Riskante Enthüllung (German Edition)
zuzuschlagen“, kombinierte Dr. Murag. So musste es gewesen sein, endlich konnte ich mir einen Reim darauf m a chen. Doch wer war er? Ich hatte nicht den geringsten Verdacht. „Aber warum hat er die Tafeln nicht einfach selbst gesucht?“, fiel Dr. Murag ein.
„Expeditionen kosten sehr viel Geld und eine Killertruppe kon n te er sich vielleicht gerade noch leisten“, erwiderte ich nicht ohne bitt e ren Sarkasmus.
In diesem Moment traten Arzt und Sanitäter wieder aus der Pyramide. Sie transportierten den verletzten Max auf der Trage zw i schen sich und Stevens hielt assistierend eine Infusionsflasche hoch. Auf meinen fragenden Blick erklä r te der Arzt, dass es ihm besser ginge als sein Zustand vermuten ließ und man nach einer Operation weiters e hen würde. Ich war unendlich erleichtert, dass er nicht mehr in akuter Lebensgefahr schwebte. Ich fragte Dr. Murag wie es hier jetzt weite r gehen würde.
„Am besten kommen Sie alle mit in die Stadt und schlafen ein paar Tage im Hotel, bis Ihr Kollege wieder reisefähig ist“, schlug er vor, doch ich wollte d a von nichts wissen und wie ich James kannte wollte er bestimmt auch hier ble i ben.
„Könnten Sie mit Hilfe der Polizei dafür sorgen, dass das Camp … gereinigt wird, denn wir wollen lieber unsere Arbeit nicht unterbr e chen und hier bleiben.“
Er nickte, so als habe er mit dieser Antwort gerechnet. „Also gut, in Ordnung. Der Wagen mit den Leuten von der Polizei, die alles säubern werden, wird s i cher in ein paar Stunden da sein. Ich werde mich morgen früh gleich um neue Arbeiter bemühen.“
Prof. Dr. Murag wollte sich die Pyramide ansehen und zeigte Verständnis als ich ihn nicht begleiten wollte. Stevens kehrte vom Hu b schrauber zurück und hielt ein Paket weißer Laken in der Hand, die er über die Leichen in der Sonne legte. Der Hubschra u ber startete und ich hoffte inständig, dass Max’ Zustand bis zum Krankenhaus in Kairo stabil blieb. Ermattet ließ ich mich auf einen Regiestuhl unter der Plane des Equipmentzeltes fallen und öffnete die Kühlbox. Das Wasser rann belebend durch meine ausgedörrte Kehle. Ich schloss die A u gen und versuchte , endlich innerlich zur Ruhe zu kommen. Würden wir hier in Frieden weiter arbeiten können, nachdem das Camp sein altes Aussehen z u rückerhalten hatte? Oder würde uns das Betreten des Tatortes stets schockieren und mit quälenden Erinn e rungen belasten?
„Hallo, Joe“, sagte James und blickte auf mich herab.
Er ging vor mir in die Hocke und legte seine Hände auf meine Knie.
„Was sagt der Kommissar?“
Seine Kehle glänzte feucht und unter seinen Augen lagen dunkle Ringe. Ich widerstand dem Impuls ihn zu umarmen, seinen Kopf an meine Schulter zu betten und ihn wie ein Kind zu wiegen, damit er sich endlich ausruhen konnte.
„Sie werden nachher eine Untersuchung einleiten. Wir sollten uns so lange zurückziehen, meinte der Kommissar, bis alles erl e digt ist.“
Ich seufzte. Erledigt, das klang pietätlos und ließ fast vergessen, dass es sich um Menschen handelte, die nun ein hygienisches Problem darstellten, das erl e digt werden musste.
„Wohin sollen wir gehen?“, fragte ich matt.
In kürzester Zeit würde es an beiden Grabungen von Polizisten und Presseleuten wimmeln. Die Presse! Die hatte ich völlig verge s sen.
„Hast du den Kommissar um Stillschweigen gegenüber der Pre s se gebeten?“, fragte ich alarmiert.
„Natürlich.“ Natürlich, schließlich besaß er einen eigenen Verstand, was ich von mir heute nicht mehr mit letzter Sicherheit behaupten konnte. „Mach dir keine Sorgen, Joe“, sagte er milde und tätschelte mein Knie. „Sie wollen selbst nicht, dass die Presse Wind davon b e kommt, womöglich käme es zu einer Panik bei den vielen anderen Archäologen-Teams, die zurzeit im Land sind.“ Ich nickte. Von di e sem Umstand würden wir profitieren und in Ruhe weitermachen können. „Komm mit, wir gehen in unser Zelt, hä n gen ein Bitte-nicht-stören - Schild an den Reißverschluss und hauen uns aufs Ohr“, schlug James vor.
Dann nahm er mir die Wasserflasche aus der Hand und trank sie gierig aus. Ein dünnes Rinnsal lief aus seinem Mundwinkel, seinen Hals entlang und durchnässte sein T-Shirt. Er stand auf, reichte mir die Hand und zog mich schwungvoll aus dem Stuhl. Wir beobacht e ten wie Stevens mit dem Kommissar sprach und gingen zu ihnen. Die Leichen waren abgedeckt und bildeten weiße Hügel, die im Wind leise flatterten. Zum zweiten Mal in der
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