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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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darin, in seinen Predigten häufig auf das Leben katholischer Heiliger Bezug zu nehmen -und noch häufiger auf ihren Tod. Diese Menschen hatte Gott mit Visionen ebenso gesegnet wie mit dem Mut, zu diesen Visionen zu stehen ganz gleich, um welchen Preis. Clay war sich ziemlich sicher, daß auch er diesen Mut aufbringen würde, wenn der Herr es von ihm verlangte. An Visionen allerdings hatte es ihm in den letzten Jahren gefehlt.
    Jetzt mußte er erst einmal einen geschützten Platz finden, an dem er sich aufwärmen konnte, und dann würde er darum beten, daß Gott ihm seine Aufgabe kundtat.
    Clay ließ seinen Blick über den Strand schweifen, der sich grau vom schwarzen Himmel abhob. Der Wind heulte über die Felsen, und der Regen prasselte gnadenlos auf die Insel herab. In der Dunkelheit rechts von sich konnte Clay undeutlich ein paar große Felsen erkennen, von denen er wußte, daß die Fischer sie die Walbuckel nannten. Daneben sah er die künstliche, trockengelegte Lagune, die hinter dem von Thalassa errichteten Kofferdamm lag. Ganz so trocken war sie allerdings schon nicht mehr. Mit tiefer Befriedigung beobachtete Clay, wie die Wogen gnadenlos gegen den Damm anstürmten. Mehrere Stützpfeiler waren schon verbogen, so daß eine der massiven Stahlbetonplatten ein kleines Stück aus ihrer Verankerung gerutscht war. Jede neue Welle, die sich an dem Damm brach, schickte große Wolken Gischt über seine Krone.
    Clay ging die felsige Küste entlang und suchte Schutz unter ein paar Baumwurzeln, die aus der steilen Uferböschung herausragten. Aber selbst hier war er vor diesem sintflutartigen Regen nicht sicher, und sobald er sich nicht mehr bewegte, begann er vor Kälte zu schlottern. Er stand also wieder auf, ging am Rand der Böschung entlang und hielt nach einer windgeschützten Stelle Ausschau. Weit und breit wies nichts darauf hin, daß sich Menschen auf Ragged Island befanden. Vielleicht war die Insel ja verlassen, dachte Clay, vielleicht hatte der Sturm die Plünderer von der Insel gejagt wie Jesus die Geldverleiher aus dem Tempel von Jerusalem.
    Clay erreichte eine Landspitze, hinter der die dem offenen Meer zugewandte Seite der Insel lag. Als er die Klippen unirundete, wurde das Tosen der Brandung lauter. Er bemerkte ein Stück gelbes Absperrband, mit dem normalerweise die Polizei einen Tatort sicherte. Ein Ende davon hatte sich losgerissen und flatterte wie wild im Sturm. Clay trat näher und sah, daß sich hinter dem Band eine dunkle, höhlenartige Öffnung in der Klippe befand, die von drei glänzenden Metallstreben gestützt wurde. Er kroch unter dem Absperrband hindurch und trat in die Öffnung, die so niedrig war, daß er nur gebückt darin stehen konnte.
    Hier drinnen war die Brandung nur noch gedämpft zu hören, außerdem war es angenehm trocken und wenigstens etwas wärmer als draußen in Regen und Sturm. Clay griff in die Tasche seiner Jacke und holte seine kleine Notausrüstung heraus: eine Taschenlampe, einen wasserdichten Behälter mit Streichhölzern und einen winzigen Erste-Hilfe-Kasten. Mit der Taschenlampe leuchtete er Wände und Decke der Höhle ab. Er befand sich in einer kleinen Kammer, an deren hinterem Ende ein Stollen ins Innere der Klippe führte.
    Clay fand seine Entdeckung interessant und befriedigend zugleich. Gott hatte ihn zu diesem Tunnel geführt, von dem Clay annahm, daß er irgendwie mit dem Labyrinth von Gängen und Schächten in Verbindung stand, das angeblich die ganze Insel durchzog. Weil er immer noch am ganzen Körper zitterte, beschloß er, zunächst einmal Feuer zu machen und sich zu trocknen und aufzuwärmen.
    Clay sammelte ein paar kleinere Stücke Treibholz zusammen, die das Meer in die Kammer gespült hatte. Dann schraubte er die kleine Plastikdose auf und stülpte sie um. Als ein einziges trockenes Streichholz in seine Handfläche fiel, konnte Clay sich ein triumphierendes Lächeln nicht verkneifen. Seit er in Stormhaven war, hatte er diesen Streichholzbehälter auf jeden Bootsausflug mitgenommen, zu dem man ihn eingeladen hatte. Claire hatte ihn des öfteren damit aufgezogen, und obwohl das immer gutmütig und liebevoll gemeint gewesen war, hatte es ihm tief in seinem Herzen doch jedesmal einen Stich versetzt. Wenn Claire jetzt hier wäre, würde sie sich nicht mehr über ihn lustig machen, denn jetzt würde dieser kleine Streichholzbehälter eine entscheidende Rolle in Clays Schicksal spielen.
    Und so warf kurze Zeit später ein munter brennendes Feuerchen seine

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