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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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leeren vergessen hatte.
    Während er die »Plain Jane« durch den Old Hump Channel steuerte, warf er einen skeptischen Blick hinauf zum bleigrauen Himmel. Der Wetterbericht im Radio hatte etwas von einer Störung gemeldet, die sich über den Great Banks zusammenbraute. Hatch wunderte das nicht, denn schließlich waren es nur noch wenige Tage, bis der September begann, in dem das Wetter sich erfahrungsgemäß drastisch verschlechterte.
    Wegen der vielen technischen Pannen hinkten die Arbeiten noch immer dem Zeitplan weit hinterher. Dazu kam, daß sich eine ungewöhnlich hohe Anzahl Arbeiter krank gemeldet hatte. Auch als Hatch um Viertel vor zehn in seine Praxis auf der Insel kam, warteten dort bereits zwei Männer auf ihn, denen es alles andere als gut ging. Der eine von ihnen hatte eine schlimme Zahnfleischentzündung, deren genaue Ursache sich erst durch ein Blutbild würde feststellen lassen, während der andere zu Hatchs Entsetzen unter einer virusbedingten Lungenentzündung litt.
    Nachdem Hatch dafür gesorgt hatte, daß der zweite Patient in eine Klinik auf dem Festland gebracht wurde, nahm er dem ersten Blut ab, das er im Labor auf der »Cerberus« untersuchen wollte. Er war damit noch nicht ganz fertig, als ein dritter Arbeiter hereinkam, der sich das Schienbein an einem Servomotor der Ventilationspumpe aufgerissen hatte. Erst gegen Mittag kam Hatch soweit zur Ruhe, daß er seinen Computer starten und die E-Mail an die Marquesa in Cádiz schreiben konnte. Nachdem er ihr in ein paar Sätzen die Umstände für seine Anfrage geschildert hatte, hängte er der Nachricht die Abschriften der rätselhaften Dokumente aus dem Fund auf dem Speicher an und fragte seine alte Freundin, ob sie ihm noch mehr Material über das St.-Michaels-Schwert besorgen könne.
    Dann beendete er das E-Mail-Programm und wandte sich seiner Post zu, die er am Morgen aus dem Briefkasten geholt hatte. Sie bestand aus der Septemberausgabe der Ärztezeitung, einem Werbezettel, der zu einem Spaghetti-Essen im Restaurant am Leuchtturm einlud, dem neuesten Exemplar der »Gazette« und einem kleinen eierschalenfarbenen Umschlag, der weder Adresse noch Briefmarke trug.
    Hatch öffnete den Umschlag und entnahm ihm einen Brief, dessen Handschrift er sofort erkannte.
    Lieber Malin,
    es fällt mir schwer, die passenden Worte für diesen Brief zu finden, und deshalb schreibe ich jetzt so, wie es mir gerade einfällt. Ich habe beschlossen, meinen Mann zu verlassen. Ich kann diese Entscheidung nicht mehr vor mir herschieben, kann nicht noch länger hierbleiben, wo ich Tag für Tag verbitterter werde und sich immer mehr Groll in mir anstaut. Davon haben weder Woody noch ich etwas. Ich werde es ihm sagen, sobald seine Protestaktion beendet ist. Vielleicht wird er dann ja besser damit fertig, aber trotzdem wird es ihm furchtbar weh tun. Aber es muß sein, es ist das einzig Richtige.
    Ich bin mir vollauf bewußt, daß wir beide -Du und ich -nicht füreinander bestimmt sind. Ich habe zwar wunderschöne Erinnerungen an Dich und hoffe, daß Du solche auch an mich hast, aber das, was wir gestern fast getan hätten, wäre doch nur ein Aufwärmen aller Gefühle gewesen. Am Ende hätten wir nur uns beide verletzt.
    Das, was in Squeaker's Glen fast passiert wäre -was ich fast zugelassen hätte, daß es passiert -, hat mich zutiefst erschreckt, aber es hat mir auch Klarheit über eine Menge nebulöser Vorstellungen und Gefühle verschafft, die mir seit langem im Kopf herumgingen. Dafür möchte ich Dir danken.
    Ich schätze, ich sollte Dir noch sagen, was ich jetzt vorhabe. Ich werde nach New York gehen. Gestern habe ich eine Freundin von der Volkshochschule angerufen, die dort inzwischen ein kleines Architekturbüro eröffnet hat. Sie hat mir einen Job als Sekretärin angeboten und versprochen, mich zur technischen Zeichnerin auszubilden. Ich werde also einen Neuanfang in einer Stadt wagen, in der ich schon immer einmal leben wollte. Bitte antworte mir nicht auf diesen Brief und versuche nicht, mich umzustimmen. Laß uns die Erinnerung an unsere Vergangenheit nicht durch eine Dummheit zerstören, die wir in der Gegenwart begehen.
    Alles Liebe
Claire
    Das Inseltelefon klingelte, und Hatch nahm langsam wie in Trance den Hörer ab.
    »Hier Streeter«, sagte eine barsche Stimme.
    »Was gibt's?« fragte Hatch, dem der Schock des Briefes noch zutiefst in den Knochen saß.
    »Der Kapitän möchte, daß Sie zu ihm in den Orthanc kommen. Und zwar sofort!«
    »Sagen Sie ihm,

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