Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ripley’s Game oder Der amerikanische Freund

Ripley’s Game oder Der amerikanische Freund

Titel: Ripley’s Game oder Der amerikanische Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
Vom Netzwerk:
einer Sache zu täuschen. Und dabei gründlich versagt. Das [250]  macht mich ganz fertig. Aber Sie… Sie waren mir schon eine Hilfe. Vielen Dank.«
    »Keine Ursache. Für diesmal geht das in Ordnung«, sagte Tom freundlich. Er meinte das Treffen an diesem Abend. »Doch dabei fällt mir ein…« Er öffnete das Handschuhfach und holte die italienische Pistole hervor. »Ich glaube, Sie sollten die hier griffbereit haben. Zum Beispiel in Ihrem Laden.«
    »Meinen Sie wirklich? Ehrlich gesagt, fürchte ich, bei einer Schießerei wäre ich völlig nutzlos.«
    »Die Waffe ist besser als nichts. Wenn jemand den Laden betritt, der Ihnen komisch vorkommt… Haben Sie nicht eine Kommode gleich hinter dem Tresen?«
    Jonathan lief ein Schauer über den Rücken, hatte er doch ein paar Nächte zuvor genau das geträumt: daß ein Mafia-Killer in seinen Laden kam und ihm aus nächster Nähe ins Gesicht schoß. »Aber warum glauben Sie, ich könnte sie brauchen? Sie sagen das nicht ohne Grund, oder?«
    Warum nicht Jonathan alles erzählen, schoß es Tom durch den Kopf. Vielleicht würde ihn das zu mehr Vorsicht mahnen. Doch Vorsicht würde ihm nicht viel nützen, und Jonathan wäre sicherer, wenn er mit Frau und Kind für eine Weile verreiste. »Ja, ich hatte heute einen Anruf, eine ärgerliche Sache. Ein Mann, er klang wie ein Franzose, doch das will nichts heißen. Er hat nach jemandem mit einem französischen Namen gefragt. Vielleicht bedeutet das gar nichts, und doch, sicher kann ich nicht sein. Wenn ich den Mund aufmache, klinge ich nämlich sofort wie ein Amerikaner, und es kann sein, daß er überprüfen wollte, ob –« Tom verstummte. Dann fuhr er fort: »Um Sie ganz [251]  ins Bild zu setzen: Jemand hat eine Bombe in Reeves Minots Hamburger Wohnung geworfen. Mitte April ungefähr, glaube ich.«
    »In seine Wohnung – großer Gott! Wurde er verletzt?«
    »Zu der Zeit war niemand dort. Aber Reeves hat sich in aller Eile nach Amsterdam abgesetzt. Soweit ich weiß, ist er immer noch dort, und zwar unter falschem Namen.«
    Jonathan stellte sich vor, wie sie Minots Apartment durchsuchten, wie sie seinen Namen, vielleicht auch Tom Ripleys, samt der Adresse fanden. »Wieviel weiß der Feind denn jetzt?«
    »Na ja, Reeves sagt, er hätte alle wichtigen Unterlagen in Sicherheit gebracht. Fritz haben sie erwischt – Sie kennen Fritz, oder? – und ihn ganz schön zugerichtet, aber er hat sich heldenhaft gehalten, sagt Reeves. Fritz hat denen eine grundfalsche Beschreibung von dem Mann gegeben, den Reeves, oder wer auch immer, gedungen hat – von Ihnen also.« Tom seufzte. »Ich nehme an, sie verdächtigen Reeves und ein paar Jungs von den Spielclubs. Sonst niemand.« Er warf einen kurzen Blick auf Jonathan, der ihn aus weit aufgerissenen Augen anstarrte, weniger verängstigt als vielmehr auf einmal hellwach.
    »Herrgott!« flüsterte Jonathan. »Denken Sie, die haben jetzt meine Adresse – oder auch Ihre?«
    »Nein.« Tom lächelte. »Sonst wären sie schon hier gewesen, glauben Sie mir.« Tom wollte nach Hause. Er ließ den Motor an und fädelte sich in den Verkehr auf der Rue Grande ein.
    »Aber nehmen wir an, der Anrufer von heute war einer von ihnen – wie ist er an Ihre Nummer gekommen?«
    [252]  »Tja, dabei sind wir auf bloße Vermutungen angewiesen«, sagte Tom. Endlich war die Straße vor ihm frei. Er lächelte immer noch. Ja, das Spiel war gefährlich, und diesmal sprang nichts für ihn heraus, nicht ein Penny; er würde nicht einmal den Schaden begrenzen können, wie ihm das in dem Fast-Fiasko der Affäre Derwatt gelungen war. »Vielleicht weil Reeves dumm genug war, mich aus Amsterdam anzurufen. Ich überlege, ob die Jungs von der Mafia seine Spur nach Amsterdam verfolgt haben könnten, denn er läßt sich zum Beispiel von der Haushälterin seine Sachen nachschicken. – So schnell ist das ziemlich dumm von ihm«, flocht Tom beiläufig ein. »Sehen Sie, ich frage mich, ob die Italiener, selbst wenn Reeves aus dem Amsterdamer Hotel entkommen konnte, nicht seine ausgehenden Anrufe überprüft haben. Dann könnten sie nämlich meine Nummer finden. Übrigens: Sie hat er aus Amsterdam hoffentlich nicht angerufen, oder? Da sind Sie sicher?«
    »Der letzte Anruf kam aus Hamburg, das weiß ich.« Jonathan hörte noch die fröhliche Stimme, als Reeves ihm sagte, sein gesamtes Geld werde nun sofort auf das Schweizer Bankkonto überwiesen. Die schwere Pistole in seiner Jackentasche machte ihm Sorgen. »Tut mir leid, aber

Weitere Kostenlose Bücher