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Risiko: Wie man die richtigen Entscheidungen trifft (German Edition)

Risiko: Wie man die richtigen Entscheidungen trifft (German Edition)

Titel: Risiko: Wie man die richtigen Entscheidungen trifft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Gigerenzer
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Freisprechanlagen gleichermaßen. Jedes Jahr werden in den USA ungefähr 2600 Menschen getötet und rund 330000 verletzt, weil vom Handy abgelenkte Fahrer Autounfälle verursachen. 264 Das Wissen, dass jedes Jahr Tausende ums Leben kommen, genügt aber möglicherweise nicht, das Verhalten aller zu verändern; dazu ist auch digitale Selbstbeherrschung vonnöten.
    Obwohl nicht alle Veränderungen vorhersehbar sind, die die digitalen Medien für unser geistiges Leben bringen werden, gibt es doch psychologische Prinzipien, die uns verraten, was möglicherweise geschehen wird und was nicht.
    Früher Spracherwerb : Ehrgeizige Eltern möchten ihre Kinder auf Eliteuniversitäten schicken und ihnen einen frühen Vorsprung verschaffen. Bis in jüngste Zeit wurde jedes dritte Kind in den USA mit einer »Baby- DVD « trainiert, um Englisch früher, schneller und besser zu lernen. Programme wie »Baby Einstein« und »Brainy Baby« bringen Krabbelkindern neue Wörter zur Erweiterung ihres Wortschatzes bei. Allerdings scheinen diesen übereifrigen Eltern die psychologischen Grundprinzipien des frühen Spracherwerbs unbekannt zu sein. Das Erlernen der Muttersprache beruht in hohem Maße auf sozialer Interaktion wie dem Augenkontakt mit den Eltern. Die Augen vieler Babys kleben so fest am Bildschirm, dass sie noch nicht einmal ihre Eltern beachten. Trotzdem zeigen Tests, dass die Kinder nichts lernen. Als Eltern ihren 8 bis 16 Monate alten Kindern beispielsweise täglich vorlasen, verbesserte sich deren Ergebnis in einem Sprachtest um sieben Punkte. Im Gegensatz dazu nahm das Resultat mit jeder Stunde, die ein Kind pro Tag DVD s schaute, um 17 Punkte ab. 265 Lernen ohne soziale Interaktion kann Baby Einstein in Baby Homer (Simpson) verwandeln.
    Multitasking : Die digitale Revolution bietet neue Möglichkeiten zum Multitasking. Jugendliche lesen E-Mails, schreiben eine SMS und lauschen ihrer Lieblingsmusik, während sie ihre Hausaufgaben machen. Man könnte meinen, dass Multitasking mit wachsender Erfahrung leichter zu meistern ist. Doch dabei wird das psychologische Prinzip übersehen, dass wir unsere volle Aufmerksamkeit nur auf eine Aufgabe richten können. Wenn wir trotzdem mehrere gleichzeitig in Angriff nehmen, wird uns keine richtig glücken. Tatsächlich lassen Studien darauf schließen, dass sich die Multitasker im Vergleich zu Personen, die es selten praktizieren, leichter von irrelevanten Informationen ablenken lassen, weniger behalten und langsamer zwischen Aufgaben umschalten können. 266 In all diesen Fähigkeiten hätten sich die hartgesottenen Multitasker eigentlich hervortun müssen.
    Multitasking gelingt nur, wenn alle Aufgaben bis auf eine vom Unbewussten übernommen werden, das heißt, wenn sie alle automatisch verrichtet werden. Das ist der Grund, warum wir Auto fahren und uns unterhalten können – allerdings nur, wenn das Fahren durch unser Unbewusstes oder Systeme wie den Tempomat automatisiert werden. Geschieht auf der Straße etwas Unvorhergesehenes, unterbrechen wir unser Gespräch augenblicklich und konzentrieren uns auf das Problem. Erfolgreiches Multitasking würde voraussetzen, dass noch mehr Aufgaben von unserem Unbewussten erledigt würden. Das könnte unsere Zukunft werden. In den Worten des englischen Philosophen Alfred North Whitehead: »Die Zivilisation schreitet vorwärts, indem sie die Zahl der wichtigen Operationen, die wir ohne Denken ausführen können, erhöht.« 267 Im Laufe der digitalen Revolution könnte das Unbewusste alle Hände voll zu tun bekommen.
    Digitale Selbstbeherrschung
    Unter digitaler Selbstbeherrschung verstehe ich die Fähigkeit, die digitale Technik zu beherrschen, statt sich von ihr beherrschen zu lassen. Medien sollten Menschen dienen, doch häufig ist es umgekehrt. Einige Menschen werden süchtig. Schon 2005 zeigte eine AOL -Erhebung, dass einer von vier Nutzern es nicht länger als drei Tage ohne E-Mail aushielt. Fast die Hälfte wachte auf, begann den Tag mit dem Lesen von E-Mails und setzte die Lektüre privater E-Mails auch während der Arbeit fort. 268 Laut der Kaiser Foundation vermischen die Hälfte der Amerikaner zwischen 8 und 18 Jahren die Erledigung ihrer Hausaufgaben mit Entertainment, vor allem, indem sie gleichzeitig im Internet surfen. »Ich muss damit aufhören und meine Hausaufgaben machen«, sagen einige, »aber ich kann es nicht.« Digitales Suchtverhalten kann zum sozialen Technikstress ausarten: Je mehr Zeit die Menschen im Internet verbringen,

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