählte.
    Zum zweitenmal stellte Tom sich als Commissaire Edouard Bilsault aus Paris vor. Ob er mit Madame Murchison spreche? Ja. Tom war darauf vorbereitet, Kommissariat und Arrondissement zu nennen – falls nötig, würde ihm schon etwas einfallen. Auch wollte er herausbekommen (sofern das unauffällig möglich war), ob Cynthia am Abend bereits bei Mrs.   Murchison angerufen hatte.
    Er räusperte sich und begann mit höherer Stimme: »Madame, es geht um Ihren vermißten Mann. En ce moment wir können David Prichard nicht finden. Vor kurzem wir waren in Kontakt mit ihm, doch M’sieur Prichard ist nach Tanger geflogen – wußten Sie das?«
    »Aber ja«, erwiderte Mrs.   Murchison gelassen, in dem kultivierten Tonfall, an den Tom sich nun wieder erinnerte. »Er sagte, er würde vielleicht fliegen, weil Mr.   Ripley dort wäre – mit dessen Frau, glaube ich.«
    » Oui. Genau, Madame. Seit Tanger ’aben Sie nichts mehr von Miister Prichard ge’ört?«
    »Nein.«
    »Oder von Mademoiselle Cynthia Gradnor? Ich meine, auch sie ’at Kontakt zu Ihnen?«
    »Ja, in jüngster Zeit. Sie schreibt oder ruft an. Aber nicht wegen Tanger und irgendwem dort… In dieser Frage kann ich Ihnen nicht helfen.«
    »Ich verstehe. Merci, Madame.«
    »Ich… Hmm, ich weiß nicht, was Mr.   Pritchard in Tanger macht. War das Ihr Vorschlag, daß er dorthin fliegen sollte? Ich meine, war das die Idee der französischen Polizei?«
    Die Idee eines Irren, dachte Tom – des irren Pritchard, ihm zu folgen, nicht um ihn hinterrücks zu ermorden, nur um ihm zuzusetzen. » Non, Madame, M’sieur Prichard war es, der M’sieur Ripley nach l’Afrique du Nord folgen wollte. Unsere Idee war das nicht. Doch sonst ’ält er engen Kontakt zu uns.«
    »Aber was gibt es Neues über meinen Mann? Irgendwelche Erkenntnisse?«
    Tom seufzte. Durch ein offenes Fenster unweit der Frau drang New Yorker Autohupen herein. »Nein, nichts, Madame. Tut mir leid. Doch wir geben uns Mühe. Ist ’eikel, die Situation, Madame, weil M’sieur Ripley ist ein geachteter Mann in seinem Dorf, und wir ’aben nichts gegen ihn in der ’and. M’sieur Prichard, der ’at seine eigenen Ideen – natürlich nehmen wir sie zur Kenntnis, aber…

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