Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
Vom Netzwerk:
Ragged Island gewesen war und diese erste Begegnung mit dem Grauen überlebt hatte.
    Hatch sah auf die Uhr. Es war gleich halb acht Uhr abends. Höchste Zeit loszufahren.
    Er betätigte den Starter und freute sich, daß der große Schiffsdiesel sofort ansprang. Die tiefen Vibrationen aus dem Rumpf und das Blubbern des Auspuffs stellten für ihn eine Art Sirenengesang aus der Vergangenheit dar, süß und schmerzhaft zugleich. Mit einer Handbewegung kuppelte er die Schraube ein und steuerte den Bug des Schiffes in Richtung Ragged Island.
    Es war ein klarer Tag, und während das Boot durch die See pflügte, konnte Hatch seinen Schatten sehen, den die Nachmittagssonne vor ihm aufs Wasser warf. Der Ozean war leer bis auf ein einsames Hummerboot, das vor Hermit Island seine Körbe einholte. Den Nachmittag über war Malin immer wieder mal an Deck gegangen, um zu schauen, ob sich irgendwelche Aktivitäten aus der Richtung von Ragged Island ausmachen ließen. Aber er hatte nichts außer Meer und Himmel gesehen und war sich nicht im klaren gewesen, ob er nun enttäuscht oder erleichtert sein sollte.
    Als er den Hafen verließ, wurde die Luft deutlich kühler. Anstatt aber die Geschwindigkeit zu drosseln und sich seine Jacke überzuziehen, gab Hatch Gas und streckte den Kopf hinaus in den Wind. Er öffnete weit den Mund, um die salzige Gischt aufzuschnappen, die ab und zu von dem durch die Wellen schneidenden Bug der »Plain Jane« aufstob. Allein die Tatsache, daß er auf dem Meer war, übte schon eine reinigende Wirkung auf Hatch aus, der fast das Gefühl hatte, als würden Wind und Wasser ihn langsam von Staub und Spinnweben befreien, die sich während der letzten fünfundzwanzig Jahre in seinem Kopf angesammelt hatten.
    Auf einmal tauchte am östlichen Horizont vor ihm ein niedriger dunkler Schatten auf. Hatch drosselte den Motor und spürte, wie seine alte Angst zurückkam. Der Nebel um die Insel war an diesem Tag dünner als sonst, aber trotzdem wirkten ihre Umrisse noch immer unscharf und gespenstisch, und die Wracks der alten Kräne und Winschen ragten wie die Minarette einer zerstörten Stadt in den Himmel. Hatch steuerte das Boot nach Backbord und schickte sich an, die Insel in sicherer Entfernung zu umfahren.
    Dann aber bemerkte er an der windgeschützten Seite von Ragged Island auf einmal ein ihm unbekanntes Boot, das etwa eine Viertelmeile vom Strand entfernt vor Anker lag. Als er näher kam, sah er, daß es sich um ein altes Feuerlöschboot handelte. Sein Rumpf war aus dunkelbraunem Holz, wohl Teak oder Mahagoni. Am Heck stand in großen Lettern der Name GRIFFIN und darunter, in kleineren Buchstaben: Mystic, Connecticut.
    Hatch überlegte kurz, ob er an dem Boot längsseits gehen sollte, verwarf den Gedanken aber und schaltete in etwa hundert Metern Entfernung den Motor der »Plain Jane« aus. Das fremde Boot schien leer zu sein, denn niemand kam an Deck, um zu sehen, wer da war. Einen Augenblick lang fragte sich Hatch, ob das Boot wohl einem Touristen oder einem Souvenirjäger gehörte, aber es war kurz vor Sonnenuntergang, und da wäre der Zufall doch zu groß gewesen.
    Hatch starrte neugierig hinüber auf das Boot. Wenn es wirklich Neidelmans Kommandofahrzeug war, dann hatte er damit eine ungewöhnliche, wenn auch praktische Wahl getroffen. Was das Boot an Geschwindigkeit vermissen ließ, machte es durch seine Stabilität wieder wett: Hatch war sich sicher, daß es auch mit schwerer See gut fertig werden würde, außerdem machten seine beiden an Bug und Heck untergebrachten Motoren es ausgesprochen wendig. Die Löscheinrichtungen des Bootes hatte man entfernt und somit eine Menge Platz an Deck geschaffen. Die Davits, der Löschturm und die Suchscheinwerfer hingegen waren geblieben, und am Heck war ein computergesteuerter Kran hinzugekommen. Auf dem Dach des geräumigen Steuerhauses konnte Hatch den üblichen Antennenwald für Funk, elektronische Navigation und Radar erkennen. Dazu kam einiges an Geräten, die nicht ausschließlich nautischen Zwecken dienten: Mikrowellenhorn, Satellitenschüssel, Luftraumradar und Langwellen-Antennen. Ganz schön viel Zeug, dachte Hatch. Er legte eine Hand aufs Instrumentenbrett, um das Nebelhorn der »Plain Jane« ertönen zu lassen.
    Dann aber zögerte er, denn hinter dem still daliegenden Boot und der nebelverhangenen Insel konnte er ein Brummen vernehmen, das so tief war, daß es sich schon fast unterhalb des menschlichen Hörspektrums befand. Hatch lauschte und nahm die

Weitere Kostenlose Bücher