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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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stehen. Er war sehr finster, außerdem blies der Sturm Hatch in die Augen. Der Schacht geht ja senkrecht in die Erde hinein, dachte Hatch, der eigentlich in Erinnerung gehabt hatte, daß der Boston-Schacht in einem relativ flachen Winkel auf die Wassergrube zulaufen sollte. Zögernd spähte er hinunter, als er das Klappern von Schritten hörte, die über eine Metallbrücke gingen. Er packte den schlanken Stamm eines Vogelkirschenbusches, schwang sich daran über die Öffnung des Schachtes und suchte mit den Füßen Halt an dessen glitschigen Wänden. Er fand keinen. Dann rissen plötzlich die Wurzeln des Busches aus, und Hatch stürzte ins Leere.
    Nach einem kurzen, schrecklichen Augenblick des freien Falls prallte er unsanft auf den schlammigen Schachtboden. Erschrocken, aber unverletzt rappelte er sich auf. Über sich sah er bloß ein winziges, quadratisches Stück Nachthimmel, das nur ein wenig heller war als die schwarzen Wände des Schachtes ringsum. Undeutlich sah er eine Gestalt um den Rand des Loches schleichen - oder zumindest glaubte er, sie zu sehen…
    Ein ohrenbetäubender Knall gellte durch den Schacht, zusammen, mit einem grellen Lichtblitz. Dem ersten Knall folgte sofort ein zweiter, und Hatch spürte, wie etwas nur wenige Zentimeter von seinem Kopf entfernt in die welche Wand schlug. Hatch hastete In den Tunnel, der sich am Fuß des Schachtes auftat. Er wußte genau, was für eine Taktik Streeter angewendet hatte: Er hatte das Mündungsfeuer seines ersten Schusses dazu benutzt, um sein Ziel für den zweiten zu erkennen.
    Der Tunnel führte so steil nach unten, daß Hatch Mühe hatte, nicht auszurutschen. Im Laufen verlor er des öfteren das Gleichgewicht und glaubte ein paar angsterfüllte Sekunden lang, daß er beim nächsten Schritt ins Straucheln geraten und kopfüber in die völlige Dunkelheit stürzen würde. Dann endlich wurde der Winkel, in dem der Stollen In die Erde führte, so flach, daß Hatch langsamer werden und schließlich anhalten konnte.
    Schwer atmend blieb er In der kaltfeuchten Luft des Tunnels stehen und lauschte in die Dunkelheit. Blindlings weiterzulaufen wäre reiner Selbstmord gewesen, denn schließlich konnte niemand garantieren, daß sich nicht auf einmal im Boden des Stollens ein weiterer Schacht auftat…
    Plötzlich hörte Hatch weit hinter sich einen gedämpften Aufprall und das Geräusch von Schritten, die Im Schlamm des Tunnels platschend näher kamen. Hatch tastete nach der Stollenwand und hielt sich an den glitschigen Pfeilern der alten Grubenhölzer fest, während er so rasch, wie er es verantworten konnte, weiter hinein in den Tunnel ging. Dabei versuchte er, einen klaren Kopf zu bewahren. Ohne Zweifel würde Streeter wieder auf ihn zielen. Vermutlich würde er wieder mit dem Mündungsfeuer des ersten Schusses arbeiten, und diese Chance mußte Hatch sich zunutze machen und sich in dem kurzen Lichtblitz den weiteren Verlauf des Stollens einprägen.
    Erst der zweite Schuß war die wirkliche Gefahr.
    Wie als Bestätigung seiner Gedanken hörte er auch schon einen Knall, der von den Wänden des Tunnels ohrenbetäubend widerhallte. Hatch warf sich in den Schlamm am Boden. Der zweite Schuß schlug In einen Stützpfeiler direkt hinter ihm.
    Im Licht des Mündungsfeuers sah er, daß der Tunnel ohne gefährliche Löcher im Boden weiter schräg nach unten führte. Hatch rappelte sich auf und rannte mit nach vorn gestreckten Armen rutschend und stolpernd weiter hinein in die Dunkelheit. Dann hielt er Inne. Abermals tastete er nach der Tunnelwand und lauschte. Streeter war zweifelsohne noch immer hinter ihm her, aber er würde sich vorsichtiger und damit langsamer fortbewegen als er. Wenn es Hatch nur irgendwie gelänge, ihn abzuschütteln, könnte er bis zu der Stelle gelangen, wo der Boston-Schacht auf die Wassergrube traf. Dort würde er Neidelman finden, der bestimmt nicht wußte, was sein Vorarbeiter tat. Streeter mußte völlig ausgerastet sein, alles andere ergab keinen Sinn. Wenn Hatch nur irgendwie den Hauptschacht erreichen könnte…
    Ein weiterer Schuß gellte durch den Tunnel, und das Mündungsfeuer war plötzlich sehr viel näher, als Hatch gedacht hatte. Verzweifelt warf er sich zur Seite, und die zweite Kugel pfiff haarscharf an Ihm vorbei. Vor sich sah er, wie der Tunnel sich gabelte. Ein schmaler Gang zweigte nach links ab und endete nach ein paar Metern in einem gähnenden Loch im Boden. Hatch hörte einen dritten und vierten Schuß und verspürte

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