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Risiko: Wie man die richtigen Entscheidungen trifft (German Edition)

Risiko: Wie man die richtigen Entscheidungen trifft (German Edition)

Titel: Risiko: Wie man die richtigen Entscheidungen trifft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Gigerenzer
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Magnetresonanztomografie ein. Nur um sicherzugehen. Sind Ihre Ärzte dagegen syndromfrei und über die medizinische Evidenz unterrichtet, werden sie Sie über die wissenschaftliche Evidenz über Check-ups informieren. In 16 Studien, in die insgesamt 180000 Erwachsene (unter 65 Jahren) einbezogen waren, wurde untersucht, ob regelmäßige Check-ups die Krebs-, Herz-Kreislauf- oder Gesamtsterblichkeit verringern. Die Antwort lautete in allen drei Fällen: nein. 175 Auch die Morbidität, das Auftreten von Symptomen, wird dadurch nicht verringert. Der einzige Effekt war, dass bei Patienten, die öfters zu Check-ups gingen, die Zahl neuer Diagnosen anstieg. Gesunde Menschen machten sich deshalb unnötig Sorgen, und die Zahl weiterer Diagnosen und Behandlungen ohne erkennbaren Nutzen nahm noch mehr zu. Doch wie immer im Leben gibt es keine absolut sichere Strategie. Gehen Sie nie zum Arzt, bleibt unter Umständen etwas unbemerkt, was rechtzeitig hätte geheilt werden können. Sie müssen selbst entscheiden, was am besten für Sie ist.
    Freier Zugang zu Informationen
    Patienten und Ärzte könnten bessere Entscheidungen treffen, wenn sie besser informiert wären. Doch wer nach einschlägigen Informationen sucht, hat es schwer, sie zu finden oder zu verstehen. Wie ich im nächsten Kapitel zeige, werden Patienten und Ärzte regelmäßig durch relative Risiken und andere Tricks getäuscht. Zudem sind noch weitere Hemmnisse zu überwinden. Hier einige wesentliche Informationsquellen, auf die alle Bürger endlich freien Zugriff erhalten sollten.
    • Freier Zugang zur Cochrane Library . Die Cochrane Library ( www.thecochranelibrary.com und www.cochrane.de) ist eine der besten Quellen für medizinische Forschungsergebnisse. Sie ist gemeinnützig und fasst zusammen, was wir über Tausende von Gesundheitsproblemen wissen. Die Einwohner vieler Länder – darunter Dänemark, Finnland, Großbritannien, Irland, Norwegen, Schweden und Spanien – haben freien Internetzugang zu der Bibliothek. Er wird von ihren nationalen Gesundheitsorganisationen oder Regierungen finanziert. Wir Deutschen haben keinen Zugang; genau wie die US -Amerikaner können wir nur die Abstracts lesen. Freier Zugang würde das deutsche Gesundheitsministerium rund 1 Cent pro Kopf und Jahr kosten, also etwa eine Million Euro – ein winziger Betrag, verglichen mit den Milliarden, welche für Technologie und Bürokratie ausgegeben werden. Der informierte Bürger steht bisher nicht im Vordergrund des Interesses. Infolgedessen haben auch viele Ärzte in Privatpraxen keinen Zugang zu den Informationen, die sie brauchen.
    • Freier Zugang zu Krankenakten . In vielen Ländern haben Patienten keinen Zugang zu ihren eigenen Krankenakten. Traditionell gehören die Berichte den Krankenhäusern und Hausärzten. Der Einblick in die eigene Krankengeschichte sollte ein Grundrecht in einer Demokratie sein. Wir brauchen eine »Informationsrevolution«, die Patienten erlaubt, ihre Krankenakten einzusehen.
    • Freier Zugang zu medizinischen Zeitschriften . Wiederholt haben wir gesehen, dass Ärzte häufig die einschlägigen Forschungsergebnisse nicht kennen. Unter anderem liegt es daran, dass manche Ärzte keinen Zugang zu den führenden medizinischen Zeitschriften haben. Und ich spreche hier nicht nur über Entwicklungsländer. Verlage wie Elsevier und Springer blockieren den Zugang zu ihren medizinischen (und anderen wissenschaftlichen) Zeitschriften. Ein Arzt oder Patient, der sich im Internet eine neue Studie ansehen möchte, findet neben der Zusammenfassung einen Preis. Ohne die Zahlung von 30 oder 40 Euro pro Artikel oder die Mitgliedschaft in einer Institution, die dem jeweiligen Verlag eine horrende Gebühr bezahlt hat, gibt es keinen Zugang. Wissenschaftler aus vielen Ländern haben dazu aufgerufen, Verlage zu boykottieren, welche die freie Verbreitung wissenschaftlicher Informationen verhindern, um Profit zu machen. Schließlich arbeiten die Autoren dieser Artikel, Gutachter und Herausgeber in der Regel ohne Entgelt. Im digitalen Zeitalter leisten die Verlage nur einen kleinen Beitrag, sichern sich aber das Urheberrecht und verlangen von den Bibliotheken unverschämte Summen. Noch nicht einmal den Verfassern gestatten sie, durch Veröffentlichung auf ihren Webseiten für die rasche Verbreitung der eigenen Forschungsergebnisse zu sorgen. Mit dieser Praxis muss Schluss gemacht werden. Das Urheberrecht sollte an die Herausgeber, wissenschaftlichen Organisationen oder andere

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