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Riskante Enthüllung (German Edition)

Riskante Enthüllung (German Edition)

Titel: Riskante Enthüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
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können. Mein kriminalistischer Spürsinn hielt sich in Grenzen, daher verwarf ich den Gedanken wegen akuter Aussichtslosigkeit. Plötzlich durc h brach ein Knacken die Stille und ich blickte mich hastig um.
    „Aber Johanna“, sagte James lachend. „Der Mörder wird wohl kaum noch hier sein.“
    Er hielt inne und lauschte. Mit einem M al kam mir der Tunnel enger vor und ich musste mich zwingen, meinen Atem zu beruh i gen, um nicht in Panik zu geraten. Ich tastete nach James’ Hand und drückte fest zu als ich sie fand. Übe r rascht von der plötzlichen Berührung machte er eine unachtsame Bewegung und stieß gegen den Schalter der Stablampe.
    Als das Licht erlosch hörte man einen gellenden Schrei durch den Tunnel schallen. Ich brauchte einen Moment , um zu begreifen, dass er von mir kam. Nach ein paar Sekunden hatte James das Licht wieder eingeschaltet und mu r melte eine Entschuldigung. Ich presste mich gegen ihn und zitterte erbärmlich.
    „Ich will hier raus.“
    „Wie bitte?“ Er steckte sich einen Finger ins Ohr. „Oh Elend, ich bin taub.“
    „Lassen Sie den Quatsch und kommen Sie mit zurück.“
    Ich ließ ihn los und trat einen Schritt nach hinten. Beinahe wäre ich über die ermordete Leiche gestolpert und genau auf ihr gela n det, wenn James nicht mit einem schnellen Griff um meine Taille das Schlimmste verhindert hätte.
    „Ganz ruhig, Johanna. Es war bestimmt nur rutschender Sand, der hier i r gendwo eindringt, oder Fledermäuse. Jetzt sind wir schon so weit gekommen. Sie wollen doch nicht wirklich umke h ren? Wo bleibt Ihr Forschergeist?“
    „Wo sollten hier bitte schön Fledermäuse herkommen?“
    Der Tunnel war hermetisch abgeriegelt. Und rutschender Sand mi t ten im dicken Felsgestein? James betrachtete mich mit einem Dacke l blick und einem Knie erweichenden Lächeln.
    „Mir ist nichts Besseres eingefallen.“
    „Also gut, aber ich bleibe hinter Ihnen.“
    Er nickte und ging langsam voran. Ich atmete tief dieselbe Luft, die der tote Ägypter und vielleicht König Echnaton persönlich vor über dreitausend Jahren geatmet hatten, und die Schocksymptome me i nes Körpers verebbten zögerlich. Das Geräusch war verstummt und langsam glaubte ich, dass ich es mir nur eingebi l det hatte. Ich war bestimmt nicht zimperlich, aber eine ermordete mumifizierte Leiche aus vorchristlichen Zeiten, ein dunkler Tunnel unter mete r dickem Felsen und Tonnen von Sand, und ein gespenstisches Geräusch reichten, um mir me i ne Grenzen zu zeigen.
    Wir gingen weiter ohne Zwischenfälle und plötzlich stieß der Schein unserer Lampen gegen einen Berg aus Geröll und Sand.
    „Endstation“, sagte James.
    „Aber wir müssen fast da sein.“
    Ich steckte eine Hand in James’ Hosentasche und wühlte darin herum. Mit e i ner eleganten Drehung wandte er sich zur Seite. „Nicht so draufgängerisch, Frau Kollegin“, sagte er und übergab mir den Kil o meterzähler.
    Ich bedachte James mit einem schiefen Grinsen. Verwundert stellte ich fest, dass wir fast einen Kilometer zurückgelegt hatten. Über uns, oder nur wenige Schritte entfernt, musste die tonnenschwere Pyram i de stehen. Langsam und fast unbemerkt kroch ein bedrängendes Gefühl mein Rückgrat hoch und ich schluckte schwer. Meine Beine gehorchten mir nicht und ich hatte Mühe zu atmen. Meine Gedanken drehten sich nur noch um die Tausende Tonnen G e stein, die auf uns lasteten und plötzlich fragte ich mich ob dreitausend Jahre nicht g e nug Zeit für einen Tunnel ist , um stabil zu bleiben. Schließlich war da dieses knackende Geräusch …
    „Kommen Sie schon, Johanna.“ Ich hatte nicht bemerkt, dass J a mes bereits auf dem Rückweg war. „Wir kommen hier nicht weiter, kein Grund Wurzeln zu schlagen.“ Ich bewegte mich in Zeitlupe, während ich gegen aufwallende, lä h mende Angstzustände ankämpfte. „Was ist los? Sie bewegen sich mit dem Te m po einer Wanderdüne.“ Mir war nicht zum Lachen zumute und endlich bemerkte James di e sen Umstand. „Ein Anfall von Klaustrophobie? Das ist mir in einem israelischen Höhlensystem auch schon mal passiert. Aber wir haben es fast hi n ter uns, nur noch zurückgehen, es ist ganz einfach. Ich helfe Ihnen.“
    Er sprach leise und beruhigend, wie ein Psychiater zu jemandem, der jeden Moment ausrastet. Ohne hektische Bewegungen griff er nach meiner Hand und zog mich sanft hinter sich her. Ich hatte das irreale Gefühl das dunkle Gestein verenge sich, kam immer näher, sodass ich nicht mehr durchpassen würde.

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