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Ripley’s Game oder Der amerikanische Freund

Ripley’s Game oder Der amerikanische Freund

Titel: Ripley’s Game oder Der amerikanische Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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haben eine Wette abgeschlossen, wenn du es wissen willst. Ich halte für beide die Einsätze. Deshalb –«
    »Wer sind ›die‹?« Simone wirkte nicht weniger wütend und verwirrt als zuvor.
    »Die Ärzte«, sagte Jonathan. »Sie probieren eine neue Behandlung aus – das heißt, einer von ihnen. Und jemand wettet gegen ihn, ein anderer Arzt. Ich dachte, du würdest das ziemlich makaber finden, deshalb wollte ich dir nichts davon erzählen. Das heißt aber, uns gehören tatsächlich nur ungefähr zweihunderttausend, jetzt noch weniger. Das zahlen die mir aus Hamburg, weil ich ihre Tabletten teste.«
    Er sah, daß sie ihm glauben wollte, es aber nicht konnte. »Unsinn!« rief sie. »So viel Geld, Jon – für eine Wette?«
    [269]  Georges blickte zu ihr auf.
    Jonathan sah seinen Sohn an und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
    »Weißt du, was ich glaube? Ist mir egal, wenn Georges das mitkriegt! Ich glaube, das ist schmutziges Geld. Du verwahrst es, versteckst es, was immer, für Tom Ripley, und der ist auch nicht sauber. Natürlich überläßt er dir ein bißchen was dafür, daß du ihm den Gefallen tust!«
    Jonathan merkte, daß er zitterte, und setzte die Schale Milchkaffee auf dem Küchentisch ab. Beide waren aufgestanden. »Könnte Ripley sein Geld in der Schweiz nicht selber bunkern?« Am liebsten wäre er zu ihr gegangen, hätte sie bei den Schultern gepackt und ihr gesagt, sie müsse ihm aber glauben. Doch sie würde ihn nur zurückstoßen. Also richtete er sich zu voller Höhe auf und sagte: »Wenn du mir nicht glaubst, kann ich’s auch nicht ändern.« Am letzten Montag, als Jonathan ohnmächtig geworden war, hatte man ihm Blut übertragen. Simone hatte ihn ins Krankenhaus begleitet, danach war er allein zu Dr.   Perrier gegangen, den er zuvor hatte anrufen müssen, um einen Termin für die Transfusion zu bekommen. Der Termin bei Dr.   Perrier war reine Routine, aber Jonathan hatte Simone gesagt, Perrier habe ihm mehr von den Medikamenten gegeben, die der Hamburger Arzt nach Fontainebleau schickte – dabei hatte Dr.   Wentzel gar nichts geschickt, weil die von ihm empfohlenen Tabletten auch in Frankreich zu bekommen waren. Jonathan hatte reichlich davon zu Hause. Er hatte beschlossen, dieser Hamburger Arzt solle »für«, der aus München »gegen« ihn wetten, aber so weit war er bei Simone noch gar nicht gekommen.
    [270]  »Ich glaube dir einfach nicht«, sagte Simone, sanft und drohend zugleich. »Komm, Georges, wir müssen los.«
    Jonathan mußte blinzeln, als er den beiden nachsah, wie sie durch den Flur zur Haustür gingen. Georges nahm seinen kleinen Ranzen auf und vergaß, Jonathan auf Wiedersehen zu sagen, so durcheinander war er wohl von dem Streit. Auch Jonathan sagte nichts.
    Es war Samstag, also hatte Jonathan im Laden viel zu tun. Ab und zu klingelte das Telefon. Gegen elf Uhr war Tom Ripley am Apparat.
    »Wir sollten uns heute noch treffen, es ist wichtig«, sagte Tom. »Können Sie sprechen?«
    »Eigentlich nicht.« Ihm gegenüber wartete ein Mann darauf, ihm das Geld für ein gerahmtes Bild zu geben, das verpackt zwischen ihnen auf dem Tresen lag.
    »Tut mir leid, Sie am Samstag zu belästigen, aber… Wie schnell könnten Sie zu mir kommen? Können Sie über Nacht bleiben?«
    Jonathan verschlug es für einen Moment die Sprache. Den Laden schließen, Simone Bescheid geben. Aber was sollte er sagen? »Ja, natürlich. Das geht.«
    »Wie schnell? Ich hole Sie ab. Sagen wir, gegen zwölf? Oder ist das zu früh?«
    »Nein, das schaffe ich schon.«
    »Ich warte vor dem Laden. Oder im Wagen, auf der Straße. Noch was: Bringen Sie die Pistole mit.« Er hängte auf.
    Jonathan kümmerte sich um seine Kunden, und bevor noch der letzte gegangen war, hängte er das FERMÉ -Schild an die Tür. Was war wohl seit gestern mit Tom Ripley [271]  geschehen? Samstags arbeitete Simone nicht, allerdings war sie am Vormittag meist unterwegs, weil sie dann einkaufte und andere Besorgungen erledigte, zum Beispiel Kleider in die Reinigung brachte. Er würde ihr einen Zettel schreiben und ihn durch den Briefschlitz in der Haustür einwerfen. Um zwanzig vor zwölf hatte Jonathan die Nachricht geschrieben und machte sich auf den kürzesten Weg die Rue de la Paroisse entlang, wo die Chancen fünfzig zu fünfzig standen, Simone zu begegnen. Aber er traf sie nicht, steckte den Zettel durch den Schlitz mit der Aufschrift LETTRES und eilte zurück zum Laden. Auf dem Papier stand:
    Liebes, bin zum Mittagessen

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