Riptide - Mörderische Flut
Kopf tat höllisch weh von dem Schlag, den Streeter ihm verpaßt hatte, etwas Schweres drückte erbarmungslos seinen Rücken nach unten, und ein kaltes, stählernes Etwas, von dem Hatch wußte, daß es der Lauf der Pistole sein mußte, bohrte sich an sein zerfetztes Ohr.
Benebelt machte Hatch sich klar, daß es kein Schuß, sondern ein Schlag auf den Kopf gewesen war, der ihm das Bewußtsein genommen hatte.
»Hör mir gut zu, Hatch«, flüsterte Streeter. »Das war eine hübsche kleine Verfolgungsjagd, aber jetzt ist das Spiel aus.« Der Lauf fuhrwerkte an seinem Ohr herum. »Und zwar für dich. Verstanden?«
Hatch versuchte zu nicken, als Streeter Ihm den Kopf brutal an den Haaren nach hinten riß. »Hast du verstanden? Ja oder nein?«
»Ja«, krächzte Hatch mit Schlamm im Mund.
»Du machst keinen Mucks. Nicht mal das kleinste Zucken will ich von dir spüren. Wenn du auch nur niest, ohne daß ich es dir erlaubt habe, puste ich dir auf der Stelle das Hirn aus dem Schädel. Ist das klar?«
»Ja«, keuchte Hatch abermals und versuchte, etwas Kraft zu schöpfen. Ihm war eiskalt. Er fühlte sich halb tot und noch dazu wie ein Vollidiot, daß er Streeter in die Falle gegangen war.
»So, und jetzt stehen wir ganz langsam und ruhig auf«, befahl der Vorarbeiter. »Und denk dran: Du brauchst bloß auszurutschen, und schon bist du ein toter Mann.«
Der Druck wurde von seinem Rücken genommen, und Hatch erhob sich langsam erst auf die Knie, bevor er vollends aufstand. Der dröhnende Schmerz, den er dabei in seinem Kopf spürte, war kaum auszuhalten.
»Ich sage dir jetzt, was wir tun werden«, hörte er Streeters Stimme. »Wir gehen jetzt zusammen zurück zu der Abzweigung und dann den Boston-Schacht weiter zur Wassergrube. Und jetzt Abmarsch. Aber langsam.«
Hatch setzte so vorsichtig wie möglich einen Fuß vor den anderen, um nur ja nicht ins Straucheln zu kommen. Nach einer Weile erreichten sie die Abzweigung und tasteten sich den Hauptstollen entlang.
Eigentlich müßte es in dieser Finsternis doch möglich sein zu entkommen, dachte Hatch. Er mußte sich nur Irgendwie von Streeter losreißen. Aber wie? Sein Brummschädel war nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen, und die Pistolenmündung, die Streeter an sein linkes Ohr preßte, half Ihm auch nicht gerade dabei, gründlich zu überlegen. Hatch überlegte, weshalb Streeter ihn nicht auf der Stelle umgebracht hatte.
Während sie langsam durch die Dunkelheit gingen, fragte sich Hatch, wie gut sich Streeter wohl im Boston-Schacht auskannte. Es gab nur wenige horizontal verlaufende Tunnels auf der Insel, und fast alle wurden wiederholt von vertikalen Schächten durchschnitten. »Gibt es hier denn keine Löcher im Boden?« fragte er den Vorarbeiter.
Ein gemeines Lachen kam als Antwort. »Mach dir da mal keine Sorgen. Du wirst der erste sein, der das herausfindet.«
Nach nicht enden wollendem, alptraumhaftem Vorwärtstasten sah Hatch, der ständig Angst hatte, sein nächster Schritt könnte ins Leere gehen, endlich weit voraus einen schwachen Lichtschein. Er drang durch ein unregelmäßiges, etwa mannshohes Loch am Ende des Stollens, aus dem bald auch das Brummen von Maschinen zu hören war. Streeter trieb Hatch zu einer schnelleren Gangart an.
An der Stelle, wo der Stollen in die Wassergrube mündete, blieb Hatch stehen. Weil ihm das Licht nach dem langen Marsch durch die Dunkelheit geradezu grell vorkam, bemerkte er erst nach einigen Sekunden, daß lediglich die Notbeleuchtung an der Leiterkonstruktion brannte. Streeter rammte ihm die Mündung der Waffe schmerzhaft in sein verwundetes Ohr und zwang ihn auf den metallenen Laufsteg, der den Boston-Schacht mit der Leiterkonstruktion verband. Hinter Hatch drückte er eine Taste auf einem an der Leiter befestigten Steuerpult. Von unten war ein summendes Geräusch zu vernehmen, und ein paar Augenblicke später kam der Lift herauf und hielt direkt vor ihnen an.
Streeter drängte Hatch auf die Plattform und stellte sich dann dicht hinter ihn. Während sie nach unten fuhren, bemerkte Hatch, daß sich in den faulig-verrotteten Gestank der Wassergrube etwas Neues gemischt hatte: der beißende Geruch von Rauch und heißem Metall.
Dort, wo die Leiterkonstruktion am Boden der ursprünglichen Wassergrube endete, war die Luft trotz des Ventilationssystems merklich dicker. Hier führte ein schmaler, frisch in die Erde gegrabener Schacht hinunter zur eigentlichen Schatzkammer. Streeter bedeutete Hatch, auf die aus
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