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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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eiserne Wände zwar mit Rost bedeckt, aber ansonsten noch völlig intakt waren. Während er hinabblickte, vergaß er die Schmerzen in seinem Kopf, vergaß er Streeters Hand, die ihn sadistisch an den Haaren zog, vergaß er Neidelman, vergaß er alles.
    Als Junge hatte Hatch einmal ein Foto vom Vorraum zu Tutanchamuns Grabkammer gesehen. Als er jetzt hinab auf die Säcke, Kisten, Truhen, Körbe und Fässer starrte, die hier in der Schatzkammer aufgetürmt waren, mußte er immer wieder an dieses Foto denken.
    Auf den ersten Blick erkannte er, daß der Schatz dereinst von Ockham und seinen Leuten sorgfältig verpackt und in der Kammer verstaut worden war. Inzwischen allerdings hatte die Zeit ihren Tribut gefordert: Die ledernen Säcke waren teilweise verrottet und aufgeplatzt, so daß sich ihr Inhalt – Gold- und Silbermünzen - auf den Boden der Kammer ergossen hatte. Zwischen den von Würmern zerfressenen Zweigen großer Weidenkörbe quollen große ungeschliffene Smaragde und Rubine hervor, die Rubine waren so dunkelrot wie Schweineblut. Auch Saphire blitzten im schwachen Licht der Lampe, ebenso Topase, Amethyste und Perlen. Dazwischen glitzerten überall wie kleine Regenbögen die Diamanten: geschliffene und ungeschliffene, große und kleine. An einer Wand sah Hatch vergilbte Elefantenstoßzähne, die Hörner von Narwalen sowie Keilerzähne, und an einer anderen Ballen eines Materials, das früher einmal wohl Seide gewesen sein mußte, jetzt aber zu einer krümelnden schwarzen Masse verrottet war, in der sich noch immer ein paar Goldfäden erkennen ließen.
    An einer Wand entlang waren viele kleine Holzkisten aufeinandergestapelt. Von ein paar der oberen Kisten waren die Seitenteile abgefallen, so daß Hatch die Schmalseiten unzähliger Goldbarren sehen konnte. Es mußten Hunderte, wenn nicht gar Tausende sein. An der vierten Wand schließlich standen Körbe und Säcke in unterschiedlichen Formen und Größen. Einige waren umgefallen und aufgebrochen und gaben den Blick auf mit Perlen und Edelsteinen verzierte, fein ziselierte Meßkelche und andere sakrale Kunstgegenstände frei. Aus einem geplatzten Ledersack daneben quoll ein ganzes Bündel von goldenen Epauletten, die Ockham wohl den unglücklichen Kapitänen der von ihm gekaperten Schiffe abgeknöpft hatte.
    Etwa in der Mitte dieses phantastischen Schatzes befand sich ein großer, sargförmiger Behälter aus Blei. Er hatte mit Gold verzierte Kanten und war mit dicken Eisenbändern am Boden der Kammer befestigt. Oben auf dem Behälter sah Hatch ein massives Messingschloß, das teilweise ein in seinen Deckel eingraviertes Bild eines Schwertes verdeckte.
    Während er noch nach unten starrte und sich kaum zu atmen traute, hörte Hatch auf einmal ein metallisches Klicken und dann ein Geräusch wie von zerreißendem Stoff. Vor seinen Augen platzte ein verrotteter Sack auf, und ein Strom von Gold-Dublonen ergoß sich zwischen die aufgehäuften Schätze. Streeter riß Hatchs Kopf an den Haaren brutal hoch -und der Anblick der Schatzkammer war verschwunden.
    »Macht oben alles klar«, sagte Neidelman. »Sandra wird den Schatz mit dein Förderkorb hinaufschicken. Das Geländefahrzeug steht doch mit zwei Anhängern bereit, oder? Ich schätze, daß wir mit fünf, sechs Fuhren den Schatz auf der › Griffin‹ haben dürften.«
    »Und was machen wir mit ihm ?« fragte Streeter und deutete auf Hatch.
    Neidelmans Antwort war ein stummes Nicken. Streeter begann zu grinsen und hob die Hand mit der Pistole an Hatchs Kopf. »Nicht hier«, murmelte Neidelman. Seine Wut war verflogen, und er war so ruhig wie sonst auch. Mit einem abwesenden Ausdruck im Gesicht blickte er hinunter in die Schatzkammer. »Und nicht erschießen. Ich möchte nicht, daß irgendwann einmal seine Leiche mit einem Loch in der Stirn irgendwo angetrieben wird. Bringen Sie ihn in einen Seitenstollen oder halt, mir fällt da was Besseres ein. Bringen Sie ihn zu seinem Bruder«, sagte er und warf Streeter einen wissenden Blick zu, bevor seine Augen wieder zu dem Loch in der Eisenplatte wanderten. »Ach, noch was, Mr. Streeter…«
    Streeter, der Hatch gerade in Bewegung setzen wollte, drehte sich noch einmal um.
    »Sie haben gesagt, daß Isobel möglicherweise noch am Leben ist. Tragen Sie doch bitte Sorge dafür, daß diese Möglichkeit definitiv nicht mehr besteht.«

52
    Rankin bemerkte Bonterre, als sie vorsichtig und ständig bereit, sofort wieder kehrtzumachen, die Leiter zum Orthanc hinaufstieg. Sein

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