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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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an.«
    Er hielt den Ausdruck hoch, der eine unregelmäßige Ansammlung von Flecken und dunklen Linien zeigte, die sich an einem Punkt zu einem unscharfen, schwarzen Dreieck verdichteten.
    »Was ist denn das?« fragte Hatch. »Ein abstraktes Gemälde?«
    »Nein, Mann, das ist ein eiserner Würfel mit etwa drei Metern Kantenlänge, der fünfzehn Meter unterhalb des jetzigen Schachtbodens liegt. Es sieht nicht so aus, als wäre Wasser in diese Kammer eingedrungen. Jetzt gerade ist es mir gelungen, ihren Inhalt näher zu bestimmen. Unter anderem befinden sich darin etwa fünfzehn bis zwanzig Tonnen eines dichten Nicht-Eisenmetalls mit einer spezifischen Dichte von etwas über neunzehn.«
    »Moment mal«, sagte Hatch. »Es gibt eigentlich nur ein Metall, das diese spezifische Dichte aufweist.«
    »Ganz genau. Und eines kann ich Ihnen verraten: Um Blei handelt es sich dabei nicht.«
    Es folgte eine kurze, spannungsgeladene Stille. Dann stieß Bonterre einen Ruf des Entzückens aus und stürzte sich in Hatchs Arme, während Rankin wieder einen seiner Urschreie ausstieß und St. John auf den Rücken klopfte. Lachend und jubelnd taumelten die vier aus der Baracke.
    Die unbändige Freude der kleinen Gruppe fiel rasch anderen im Basislager auf, und so verbreitete sich die Kunde von Rankins Entdeckung wie ein Lauffeuer. Von überall her kamen die Angestellten von Thalassa, die noch auf der Insel verblieben waren, herbeigeströmt und stimmten in den spontanen Jubel mit ein. Die bedrückende Niedergeschlagenheit nach Wopners tragischem Tod, die fortwährenden Rückschläge und die extrem harte Arbeit der letzten Tage waren mit einemmal vergessen und machten einem wilden, fast schon hysterischen Freudentaumel Platz. Scopatti sprang mit seinem Tauchermesser zwischen den Zähnen wie entfesselt herum und schleuderte seine Bootsschuhe hoch in die Luft. Bonterre rannte zurück in den Lagerschuppen und holte ein altes Entermesser, das man in dem Piratenlager ausgegraben hatte. Damit schnitt sie einen Streifen Jeansstoff von ihren Shorts ab und band ihn sich wie eine Augenklappe um den Kopf. Dann stülpte sie die Hosentaschen nach außen und machte sich einen langen Riß in die Bluse, der bedenklich viel von ihrer Brust sehen ließ. Dergestalt als Pirat verkleidet, stolzierte sie entermesserschwingend zwischen ihren Kollegen umher und starrte jedem provozierend ins Gesicht.
    Hatch war ein wenig erstaunt über sich selbst, als auch er plötzlich irgendwelche Techniker umarmte, die er kaum kannte, und wie ein Verrückter umhersprang, bloß weil sie nun endlich den Beweis dafür hatten, daß sich unter dem Boden des Schachtes tatsächlich Gold befand.
    Trotz seiner Skepsis war ihm klar, daß dies die befreiende Nachricht gewesen war, auf die sie alle schon so lange gewartet hatten. Aber es geht gar nicht nur um das Gold, dachte er, es geht darum, daß wir uns von dieser verdammten Insel nicht unterkriegen lassen.
    Das Jubelgeschrei erstarb, als Kapitän Neidelman raschen Schrittes ins Basislager kam. Mit kalten, müden Augen sah er die Feiernden an. »Was zum Teufel ist hier los?« fragte er mit einer von unterdrücktem Zorn bebenden Stimme.
    »Kapitän Neidelman!« rief Rankin. »Fünfzehn Meter unter dem Boden der Grube befindet sich Gold! Und zwar mindestens fünfzehn Tonnen!«
    »Was haben Sie denn gedacht?« fauchte Neidelman. »Meinen Sie etwa, wir haben die ganze Grabung hier nur veranstaltet, um etwas für unsere Gesundheit zu tun?« Er musterte seine betreten dastehenden Mitarbeiter mit einem eiskalten Blick. »Im übrigen ist das hier kein Kindergartenausflug, sondern eine Arbeitsexpedition. Ich erwarte, daß Sie sich auch dementsprechend benehmen.« Dann wandte er sich an den Historiker. »Dr. St. John, sind Sie mit Ihrer Analyse fertig?«
    St. John nickte.
    »Lassen Sie uns die Ergebnisse in den Computer auf der ›Cerberus‹ eingeben. Und der Rest von Ihnen sollte bedenken, daß wir einen verdammt knappen Zeitplan haben. Machen Sie sich also gefälligst wieder an die Arbeit.«
    Er drehte sich um und ging mit so großen und schnellen Schritten hinunter zur Pier, daß St. John ihm nur mit Mühe folgen konnte.

36
    Obwohl der nächste Tag ein Samstag war, gingen die Arbeiten auf Ragged Island ohne Unterbrechung weiter. Hatch, der verschlafen hatte, rannte um neun Uhr aus seinem Haus an der Ocean Lane und nahm auf dem Weg hinunter zum Hafen im Vorbeigehen noch rasch die Freitagspost aus dem Briefkasten, den er am Abend zuvor zu

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