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Risiko: Wie man die richtigen Entscheidungen trifft (German Edition)

Risiko: Wie man die richtigen Entscheidungen trifft (German Edition)

Titel: Risiko: Wie man die richtigen Entscheidungen trifft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Gigerenzer
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Gesellschaft sein, die mit Risiken informiert und entspannt umgehen kann.
    Gesundheitskompetenz
    In der westlichen Welt des 21. Jahrhunderts können wir erwarten, länger denn je zu leben, was bedeutet, dass auch die Zahl der Krebserkrankungen zunehmen wird. Wir gehen mit dem Krebs wie mit anderen Krisen um: Wir setzten auf Technik. Der heilige Gral der Krebsforschung ist die Pille, die Krebs aufschiebt, heilt oder verhindert. Der Nachdruck liegt auf Chemoprävention, Arzneimitteln und Impfstoffen. Ein Aspirin pro Tag schütze vor Darmkrebs, heißt es. Wirklich? Wahrscheinlich nicht. 257 Wie in Kapitel 10 gesehen, ist auch der Nutzen der Früherkennung von Krebs sehr begrenzt: Sie rettet kein oder nur wenige Leben, beeinträchtigt aber viele.
    Die beste Waffe gegen Krebs, die wir kennen, sind risikokompetente Bürger. Hier sind die Gründe:
    Wie gesagt sind geschätzte 50 Prozent aller Krebserkrankungen auf das individuelle Verhalten zurückzuführen: Rauchen, Fettleibigkeit, Alkoholmissbrauch, Fastfood, Bewegungsmangel und überflüssige CT -Scans. Zigarettenrauchen ist die Hauptursache, obwohl Fettleibigkeit aufholt. Diese Krebserkrankungen ließen sich durch eine gesunde Lebensweise verhindern. Doch es hat keinen Zweck, einem 15-Jährigen zu sagen, er solle mit dem Rauchen aufhören; dann ist es zu spät. In diesem Lebensabschnitt sind die Menschen von der Meinung ihrer Altersgenossen so abhängig wie nie. Die Förderung gesunder Lebensweise muss früher ansetzen, vor der Pubertät. Wie erreichen wir das? Statt mit dem moralischen Zeigefinger zu drohen, sollten wir den jungen Menschen Kompetenz vermitteln. Sie sollen verstehen, welche Risiken eine ungesunde Lebensweise hat und wie ihre Wünsche von der Industrie gesteuert werden. Das wird nicht nur die Krebshäufigkeit senken, sondern auch die Allgemeingesundheit verbessern.
    Ein Programm zur Vermittlung von Gesundheitskompetenz sollte auf zwei psychologischen Prinzipien beruhen:
    1. Kinder sollten fünf bis zehn Jahre alt sein, wenn das Programm beginnt, also bevor sie in die Pubertät kommen.
    2. Kindern sollte Gesundheitskompetenz in der Schule zusammen mit ihren Klassenkameraden gelehrt werden, damit der Einfluss ihrer Altersgenossen beim Erreichen der Pubertät positiv statt negativ ist.
    Der Lehrplan sollte folgende Inhalte umfassen:
    • Fertigkeiten wie Kochen und Sport,
    • Wissen wie zum Beispiel, welche Gifte Zigaretten enthalten, wie eine Raucherlunge aussieht und warum man von Nikotin abhängig wird, und
    • psychologische Prinzipien wie die Erkenntnis, dass Kinder und Jugendliche von profitorientierten Unternehmen zu schädlichen Lebensweisen verführt werden und mit welchen Techniken die Werbung dies versucht.
    Fertigkeiten und konkrete Erfahrungen sind essentiell. Essgewohnheiten werden früh angelegt, und die Freude am Kochen ist das beste Mittel gegen Fettsucht und Fastfood. Es gibt bekannte Vorbilder: Jamie Oliver in England und Michelle Obama in den USA kämpfen für gesundes Essen und dafür, Kindern wieder Kochen beizubringen. In Ganztagsschulen könnten Kinder die Cafeteria einen Tag in der Woche übernehmen und für ihre Altersgenossen kochen. Psychologische Prinzipien sind extrem wichtig: Während die Kampagnen sich in der Regel auf die langfristigen Nachteile des Rauchens konzentrieren, rauchen Jugendliche wegen der kurzfristigen Vorteile – sich erwachsen zu fühlen und cool auszusehen. Bei ScienceKids – einem Programm für Gesundheitskompetenz – wurde beobachtet, dass teilnehmende Kinder mehr Verantwortung für ihre Gesundheit übernahmen. Zu Hause sprachen sie über Gesundheitsthemen und beeinflussten damit auch das Gesundheitsverhalten ihrer Eltern. 258
    Hier meine Krebs-Wette :
    Wenn wir genauso viel Geld für die Entwicklung der Gesundheitskompetenz von Kindern ausgäben wie für die Entwicklung neuer Krebsmedikamente, dann würden wir mit dem Kompetenzprogramm viel mehr Leben vor dem Krebs retten.
    Vielleicht können wir nicht jedes Kind vor einer ungesunden Lebensweise bewahren. Aber wenn es uns auch nur bei 10 bis 20 Prozent gelingt, dann werden wir erfolgreicher sein, als die nächste Generation von Arzneimitteln im Kampf gegen Krebs dies vermag. Das Resultat wären Teenager, die frei von Fettsucht, Rauchen und Alkoholproblemen wären, und generell mehr gesunde Erwachsene. 259 Um zu sehen, ob die Maßnahmen Erfolg haben, müssen wir auch nicht warten, bis die Kinder erwachsen sind. Die Wirksamkeit eines solchen Programms

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