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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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er das Geräusch eines Fußes, der schmatzend aus dem Schlamm gezogen wurde. Hatch hielt den Atem an. Das schrille Quietschen von Metall sagte ihm, daß die Tür des Schuppens aufgerissen wurde. Danach war alles still.
    Nach einer Weile waren Schritte zu hören, die langsam näher kamen. Tiefes, regelmäßiges Atmen, nur wenige Meter entfernt. Hatch hörte das metallische Klicken, mit dem eine Waffe entsichert wurde, und wußte, daß Streeter sich nicht hinters Licht hatte führen lassen.
    Die Fléchette bellte los und verwandelte den Boden des Grabes in eine Wolke aus Erde, Sand und winzigen Knochensplittern. Aus dem Augenwinkel konnte Hatch sehen, wie die Plane neben ihm sich unter dem Ansturm der unzähligen kleinen Nadeln wellte und wand. Die Knochen darunter wurden pulverisiert und zusammen mit der trockenen Erde in die Luft geschleudert. Unaufhaltsam näherte sich ihm diese Spur des Todes, und Hatch wußte, daß ihm noch eine, höchstens zwei Sekunden blieben, um etwas zu unternehmen. Falls es überhaupt noch etwas zu unternehmen gab.
    Die Waffe begann zu stottern und verstummte. Hatch hörte das Klappern von Metall. Mit dem Mut der Verzweiflung sprang Hatch, die Plane zwischen seinen Armen wie ein Segel gespannt, in die Höhe und stürzte sich in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Er prallte auf Streeter und warf ihn um. Die Fléchette, ein frischer Munitionsbehälter und die Taschenlampe fielen ins Gras. Streeter zappelte unter der Plane wild mit .Armen und Beinen, und Hatch rammte sein Knie mit aller Kraft dorthin, wo er den Schritt des Vorarbeiters vermutete. Offenbar hatte er gut gezielt, denn Streeter stieß einen lauten Schmerzensschrei aus.
    »Dreckskerl!« rief Hatch. Er warf sich mit dem ganzen Gewicht seines großen Körpers auf die unter der Plane zappelnde Gestalt und drosch mit beiden Fäusten auf sie ein. »Verfluchter, mieser Dreckskerl!«
    Auf einmal erhielt Hatch einen Schlag ans Kinn, daß seine Zähne knirschten. Er torkelte rückwärts und spürte, daß sich in seinem Kopf alles drehte. Streeter mußte ihn mit seinem Schädel einen Stoß verpaßt haben. Er sprang wieder auf die Plane, aber Streeter, der drahtig und für seine Größe ausgesprochen stark war, gelang es, sich freizukämpfen. Rasch griff Hatch nach dem Behälter mit der Reservemunition und schleuderte ihn in die Dunkelheit. Als er gerade die Taschenlampe aufheben wollte, war Streeter bereits auf den Beinen und streifte die nasse Plane ab. Er griff an seinen Gürtel und zog eine kleine Pistole hervor. Hatch zögerte keinen Augenblick und trat mit dem Absatz auf die Taschenlampe.
    Das Licht ging aus; Sekundenbruchteile später feuerte Streeter. Hatch rannte los in die Dunkelheit und überquerte Haken schlagend die Wiese in Richtung auf die zentrale Erhebung der Insel mit ihrem Labyrinth aus Schächten und Pfaden. Als wieder ein Blitz aus den Wolken fuhr, drehte er sich um: Streeter war hundert Meter hinter ihm! Als der Vorarbeiter ihn sah, fing er an zu rennen. Hatch lief auf den Kamm des Hügels zu, wobei er mit den Händen nach dem Absperrband tastete, um nicht plötzlich in einen verborgenen Schacht zu fallen. Hinter sich konnte er das Geräusch von Streeters Schritten und seinen schweren Atem hören.
    Oben auf dem Hügel angelangt, sah er durch den Regen die Lichter des Orthanc. Erst wollte er darauf zusteuern, doch dann überlegte er es sich anders: Wenn er auch nur in die Nähe des Lichtes käme, würde er Streeter eine gute Zielscheibe bieten.
    Hatch dachte fieberhaft darüber nach, wie er Streeter abschütteln könnte. Wenn er hinunter zum Basislager lief und sich zwischen den Hütten versteckte, bestand die Gefahr, daß er in eine Falle geriet. Aber im offenen Gelände hatte er überhaupt keine Chance, dem Vorarbeiter zu entkommen. Es blieb ihm also nur eines: Er mußte in den Untergrund.
    Hatch wußte, daß er sich ganz in der Nähe des Boston-Schachtes befand, der irgendwo in großer Tiefe auf die Wassergrube stieß. Neidelman hatte es ihm an jenem Morgen erklärt, an dem die Wassergrube zweifelsfrei identifiziert worden war. Es war unfaßbar, daß das erst ein paar Wochen zurücklag.
    Die Zeit wurde knapp. Hatch orientierte sich an der Lage des Örthanc. Er folgte einem der Pfade, die den Hügel hinabführten, und bald sah er ein schwarzes, mit Plastikband gesichertes und von Stauden umwuchertes Loch vor sich.
    Er schlüpfte unter der Absperrung hindurch und blieb am Eingang des Boston-Schachtes

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